Marvels Avengers haben nun höchstoffiziell direkte Konkurrenz im Superheldenkino: DC schickt mit dem Dreamteam Batman, Wonder Woman, Aquaman und The Flash ein schlagkräftiges Quartett auf die große Leinwand. Kann diese „Justice League“ den Kollegen Iron Man, Captain America, Hulk, Thor & Co. das Wasser abgraben?
Avengers oder Justice League – eine Glaubensfrage
Letztlich ist es – ähnlich wie bei „Star Wars“ und „Star Trek“ – eine Glaubensfrage: Bist du im Team Marvel oder bist du im Team DC? Obwohl: In den vergangenen Jahren ist die Rivalität sicher etwas aufgeweicht worden – die Frage lautet jetzt wohl eher „Bist du im Team Superhelden oder nicht?“ Vermutlich wird aber jeder von euch zumindest eine klare Präferenz für eine der beiden Comic-Schmieden haben.
Bei mir ist es ganz klar Marvel: Die „Avengers“- und „Captain America“ FILME, „Spider-Man: Homecoming“, die „X-Men“-Reboots, die etwas kleineren „Ant-Man“ und „Deadpool“ waren allererste Sahne, der aktuelle „Thor 3: Tag der Entscheidung“ ebenfalls. Mit „Wonder Woman“ hat DC diesen Sommer jedoch seinen (meiner Meinung nach) besten Film (seit „The Dark Knight“) abgeliefert – insofern hegte ich schon ein bisschen die Hoffnung, das mich „Justice League“ mehr flasht als „Man Of Steel“ und „Batman v Superman: Dawn of Justice“.
Jetzt geht’s zur Filmbesprechung von „Justice League“ – ohne Spoiler (vorausgesetzt, ihr habt „Batman v Superman: Dawn of Justice“ gesehen).
Superfrust ohne Superman
Nach dem Tod von Superman am Ende von „Batman v Superman: Dawn of Justice“ droht die Welt ins Chaos zu stürzen. Zum einen, weil all die bösen irdischen Buben wieder aus ihren Löchern kriechen – zum anderen, weil durch das Dahinscheiden des kryptonischen Erdbeschützers auch außerirdische Aggressoren ihre Chance gekommen sehen. Das Wesen Steppenwolf (Ciarán Hinds alias Mance Rayder aus „Game Of Thrones“) steht plötzlich auf der Matte und versucht, die drei Mother Boxes zurückzuholen, die auf der Erde versteckt sind und zusammen eine alles verschlingende Macht entfesseln können.
Wer soll ihn daran hindern? Batman kann es zwar ganz gut mit irdischen Verbrechern aufnehmen – wenn es jedoch um außerirdische Monster geht, sind seine Mittel dann doch eher begrenzt. Also stellt er mit Hilfe von Amazone Diana alias Wonder Woman (Gal Gadot), die er noch von seinem Superman-Zusammentreffen kennt, ein Team zusammen, das Steppenwolf und seiner geflügelten Dämonenarmee den Garaus machen soll: Aquaman (Conan und Khaleesi-Einreiter Jason Momoa), der Unterwasserthronerbe von Atlantis; Victor Stone alias Cyborg (Ray Fisher), der nach einem fatalen Unfall robocopmäßig und mit Hilfe einer der Mother Boxes am Leben erhalten wurde; und der junge The Flash (Ezra Miller), der die Fähigkeit hat, in die Speed-Force-Dimension einzudringen und sich mit Lichtgeschwindigkeit zu bewegen (Grüße von bzw. an Marvels Quicksilver). Doch selbst wenn hier viel Superheldenpower zusammentrifft – ohne Superman scheint die Mission der Justice League hoffnungslos.
Zack(bumm) Snyder Style
„Justice League“ reiht sich vom Stil her nahtlos an seine Vorgänger „Man Of Steel“ und „Batman V Superman“ an – wenn ihr diese beiden Filme also mochtet, dann wird euch auch der neue gefallen. Mir persönlich war auch dieser DC-Blockbuster wieder zu wirr inszeniert und schlecht gescriptet. Bei dem Überangebot an Superheldenfilmen, das wir seit ein paar Jahren haben, reicht es aus meiner Sicht einfach nicht mehr aus, einfach nur ein paar bekannte Comic-Helden hinzustellen, ein 300-Millionen-Budget drüberzustreuen und eine bombastische Actionorgie draus zu machen.
Da „Wonder Woman“ wie gesagt echt großartig war, liegt es für mich einfach am Regieposten, dass ich mit den anderen DC-Filmen nicht warm werde: Zack Snyder mag mit „300“ und vor allem „Watchmen“ am Anfang seiner Karriere echte Kracher abgeliefert haben, doch seit „Sucker Punch“ hat er meiner Meinung nach allenfalls Superheldendurchschnitt gemacht. „Wonder Woman“-Regisseurin Patty Jenkins, „Dark Knight“-Genie Christopher Nolan und die Marvel-Riege Joe Johnston, Joss Whedon oder die Russo-Brüder regieren da in einer ganz anderen Riege. To be fair: Joss Whedon war bei „Justice League“ für einen nicht unbeträchtlichen Anteil von Reshoots verantwortlich, da sich Synder nach dem Selbstmord seiner Tochter von der Post Production des Films zurückzog.
Wunderfrau und Wassermann retten den Tag
Immerhin: Wonder Woman ist auch hier eine Wucht und Neuling Aquaman zeigt, dass wir uns auf sein eigenes Spin-off „Aquaman“ im Dezember 2018 durchaus freuen dürfen (da führt dann zum Glück auch „The Conjuring“-, „Insidious“-, „SAW“- und „Fast & Furious“-Legende James Wan Regie). Deutlich schwächer ist hingegen Ezra Miller als The Flash, der etwas zu aufgesetzt den funny Sidekick spielt und dessen Bullet-Time-360-Action man schon besser in „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ gesehen hat.
Für einen unterhaltsamen Kinobesuch taugt „Justice League“ jedoch allemal. Zumal man ihm sein absurdes 300-Millionen-Budget (das auch nur aufgrund von Whedons Reshoots so groß wurde) auch wirklich ansieht.
Wer es im Kino gerne bombastisch mag und Zack Synders Highspeed-Regiestil verträgt, ist hier an der richtigen Stelle!