Die EMP Plattenkiste ist wieder da. Nach all den Festivals, dem Trocknen der letzten Habseligkeiten und dem Ausnüchtern, schauen wir nun mit großer Freude dem Herbst entgegen. Wieso? Es tut sich wieder was an der Veröffentlichungsfront. Das Sommerloch ist endgültig vorbei, die Zeit in der doch so wenig Alben auf den Markt kommen ist besiegt und wir freuen uns alle den Hintern ab. Alle? Nicht ganz! Für uns bedeutet es Mehraufwand und stundenlanges Anhören von Alben, damit wir die Perlen der Woche für euch raussuchen können. So starten wir mit der EMP Plattenkiste zum 29. August 2014.
Wohl kaum ein Album wird so sehnsüchtig erwartet wie „Ótta“ von Sólstafir. Die Isländer haben bereits mit den vorherigen Alben gezeigt, dass ein frischer Wind im Bereich des Metal nicht weh tut. Genre verschwinden hier und man bewegt sich zwischen Rock, Black Metal, aber auch klassischen Elementen des Metals. Das Erbe war schwer, aber „Ótta“ meistert diese Aufgabe mit Bravour. Das Konzept ist schnell erklärt: Ausgehend von einer isländischen Zeitrechnung wird ein Tag in 3-Stunden-Blöcke unterteilt, was mit Grundkenntnissen der Mathematik auf die Zahl 8 hinaus läuft. 8 Songs, die musikalisch mit der Mitternacht („Lágnætti“) beginnen und mit dem Nachtbeginn (Náttmál) enden. Klangteppiche, ruhige Momente und geschlagene 2 Minuten und 30 Sekunden dauert es, bis die Gänsehaut verschwindet und sich komplexe Strukturen auftun. Die Musik strahlt Island aus und lässt den Hörer in Welten abtauchen, die man so kaum bei einer anderen Band vorfinden wird. Ein Soundtrack, der die raue, karge Landschaft Islands in Musik fasst und zweifelsohne ein zeitloses Meisterwerk ist.
Ja ist das denn noch Brit-Pop? The Kooks machen es mit „Listen“, dem vierten Album der Band, dem Hörer nicht unbedingt einfach. Eine Zusammenarbeit zwischen dem Frontmann Luke Pritchard und dem Hip Hop- Künstler Infloo ist die Grundlage? Ernsthaft? Aber wieso auch nicht?! Alte Pfade kann jeder nochmals begehen. Wer will das aber schon? So ballert die erste Single „Around Town“ schon amtlich los und zeigt den neuen Weg von The Kooks auf. Frischer Sound, neue Ausrichtung und mit einem lauten Knall, der einfach so zu The Kooks passt, zieht sich ein gewisser roter Faden durch die 11 Songs. Das Album ist von Anfang bis Ende spannend, elektrisch und letztendlich eine Huldigung an all den Einfluss, den die Band immer gerne bei Interviews anbringt. Anders als erwartet, aber auf jeden Fall empfehlenswert.
Die Schweden von Hammerfall sind wieder da. Drei Jahre nach dem Album „Infected“, welches bis heute meiner Meinung nach das schwächste in der Bandgeschichte ist, stellt „(r)Evolution“ einen Neuanfang für mich dar. Somit waren die Erwartungen hoch und zugegeben war man auch etwas ängstlich, ob Hammerfall die Kurve nochmals bekommen. Und ja, der Power Metal der alten Tage ist mit einem Paukenschlag wieder da. Der Titel des Albums ist etwas irreführend, denn von einer musikalischen Revolution kann man nun sicher nicht sprechen. Aber wer will das auch schon, wenn man sich die ersten Alben der Band anschaut? Sowohl musikalisch, als auch lyrisch hat man sich an „Glory To The Brave“ orientiert, welches 1997 das Tageslicht erblickte. Mit „Ex Inferis“ bekommt man einen Stampfer, mit „Hector’s Hymn“ einen hymnischen Opener serviert. „Evil Incarnate“ ist bombastisch und „Tainted Metal“ entwickelt sich direkt zu einem Ohrwurm. Ja Hammerfall, ihr könnt es noch. Und „Infected“ verzeihe ich euch auch, denn „(r)Evolution“ lässt mich über diesen Ausrutscher hinweg blicken.
Den Astral Doors sagt man nach, dass sie perfekt darin sind, Ronnie James Dio zu covern. Nun wäre es aber zum einen nicht gerecht, die Schweden darauf zu reduzieren und zum anderen ist Dio dann doch unerreicht. Aber beschäftigen wir uns doch lieber mit „Notes From The Shadows“, welches das siebte Album darstellt. Eine dunkle und mystische Seite wird aufgefahren. Böse und voller Okkult erscheint das Album, welches in 11 Songs und mit einem 10-Minuten Kracher („Die Alone“) auf den Silberling gebannt wurde. Mit „Walker The Stalker“ und „Wailing Wall“ hat „Notes From The Shadows“ aber auch noch andere beeindruckende Songs in petto. Die Astral Doors sind sicherlich nicht eine Band, die überraschen wollen und das müssen sie auch nicht. Vielmehr sind Astral Doors eine Band, die wasserdichte Hardrock-Alben abliefern und dies in bestechender Qualität.
Es war die Rückkehr nach mehr als 10 Jahren. Mit 16 Millionen verkauften Alben haben Bush ein gewisses Standing. Dennoch ging man in die kreative Pause, bevor „The Sea Of Memories“, das fünfte Album der Briten, endlich das Tageslicht erblickte. Man nutzte die Zeit, sortierte sich, die Musik und eventuell auch das Privatleben, um dann wieder voll anzugreifen. Als Abklatsch von Nirvana damals belächelt, sorgten Bush aber hier für ein „Aha“ der ganz besonderen Klasse. Mit viel Emotionen, Intensität und auch musikalischer Farbe, glänzen Songs wie „The Heart Of The Matter“, „I Believe In You“ oder die Überballade „Be Still My Love“. Man kann den Grunge von damals peinlich gefunden haben, aber „The Sea Of Memories“ ist ein solides Rock-Album. Nun ist das schicke Ding wieder auf Vinyl zu haben, bevor es diesen Herbst mit „Man Of The Run“ ein neues Album erscheinen wird.