Okay, ich gebe es zu: Ich bin Kind der 80er – somit hat „Ghostbusters“ schon eine gewisse emotionale Bedeutung für mich. Der neue Film der Franchise wird es also naturgemäß schwer haben bei mir. Andererseits war das „Mad Max„-Reboot ja auch durchaus erquicklich – insofern wollen wir Paul Feigs neuem Geisterjäger-Streich doch einfach mal eine Chance geben – so mies der Trailer vielleicht auch gewesen sein mag.
Schlimmster Trailer aller Zeiten
Kurioserweise sind die US-Kritiken der Geisterkomödie ja trotz Trailer-Fiasko (der Trailer ist der am meisten disgelikte der YouTube-Geschichte!) ziemlich positiv ausgefallen. Was ich, ganz ehrlich gesagt, nach Sichtung des Films nicht wirklich nachvollziehen kann. Aber eins nach dem anderen.
In der Neuauflage der kultigen Komödien von Harold Ramis und Dan Aykroyd, die 1984 und 1989 unter Regie von Ivan Reitman entstanden, spielen – anders als in den Originalen – vier Ladies die Hauptrollen. Als die Wissenschaftlerinnen Erin Gilbert (Kristen Wiig), Abby Yates (Melissa McCarthy) und Jillian Holtzmann (Kate McKinnon), die sich schon länger mit paranormalen Phänomenen beschäftigen, eines Tages um Hilfe gebeten werden und ein altes Haus unter die Lupe nehmen, in dem es zu spuken scheint, entdecken sie dort eine waschechte Geistererscheinung, die ihnen ziemlich übel mitspielt. Auf YouTube wird das Video von ihrer Geisterbegegnung zum viralen Hit.
Um sich ganz auf ihre Studien und Geisterjagden konzentrieren zu können, mieten die drei ein paar Räumlichkeiten (über einem Chinarestaurant) an, nehmen die geistererfahrene U-Bahn-Angestellte Patty Tolan (Leslie Jones) im Team auf und gönnen sich sogar eine mehr oder weniger fähige Sekretärskraft – den unglaublich hübschen, aber auch unglaublich dämlichen Kevin Beckman (Chris Hemsworth, „Avengers – Age Of Ultron„, „The Huntsman And The Ice Queen„). Und schon brummen die Leitungen, denn ein Verrückter hat in New York die Pforte zur Geisterwelt geöffnet – und die Ghostbusters müssen ihren Job machen!
Nur Wiig versprüht Charme
Für mich hat der neue „Ghostbusters“ ehrlich gesagt nichts getaugt. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich über Melissa McCarthy nullkommanull lachen kann. Doch da sie inzwischen ja per Dekret in jedem Film ihres Mannes Paul Feig mitspielen muss („Brautalarm“ – der ja tatsächlich noch ziemlich lustig war, „Taffe Mädels“, „Spy – Susan Cooper Undercover“), kommt man an ihr hier einfach nicht vorbei. Immerhin: Kristen Wiig („Der Marsianer„) ist mal wieder echt witzig und sorgt für die gelungenen Gags des Films, von denen es zugegebenermaßen ein paar gibt. Ebenfalls schwer zu ertragen: die massiv overactende Komikerin Kate McKinnon, die für ihre Celebrity-Imitationen bekannt ist und als Ingenieurin Holtzmann auch genau das macht: Die Imitation einer Rolle abliefern – anstatt ihre eigene zu formen.
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich jederzeit den originalen „Ghostbusters„-Film dem neuen vorziehen – der hatte einfach viel mehr Charme und Witz, und auch die einzelnen schrulligen Charaktere waren viel authentischer und liebenswerter. Die Girls acten hier (bis auf Wiig) für mich einfach nur unerträglich aufgesetzt. Waren die Performances von Bill „Venkman“ Murray, Dan „Ray“ Aykroyd, Harold „Spengler“ Ramis und Ernie „Winston“ Hudson noch einzigartig und ganz ihrer Rolle verhaftet, wirken McCarthy & Co. einfach nur beliebig – auf die gleiche Art könnten sie auch in jeder anderen Komödie ohne Geisterjägerbackground performen.
Cameos der Ur-Ghostbusters
Immerhin: Murray, Aykroyd und Hudson beehren den Film mit Cameos, doch diese wurden leider ohne jeden Zusammenhang in den Film integriert. Aykroyd ist einfach nur irgendein Taxifahrer, der keine Angst vor Geistern hat – für so etwas muss man ehrlich gesagt keine Cameo bringen, sondern kann es auch einfach ganz sein lassen. Auch Annie Potts und Sigourney Weaver haben übrigens zwei Kurzauftritte – dito für Ozzy Osbourne (warum auch immer). Generell sind die vielen kleinen Hommage an und Anspielungen auf die alten Filme aber eigentlich recht liebevoll integriert, auch wenn die meisten eben einfach erzwungen wirken.
Vielleicht bin ich mal wieder zu kritisch – aber ich mag mich ehrlich gesagt einfach nicht mehr mit „Ach, war doch ganz okay“-Mittelmaß zufrieden geben. Das kann doch nicht der Anspruch sein, mit dem man ins Kino geht. Wenn ich mich in einen Kinostuhl setze, möchte ich geflasht und überrollt werden, Tränen lachen, Rotz und Wasser heulen, mich zu Tode erschrecken, was auch immer – eben große Emotionen erleben. Und Gleichgültigkeit ist nun mal keine davon.
Immerhin: technisch beeindruckend
Ich bin echt mal bespannt, was eure Einschätzung zum neuen „Ghostbusters„-Film ist. Vielleicht seht ihr das alles ja ganz anders? Technisch ist das Ganze schon ziemlich fett umgesetzt, auch die 3D-Effekte schocken ganz gut. Wem das reicht, der bekommt hier immerhin kurzweiliges Entertainment geboten. Ehrlich gesagt würde ich mir das Geld aber für „Suicide Squad„, „Jason Bourne“ oder „Findet Nemo 2“ sparen.
Ghostbusters – der (schlechte) Trailer