„Rise Of The Lion“ steht als regelrechter Löwe vor einem und fährt die Krallen aus. Wo Miss May I bei den bisherigen Alben noch den Metalcore dominieren ließen, konzentriert sich nun der König der Tiere auf den Metal.
Dieses Metalcore-Ding ist so ne Sache. Man hat sich – leider – schon etwas dran sattgehört und sucht irgendwie nach einem Weg, der aus der Stagnation führt. Was uns als Hörer schon ungemein schwer fällt, ist für die Bands, die gerade diesen Core zelebrieren noch viel schwerer.
Aller Anfang ist schwer
„Es war ein schwieriges Unterfangen“, beteuert Levi Benton, Sänger von Miss May I sehr oft im Interview. Geradezu andauernd. Man nimmt es dem kleinen schmächtigen Kerl ab, der mit seinen Locken und einem fehlenden Bart entschieden jünger scheint, als er wirklich ist. „Das passiert mir leider öfters“, schweift er ab und berichtet von einer Südamerika-Tour, wo er ständig den Tourmanager losschicken musste, um gewisse Besorgungen käuflich zu erwerben. Aber zurück zum Album. „Ja, das stimmt, es war schwer und letztendlich wollten wir es schaffen, dass man nicht dasteht und keinen Unterschied als Hörer feststellt. Wir sind gewachsen und haben uns weiter entwickelt und ich denke, dass wir als Band das auch in den Jahren geschafft haben.“
„Der Zuspruch hat uns manchmal sprachlos gemacht“
Benton erzählt von Touren, die „noch umfangreicher waren“, Feedback „welches man so noch nie erlebt hätte“ und der Tatsache, dass eine Firma auf die zukam, die eben auch das Management für andere Bands wie Bring Me The Horizon, Bullet For My Valentin und „andere sehr geile Bands“ macht. „Ich denke, eine Kombination aus diesen Erlebnissen und der Tatsache, dass man uns mehr zutraut, sowie der eigene Ansporn und die Tatsache, dass wir auf Tour einiges gelernt haben, begründet nun das Album „Rise Of The Lion“.
Die netten Jungs aus der Nachbarschaft gründen ne Band
Inspirationen für den Sound von Miss May I gibt es viele. „Ach, letztendlich kommen da so ziemlich alle Bands zusammen, die man immer wieder so hört. Sei es Killswitch Engange, die uns stark geprägt haben, aber auch Darkest Hour und ähnliche Gruppen. Letztendlich eben das, was wir in unserem kleinen Vorstädtchen mitbekommen haben.“ Gegründet im Jahre 2006 sind auch heute noch die Bandmitglieder letztendlich Freunde, die das machen, was sie in ihren Kindheitsträumen nicht zu träumen gewagt haben. „Wir sind enge Freunde, ja, und das wird hoffentlich auch immer so bleiben. Die Freundschaft und das Vertrauen in die anderen Jungs hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Eine Truppe, die versucht ein kleines bisschen mitzumischen und hoffentlich mit Lamb Of God irgendwann auf Tour gehen darf.“
Wacken als Beweis für den richtigen Weg?
„Rise Of The Lion“ macht hier den Schritt in die richtige Richtung. So marschiert der Löwe siegessicher in die Schlacht, um mit seiner Pranke genau 10 Mal zuzuschlagen. Danach ist die Beute erlegt und man freut sich, dass Miss May I es geschafft haben, nicht im Einheitsbrei des Metalcore zu versinken. Im Gegenteil: Im Bereich Metal wird man einige neue Freunde gewinnen. „Das wäre toll. Wenn dann noch so ein Festival wie das Wacken für uns klappen sollte, dann haben wir als Band aus meiner Sicht alles richtig gemacht“, stimmt Benton zu.