Die EMP Plattenkiste für den 20. November. Wo hier eigentlich immer ein lockerer Spruch steht, wir uns Dingen widmen, die aufheitern sollen, haben wir diese Woche nur wenig Worte. Nicht weil wir uns in einer gewissen Art und Weise verändert hätten, sondern vielmehr, weil uns Worte fehlen, die uns locker von der Hand gehen. Es ist die erste Plattenkiste nach dem 13. November 2015. Einem Datum, was durch feige Anschläge die Musiklandschaft verändert hat. Paris und insbesondere das Konzert der Band Eagles Of Death Metal haben uns geprägt, uns erschüttert und ja, wir haben Menschen verloren, die entweder in der Musikbranche arbeiten oder einfach einen unbeschwerten Abend genießen wollten. Ein Abend, der ein jähes Ende fand und durch Gewalt in einer unbarmherzigen Art und Weise zu einem Abend der Trauer wurde. Es muss sich bekanntlich das Rad weiterdrehen. Aber – und das sei an dieser Stelle erwähnt – es fällt uns schwer. Wir möchten weitermachen, nach Vorne blicken und ja, so schwer es auch fallen mag, Musik kann dabei helfen. Still und leise hier die Plattenkiste für den 20. November 2015!
Hatesphere haben seit dem Weggang von Bredahl einiges einstecken müssen. Die Alben waren weniger erfolgreich und man musste sich die berechtigte Frage stellen, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Output der Dänen und dem einstigen Sänger besteht. Ein erneutes Anhören des Klassikers „The Sickness Within“ untermauerte den Verdacht in erschreckender Weise. Abgeschrieben und auf dem Abstellgleis stehend, arbeitet es sich bekanntlich am besten, denn die Erwartungen sind einfach nicht vorhanden seitens der Hörer. Und dann, dann passiert das Unvorstellbare und Hatesphere hauen mit „New Hell“ ein Album raus, was den Teufel höchstpersönlich aus der Hölle emporsteigen lässt. Diesen Tonträger muss er selbst besitzen und holt sich die Scheibe kurzerhand auf Erden ab. Schnell, rotzend, auf den Punkt gespielt und mit einem lauten Knall melden sich die Dänen zurück. Mit martialischen Hooks und feinster Gitarrenarbeit schrauben sich Hatesphere durch die 10 Songs. Wer Bock auf Remmidemmi hat und Thrash nicht abgeneigt ist, der muss bei Hatesphere unbedingt wieder reinschauen. Bredahl hin oder her, auch mit dieser Besetzung ist die Band mehr als empfehlenswert.
All Will Know sollte man nicht mit And You Will Know Us…. verwechseln. Leichtsinniges Lesen rächt sich dann beim Antesten der Scheibe – aus eigener Erfahrung gesprochen. All Will Know kommen aus Darmstadt und haben sich dem Metal(core) verschrieben, was auch auf dem zweiten Tonträger der Combo klar zum Ausdruck kommt. Wo sich die Namensvettern aus den Staaten in Sphären bewegen, haue die Deutschen mit 10 Songs einem wahrlich Knüppel zwischen die Beine, was die Musik betrifft. Eine gesunde Mischung aus melodischem Death Metal und neuen In Flames Nummern offenbart sich beim ersten Durchlauf. Durch lockere und oldschool-lastige Anlehnungen wird man zwangsläufig an die Schweden erinnert, was der Sache aber keinerlei Abbruch verschafft. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn All Will Know schaffen es meisterlich, sich an bestehende Bands anzulehnen, ohne diese zu kopieren. Die Mischung aus harten Shouts und cleanen Gesangslinien macht den Deckel zu und man muss attestieren, dass All Will Know 10 fette Songs abgeliefert haben. Respekt für „Deeper Into Time„!
Wenn es um schwedische Bands geht, dann sind Psychopunch meine ewigen Lieblinge. Unablässig zieht man los und will die Welt mit Punk Rock besser machen. Starallüren? Fehlanzeige! Jarmo und seine Männer sind so bodenständig, dass man neben der Musik normalen Jobs nachgeht. Mit aufgeladenen Batterien geht es nun in die nächste Runde und ein neues Album steht mit „Sweet Baby Octane“ ebenfalls ins Haus. Die Zutaten sind wie bisher auch immer jede Menge Rock, Punk und ganz viel Herzblut. Doch 2015 ist auch eine gewisse Rebellion zu verspüren, die den Songs eine gewisse andere Facette gibt und sie noch spritziger aussehen lässt. Zwischen tanzbar und nur derbe rockbar bewegen sich die 15 Songs, welche zu keinem Zeitpunkt an Social Distortion erinnern, wie so manche böse Zunge es immer wieder behauptet. Sicherlich kommen mit Blues-Nummern wie „When You’re Out Of Town“ oder dem 60er-Jahre-Knaller „Turn Up The Radio“ Vergleiche auf, welche aber sofort ad-acta gelegt werden sollen. Zum einen werden sie der Band in keiner Weise gerecht, ferner sind Vergleiche bei uns nur positiv zu sehen. Langweilige Musik gibt es da draußen schon genug und Psychopunch sind nun mal der Punch ins Gesicht! Ohne Wenn und Aber. Finest Swedish Punk Rock. Ein herrliches Ding!
Steelwing haben 2012 mit „Zone Of Alienation“ ein wahrlich großartiges Album abgeliefert. Man konnte sogar in gewisser Art und Weise den Metal revolutionieren, was nun mit „ Reset, Reboot, Redeem“ wiederholt werden soll. 9 Songs hat man dafür auserkoren und ja, den Schweden muss man definitiv attestieren, dass sie wissen, was sie tun. Mit psychedelischen Anwandlungen geht man ans Eingemachte, setzt auf eine gewisse Vertracktheit und überlässt anderen Bands lieber den – doch so bequemen – roten Faden. Man setzt auf düstere Elemente und versetzt durch progressive Nuancen Akzente. Aber auch die alten Platten werden nicht komplett vernachlässigt und der Fan darf sich beispielsweise mit „Och Världen Gav Vika“ in die Zeiten von „Zone Of Alienation“ versetzt fühlen. Doch, und das muss klar gesagt werden, haben Steelwing ein neues Kapitel aufgeschlagen. Eines, welches bis jetzt schon sehr spannend ist und man sich auf eine Fortsetzung freut.
Erfolgsverwöhnt sind Paradise Lost in diesem Jahr. Mit einem Überalbum haben sich die Briten zurück gemeldet und als ob dies nicht schon genug wäre, hauen sie nun noch eine Kiste raus. Eine CD/DVD-Box mit dem Namen „Symphony For The Lost“. Im Jahre 2014 in Bulgarien aufgenommen, hat die Band sich quer durch die bisherigen Alben gearbeitet, diese neu aufgelegt und das Ganze mit einem Orchester umgesetzt. Die Staatsoper Plovdiv unter der Regie von Dirigent Levon Manukyan wurde auserkoren und ja, Paradise Lost haben hier erneut ein glückliches Händchen bewiesen. Zweiteilig aufgebaut, sind die insgesamt 17 Songs so meisterhaft dargeboten, dass man schon geneigt ist zu heulen. Teil 1 agiert mit einem kompletten Orchester und Songs wie „Tragic Idol“ oder „Last Regret“ werden in einer Art und Weise dem Hörer präsentiert, dass man die Anwesenden beneiden muss. Diese waren sichtlich überrascht von dem doch noch roh gehaltenen Sound, dass man aus den Sitzen aufsprang um die Songs frenetisch mitzufeiern. Teil 2 setzt die Band Paradise Lost in Szene, verzichtet bewusst auf das Orchester und wirkt in Kombination mit der beeindruckenden Kulisse nicht minder hochwertig. Rundum ein großartiges Stück Musik, was durch Akzente lebt, durch Bombast glänzt und zu keinem Zeitpunkt Paradise Lost als unbeteiligte Protagonisten erscheinen lässt. Beeindruckend in jeglicher Art und Weise!