Erinnert sich noch jemand an die 80er-Serie „The Equalizer“, in der sich der ominöse Ex-Agent Robert McCall zum schlagkräftigen Beschützer der Armen und Schwachen aufschwingt? Wenn nicht, auch egal. Brauchte gerade nur einen Text-Einstieg – schließlich basiert der neue Action-Thriller von Antoine Fuqua lose auf eben jener Serie. Warum ihr euch „The Equalizer“ im Kino anschauen solltet? Leset weiter!
Antoine Fuqua führt Regie, Denzel Washington ist Hauptdarsteller… da war doch was? Rrrrrichtig: 2001, „Training Day“, großes Kino, Oscar für den Denzel. 13 Jahre später hat sich das damalige Dreamteam nun wiedervereint und mit „The Equalizer“ einen harten, geradlinigen und ziemlich sehenswerten Thriller der Marke „einsamer Rächer“ abgeliefert.
Der relativ unauffällige Baumarktmitarbeiter Robert McCall hat ein Problem: Er kann nicht schlafen. Nacht für Nacht sitzt er in einem Diner in Boston, liest ein Buch und freundet sich schließlich mit der jungen Prostituierten Alina (Chloë Grace „Hit-Girl“ Moretz aus „Kick-Ass„) an, die auf ihre nächsten „Aufträge“ wartet. Als McCall mitbekommt, wie Alina von einem Freier misshandelt und von ihrem russischen Zuhälter ins Krankenhaus geprügelt wird, schreitet er zur Tat und schlägt im Hauptquartier der Bostoner Russenmafia auf, um das Mädchen freizukaufen. Doch die Aktion eskaliert im Blutbad: McCall entpuppt sich als Ex-Agent, der die hohe Kunst des blutspritzenden Tötens auch im Baumarkt-Ruhestand nicht verlernt hat.
Da durch das Massaker seine dunklen Geschäfte leiden, schickt Ober-Mafioso Vladimir Pushkin seinen Henkersknecht Teddy (Marton Csokas aus „Noah“ und „The Amazing Spider-Man 2„) von Russland in die Staaten, um den Fall zu untersuchen und ein paar Kehlen aufzuschlitzen. Als Teddy dem Urheber auf die Spur kommt, beginnt die Jagd – doch der Equalizer weiß sich zu wehren.
In seiner Klischeehaftigkeit ist „The Equalizer“ schon ziemlich grenzwertig: Der russische Antagonist Teddy ist so stumpf menschenverachtend und sadistisch gezeichnet, dass man es fast schon nicht glauben mag. Und der in Mother Russia sitzende Mafiaboss… heißt Vladimir Pushkin? Echt jetzt? EUER ERNST?! Es ist schon auffällig, dass sich im Hollywoodkino mehr und mehr eine Charakterzeichnung von Russen durchsetzt, wie man sie eigentlich nur aus den 80ern zur Hochzeit des Kalten Kriegs kennt. In „Jack Ryan: Shadow Recruit“ war es unlängst ja ähnlich. Und auch Fuqua selbst hat ja in seinem jüngsten Film „Olympus Has Fallen“ ordentlich die schwarzweißmalende Patriotismus-Keule geschwenkt.
Doch zurück zu „The Equalizer“, der – von diesen fast schon peinlichen Russen-Klischees abgesehen – insgesamt ein richtig guter Action-Thriller ist: Mit stoischer Ruhe und minutiöser Brutalität tankt sich Denzel Washington hier durch die gegnerischen Reihen und belegt, dass er immer noch das Zeug zum Action-Star hat. Zwar ist seine superheldenhafte Unantastbarkeit etwas unglaubwürdig, aber wen schert’s, wenn er seine Gegner dermaßen effektvoll über die Klinge springen lässt?
Ob mit dem Korkenzieher, dem Bolzenschussgerät, Stacheldraht oder anderen Baumarktutensilien: Der Equalizer beweist Kreativität bei der Eliminierung seiner Beute und richtet im stimmungsvoll inszenierten Finale ein wahres Massaker an. Überhaupt stellt Fuqua hier einmal mehr sein einmaliges Inszenierungstalent unter Beweis: Die Atmosphäre seiner Rächer-Odyssee ist so düster und beklemmend, dass man förmlich nach Luft schnappen möchte.
Wer sich an den lächerlichen Klischees nicht stört und mal wieder einen deftigen und immens unterhaltsamen Thriller sehen mag, sollte sich schleunigst ein Kinoticket besorgen.
Hier der Trailer:
Pingback: Die EMP Flimmerkiste zum 20. Februar 2015
Pingback: EMP Popcornkiste - Die EMP Popcornkiste vom 16. August 2018