Die EMP Plattenkiste im herbstlichen Gewand. Meine Fresse, da verbrennt man sich noch den Hintern auf dem Party San Festival, da es gefühlte 40 Grad im Schatten war, um dann nun im nasskalten Herbst zu stehen. Innerhalb einer Woche hat sich doch die Klimaerwärmung verpisst und man stand frierend auf dem Summer Breeze. Wer soll da noch mitkommen? Damit ihr zumindest ein Stück weit im Dschungel der Veröffentlichungen mitkommt, stellen wir auch diese Woche wieder die Highlights vor, die uns bewegt haben. So wollen wir mal einen Blick in die EMP Plattenkiste werfen, mit den Neuheiten die am 22. August 2014 erscheinen.
The Haunted könnten ihr Album „Exit Wounds“ auch direkt „die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ nennen. Mit Marco Aro hat man den ersten Sänger wieder rekrutieren können, nachdem The Haunted massive Umbaumassnahmen innerhalb der Band hatten. Aus 5 mach 2 war damals die Devise und so manche Band würde sich direkt einäschern. Umso erfreulicher ist es, dass nun mit „Exit Wounds“ die Rückkehr gelungen ist. Wer den Kurs mit Sänger Dolving weniger gut fand, darf hier wieder getrost zugreifen. Feinster Thrash und ja, wie damals eben. Mit dem Intro „317“ geht es los, bevor „Cutting Teeth“ sich wie ein Schneidezahn ins Fleisch schneidet. Messerscharf und auf den Punkt genau, ballern The Haunted aus allen Rohren. „My Salvation“, „Psychonaut“ oder „Trend Killer“ stehen der Sache in keiner Weise nach. Mit 14 Songs eindrucksvoll zurück und so machen The Haunted wieder amtlich Spaß.
Von dem harten Fahrwasser mit The Haunted geht es mit Opeth und „Pale Communion“ in ruhigere Gefilde. Wo das letzte Album „Heritage“ den ein oder anderen Fan verstört hat, macht das neue Langeisen weiter. Direkt vorweg: Es gibt keinen Death-Metal und auch keine Growls. Aber dafür hat man 100% Opeth in der Hand. Unverkennbar die Stimme von Akerfeldt, der sich treiben lässt und von progressiven Tönen einer exzellenten Band begleitet wird. Wer hier Akzente sucht, wird welche finden in dem Geflecht aus Musik, Gesang, aber eben auch Klängen. Klänge sind vielleicht das passende Schlagwort, denn wenn man sich „Eternal Rains Will Come“ oder „River“ anhört, merkt kann sofort, dass 3-Minuten-Hits und Kracher bewusst andere Bands schreiben müssen. Opeth haben Visionen und diese werden auf „Pale Communion“ mehr als eindrucksvoll auf den Punkt gebracht.
Sprechen wir von dem „next big thing“ wenn es um Royal Blood geht? Die Frage kann man sich nun mit dem gleichnamigen Debüt der Engländer selbst beantworten. Königlich klingt die Sache aber schon. Zwei Herren, die sich auch nicht zu schade sind, Pop-Elemente in ihre knarzige Musik zu packen. Zwei Herren, die den Groove im Blut haben und keinesfalls damit geizen. Man zieht Vergleiche zu Jack White oder alten Black Keys, aber hey, die haben immer munter mit einer Lo-Fi-Produktion zu überzeugen gewusst. Royal Blood machen auf dicke Hose und ballern einfach mal den satten Sound raus. Und dies obwohl die Band ein Duo ist. Wer Musik will, die an Jack White, aber auch an Muse, Queens Of The Stone Age erinnert und selbst mit Blues kokettiert, der ist bei Royal Blood definitiv richtig aufgehoben und wird seine helle Freude an der Scheibe entwickeln. Denn hier wird Alles aufgefahren was groovt und Soul hat.
Maybeshewill sind ebenfalls aus dem Königreich und legen mit „Fair Youth“ den Nachfolger des 2011er Albums „I Was Here For A Moment, Then I Was Gone“ nach. Das Teil zündete damals und vergrößerte die Fangemeinde direkt. Mit einem neuen Label im Rücken geht es nun in die nächste Runde. Während man in den Anfangstagen noch elektronische Spielereien aufgefahren hat, sind diese auf dem neuen Album komplett verschwunden. Vielmehr spielt das Klavier eine geradezu omnipräsente Rolle. Aber keine Sorge, denn Gitarre, Bass und Schlagzeug werden ebenfalls nicht vergessen. Mit Post-Rock fasziniert man auch ein weiteres Mal und kann nahtlos an das Erfolgsalbum aus 2011 anschließen. Dennoch – und man erwartet es ja in gewisser Weise – gibt es Unterschiede. So fließt das Album mehr. Man wird geradezu hineingezogen in die Songs, welche mit Elementen aufwarten, die einen regelrecht in Trance versetzen.
Der klassische Metal wurde ja schon oft zu Grabe getragen. Zumindest wenn es darum geht, wie dieser bei Magazinen ankommt und welche Chancen man ihm so einräumt. Aber Wolf – die Schweden – haben sich davon nicht abbringen lassen. Geradezu dickköpfig machen sie ihren Stiefel schon seit Jahren, wenn auch der große Erfolg immer ausgeblieben ist. „Devil Seed“ ist der erneute Versuch und an mangelnder Leistung kann es nicht liegen, wenn sich auch dieses Mal nicht der Erfolg einstellt. „Shark Attack“ als Opener zeigt direkt, was man erwarten kann und darf: Lupenreiner Heavy Metal mit fetten Riffs und eingängigem Refrain. „Surgeons Of Lobotomy“ dagegen, besticht durch stampfende Melodien und „Back From The Grave“ zeigt, dass Wolf auch in der Lage sind verschachtelte und komplexe Nummern zu schreiben. Wer auf ehrlichen Metal steht, der amtlich drückt, der sollte sich Wolf mit „Devil Seed“ unbedingt zulegen.