Zum zweiten mal binnen kurzer Zeit flattert ein Monumental-Abenteuer mit alttestamentarischem Hintergrund ins Heimkino: Nachdem Anfang 2014 zunächst Darren Aronofsky „Noah“ zu neuen filmischen Ehren verholfen hatte, folgte ein Dreivierteljahr später Ridley Scotts Mose-Epos „Exodus„. Nun kommt der Bibelfilm ins Heimkino – was kann er?
Er kann auf jeden Fall schon mal mit imposanten Bildern beeindrucken, soviel steht nach Sichtung des zweieinhalbstündigen Schinkens fest. Ich bin ja sehr empfindlich, was Green-Screen-Produktionen anbelangt, und hatte bei „Exodus“ schon Schlimmes befürchtet. Doch die Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet: Anders als bei vielen anderen Abenteuer-Blockbuster-Epen sieht man hier NICHT in jeder zweiten Einstellungen, dass der Cast eigentlich irgendwo im Studio rumgesprungen ist. Da hat sich das 140-Millionen-Budget doch mal gelohnt!
Mose vs. Ramses
Eine andere Sache, der ich persönlich empfindlich gegenüber stehe, ist die Bibel. Hey, muss ja jeder selber wissen – aber lasst MICH damit in Ruhe, okay? Gut, es wäre natürlich absurd, einem Bibelfilm vorzuwerfen, dass er von der Bibel handelt. Irritiert hat mich bei Scotts „Exodus„-Neuauflage allerdings, dass sie so konservativ ist und letztlich kaum Neues wagt.
Womit wir auch schon beim Inhalt wären: Pharaonensohn Ramses (Joel Edgerton, „Der große Gatsby“, „Felony„) und Findelkind Moses (Christian Bale) wachsen gemeinsam am Hof von Seti I (John Turturro, „Transformers„) wie Brüder auf. Doch mit fortschreitendem Alter erweist sich Mose als verlässlicherer und besonnenerer Führer, während Ramses von seinem Vater (zu Recht) wenig Vertrauen geschenkt bekommt. Als der alte Pharao stirbt, folgt ihm natürlich trotzdem der leibliche Sohn auf den Thron und beginnt erst mal damit, sich einen pompösen Palast zu bauen. Beziehungsweise von den 400.000 israelitischen Sklaven bauen zu lassen, die seit 400 Jahren unter der Knute der Ägypter für deren Prunkbauten schuften und sterben müssen.
Mose allerdings muss sich mit anderen Dingen auseinandersetzen. Vom Sklaven Nun (Ben Kingsley darf sein Gesicht auch mal fünf Minuten in die Kamera halten) hört er eine verrückte Geschichte: Er sei gar kein Ägypter, sondern Sohn jüdischer Sklaven. Als sich diese Geschichte als wahr entpuppt und der Pharao davon erfährt, wird Mose verbannt und in die Wüste geschickt. Kein Problem für ihn – ist ja schließlich keine Mimose. Außerdem hat Gott noch Großes mit ihm vor.
Der Rest sollte jedem zumindest ansatzweise bekannt sein: Mose trifft Gott (brennender Busch!), erfährt von diesem seine Bestimmung, wird zum Führer der Israeliten und überzeugt Ramses nach zähem Ringen mit göttlichen Argumenten (sieben Plagen!) davon, dass die Israeliten den Auszug (->Exodus) aus Ägypten antreten dürfen, um nach Hunderten von Jahren in ihre Heimat, das gelobte Land Kanaan, zurückzukehren.
Verschenktes Cast-Potenzial
So bombastisch die Optik und Action von „Exodus„, so uninspiriert ist das Drehbuch, das der altbekannten (und mehrmals verfilmten) Geschichte eigentlich nichts hinzuzufügen hat und viele Figuren nicht wirklich ausarbeitet. Große Mimen wie Ben Kingsley oder Sigourney Weaver (die eine absurde Minirolle hat) werden zu Statisten, auch Aaron Paul („Breaking Bad„) kommt als Joshua kaum zur Geltung. Immerhin gelingt es Christian Bale, einen überzeugenden Mose abzuliefern (was ja nun sicher nicht einfach ist – immerhin muss er im Generationen-Battle gegen Charlton Heston bestehen), und auch Joel Edgerton ist als sein Gegenspieler alles andere als fehlbesetzt.
Es bleibt ein etwas zu zaghaftes Bibel-Epos, das jedoch durch seine fantastische Optik absolut sehenswert ist: Allein das Finale „im“ Roten Meer ist es wert, diesen Film zu gucken. Und in einer der finalen Szenen, als Mose die Zukunft der Israeliten mit Joshua diskutiert, wagt der Film dann doch noch mal was.
Bibelzugeneigte (oder -resistente) Monumentalfilmfans kommen bei diesem zweieinhalbstündigen Epos letztlich aber voll auf ihre Kosten.
Der Trailer:
Hihi, war’n Witz.