Die EMP Plattenkiste zu Beginn der Festivalsaison. Nachdem das Rock Hard Festival erfolgreich hinter uns liegt, stehen wir wieder vor der Aufgabe Alben anzuhören, obwohl wir schon am Wochenende immer mit Musik beschallt werden. Diese Woche hatten wir zum Glück einen freien Montag um die müden Geister wieder zu reanimieren. Doch das hat auch zur Folge, dass die Woche einen Tag kürzer war und man sich sputen musste, den Berg an Neuveröffentlichungen zu sichten. Haben wir natürlich wieder geschafft und können mit geschwollener Brust die EMP Plattenkiste für den 29. Mai 2015 präsentieren. In diesem Sinne lasst euch die Highlights der Woche schmecken! Nen Guten!
Man kann sich bekanntlich immer darüber streiten, ob eine Band sich der Reunion hingeben soll. Im Falle der Briten von The Darkness hatte dies aber schon bizarre Züge. So erhob eine heimische Zeitung in England jüngst eine Umfrage, ob The Darkness sich überhaupt zusammen finden hätten sollen. Über den Ausgang schweigen wir, welcher auch für die Betrachtung von „Last Of Our Kind“ völlig überflüssig ist. The Darkness waren schon immer speziell und so mancher Hörer erinnerte sich an eine Parodie-Gruppe wie sie mit Monty Python schon von dern Briten hervorgebracht wurde. Man muss The Darkness sicherlich mit einem gewissen Augenzwinkern betrachten, musikalisch sind die Herren um Justin Hawkins aber auf völliger Höhe. Der Sound erinnert an die glorreichen 70er und 80er: Simpler Aufbau, 150% Feeling und diese unfassbar markante Falsett-Stimme sind die Eckpfeiler von The Darkness. Aber auch bluesig kann die Band überzeugen, wie „Mudslide“ beweist, dessen Name alleine schon wie aus dem Bilderbuch ist. Ohne Witz und Klamauk: The Darkness sind speziell, ja. The Darkness sind vielleicht für manches Ohr zu schrill, auch OK. Aber The Darkness machen erstklassige Musik in Kombination mit einem schrillen Auftreten. Und wenn, dann kann man sich nur an ihrer Optik stören. Diese gehört aber letztendlich dazu und attestiert der Band das gewisse Extra.
My Sleeping Karma ticken irgendwie wie eine Schweizer Uhr. Alle zwei bis drei Jahre haut die Band ein neues Album auf den Markt und „Moksha“ ist nun Album Nummer 5! Musikalisch betritt man wieder die psychedelische Gefilde, die aber bei My Sleeping Karma seit 2006 grooven und bis in die Haarspitzen rocken. Dem Titel abgeleitet – „Moksha“ bedeutet Erleuchtung und Erlösung – hauen die Herren wieder ein Album um die Ohren, welches diese unablässige Liebe zur instrumentalen Musik zelebriert. Das Quartett ist weit davon entfernt zu langweilen oder zu Verdruss zu führen. Vielmehr schaffen My Sleeping Karma den Hörer von Anbeginn an in ihren Bann zu ziehen und über 6 Songs hinweg jedem ein Charismata zu verpassen, dass man sich doch stellenweise wundert, wieso Bands überhaupt einen Sänger benötigen. Die Band gibt immer wieder an, dass sie große Fans von Iron Maiden seien und so mancher Erstkontakt wird dies nicht direkt verstehen. Wenn man aber unter die Haube schaut, dann arbeiten My Sleeping Karma mit umwerfenden Keyboards, massive Riffs die wirklich grooven und einen bunten Blumenstrauß an musikalischen Impressionen. Hier findet man die Schnittmenge zu Bruce und Co. Doch My Sleeping Karma haben grundsätzlich keine Vergleiche nötig, denn die Band überzeugt und ist live eine Macht!
Helloween sind eine deutsche Legende. Darüber müssen wir sicherlich nicht diskutieren. Doch für manche Fans hat sich nach „Keeper Of The Seven Keys“ nicht mehr viel getan und auch neuere Werke würden teilweise mit Häme aufgenommen. „Are You Metal“ attestierte man sogar die Oberpeinlichkeit und wünschte der Band, dass sie sich in die Metal-Gruft legen sollte. Doch nun mal langsam und die Vorurteile beiseite. Ja, Helloween müssen sich wohl immer an alten Überalben messen lassen. Und ja, vielleicht hat man damals auch die Alben anders aufgenommen als es heute der Fall ist. Aber Helloween schaffen mit ihrem 16. Studioalbum das schier Unmögliche. „My God-Given Right“ lässt allte Gefühle hochkommen und fasziniert mich als alten Anhänger der ersten Alben ebenfalls. Mit rund einer Stunde Laufzeit und gestückelt in 13 Songs stellen sich Helloween der Aufgabe, schmissige Songs zu schreiben, die kompakt auffahren und mit einer gewissen Spitzigkeit serviert werden. Geht nicht? Gibt’s nicht! Helloween schaffen mit „Creatures Of Heaven“ sogar einen Song, der es in die Top 5 der besten Helloween-Songs überhaupt schafft. Die Gitarrenarbeit von Gerstner und Weikath ist wirklich überzeugend und man muss sich die Frage stellen, wieso Helloween schwächere Alben in der Vergangenheit abgeliefert haben. Denn „My God-Given Right“ ist der klare Beweis, dass die Band aus Hamburg auch 2015 noch großartige Alben machen kann.
Ich will ehrlich sein: Paradise Lost hatten für mich nie ein schlechtes Album. Ja, der Glaubenskreig ob man die Anfangstage so gegen die Wand setzen konnte und sich ruhigeren Momenten widmen sollte, spalten die Metal-Nation. Aber hey, Paradise Lost haben immer gezeigt, dass sie mutig sind und auf Erwartungen irgendwie scheißen. Mit dem Einsatz von Nick Holmes bei Bloodbath, hatte so mancher verbliebene Fan von Paradise Lost schon Befürchtungen, dass die Band nun eine erneute Kehrtwende hinlegt und dem Metal vielleicht komplett den Rücken kehrt. Und nun „The Plague Within“! Was für ein Album! Ein Brett vor dem Herrn, was keinen Wunsch offen lässt! Da haut man mit „No Hope In Sight“ einen Opener raus, welcher aufzeigt, was die kommenden 10 Songs in sich haben. Alte Härte, alte Brutalität, unbarmherzige Doom-Elemente und eine Band, welche sich einer Frischzellen-Kur unterzogen haben muss. Man kombiniert die Anfangstage, vergisst aber auch die Liebe zur Melodie nicht, welche hin und da dezent eingesetzt wird und mehr als stimmig wirkt. Mit dem Gespann Holmes und Mackintosh haben Paradise Lost zwei wichtige Zahnräder, aber hier wird bewiesen, dass eine Band nur in seiner Gesamtheit zu überzeugen weiß. Paradise Lost schaffen dies eindrucksvoll! Wenn Bands und ihre Alben auf einer Leistungskurve aufgezeigt werden müssten, dann wäre „The Plague Within“ von Paradise Lost wohl der absolute Höhepunkt in ihrer Schaffensphase.
Wir haben uns lange darüber unterhalten, ob man die Band Babymetal vorstellen muss oder sogar kann. Es scheiden sich die Geister an den Mädels aus Japan. So oft wird ihnen nachgesagt, dass es letztendlich eine Studiosache wäre und die Band eh nicht in der Lage sei, Songs alleine zu schreiben. Doch nach langen Diskussionen haben wir entschlossen: Babymetal wird vorgestellt. Wieso nun? Man muss den 13 Songs eine gewisse Neuartigkeit attestieren! Dazu kommt, dass die Band so viele unterschiedliche Genre auf einem Album vereint, wie man es höchst selten erlebt. Mit reinem Heavy Metal hat dies natürlich wenig zu tun, da schon alleine die drei Protagonisten sich primär um Tanz und Gesang kümmern, aber wo hört denn Heavy Metal auf beziehungsweise wo fängt er letztendlich an? Das gleichnamige Album wirkt frisch, raffiniert umgesetzt und unglaublich zugänglich. Ferner treffen Babymetal den Nerv der Zeit, was man an anderen Bands wie Crossfaith und Co derzeit sehen kann. Vielfältig ist das Album ohne Zweifel, ob es nach jedem Geschmack ausfällt, bleibt dahin gestellt. Aber wir bestätigen der Band eine Daseinsberechtigung und sind uns sicher, dass wir noch einiges von Babymetal hören werden.