Die EMP Plattenkiste nach einem wahrlich fetten Festivalwochenende. Habt ihr uns gesehen oder sogar besucht, als ihr das Vainstream Festival in Münster oder das With Full Force Festival in Roitzschjora besucht habt? Wir hatten jede Menge Spaß, unzähligen Menschen die Hand geschüttelt und darüber hinaus auch wohl zu viel Bier mit euch getrunken. Der Schädel brummte noch nach dem Wochenende, was aber nicht bedeutet, dass die Platten der Woche vergessen werden. Und so starten wir mit der EMP Plattenkiste für den 08. Juli 2016!
Frameworks – Smother
Das beschauliche Gainesville in Florida sollte eigentlich die Geburtsstädte für unbeschwerte Musik sein. Sollte man annehmen, wenn man sich das Klima der Gegend anschaut. Dass dies aber auch anders geht, zeigt die Hardcore-Bands Frameworks, welche nun das zweite Album „Smother“ vorlegen. Melancholisch, betrübt und mit einem morbiden Hauch, schlagen sie streckenweise in die Ecke, die auch Defeater schon für sich entdeckt haben. Doch dann erlebt man immer wieder diese punklastigen Ausflüge, welche an Thrice erinnern. Stimmungsvoll starke Stücke wie „The New Narcisstic American Dream“, „Purge“ (nein, es geht nicht um den Film und die darin beschriebene Säuberung) oder „Tinnitus“ bewegen sich stets zwischen Energieentladungen und einer gewissen Lethargie, welche so gegensätzlich sie auch scheinen, perfekt miteinander harmonieren. Musikalisch überragend, sollte man diese Band definitiv im Auge behalten. Ein wahrlich geiles Album!
Betontod – Traum von Freiheit
Man musste sich schon etwas davor fürchten, als Betontod ein neues Album angekündigt haben. Ähnlich wie Kritiker die Entwicklung bei den Broilers nicht gut befinden, hätte es ja auch bei den Herren hier und dem neuen Werk „Traum von Freiheit“ passieren können. Aber wo sich die Broilers eventuell mit „Noir“zu weit aus dem Fenster gelehnt haben, da schlagen sie Herren einfach ein paar metallastige Töne an. Im Punkt Eingängigkeit muss man sich aber sicher nicht hinter Sami und seiner Band oder den Toten Hosen verstecken. Songs wie „Geschichte“ und seine Double Bass-Attacke, ein Stück namens „Nur für eine Nacht“, welches auch von Rise Against hätte stammen können oder dem melancholischen Stück „Für immer“, attestieren Betontod, dass sie sehr genau wissen was sie machen. Bedeutet auf der einen Seite, dass man ein mehr als hochwertiges Album bekommt, auf der anderen Seite aber noch viel wichtiger, dass diese 12 Songs funktionieren und dafür Sorge tragen, dass Betontod nicht der Belanglosigkeit verfallen. Daumen hoch!
Nonpoint -The Poison Red
Nonpoint waren für mich immer eine Band, die mehr Erfolg verdient hätten. In den Staaten unfassbar groß und ein gern gesehener Gast auf so ziemlich allen Touren, bewegt man sich hierzulande leider noch weit davon entfernt. Könnte – nein, muss sich nun mit „The Poison Red“ ändern. Seit 19 Jahren im Geschäft und musikalisch wohl dem Nu Metal zuzuschreiben, schafft diese Band es geradezu jedes Mal ein Album abzuliefern, welches sie auch 1:1 live vortragen könnten. Nicht, weil es an technischen Raffinessen fehlt, sondern vielmehr durch die Tatsache, dass Nonpoint geradezu immer nur Brecher abliefern. Was damals schon mit „To The Pain“ gezeigt wurde, manifestiert sich jetzt auch mit den neuen 14 Songs, welche sowohl Härte, als auch stimmliche Gewalt seitens des Sängers Elias Soriano zaubert. Ja, selbst gewisse Ausflüge zu den ganz großen Alben wie „Statement“ oder „Development“ schafft man mit diesem Album! Und nochmals: Seit 19 Jahren eine wahrlich geile Band! Mehr Groove geht fast nicht!
Deadlock – Hybris
Es ist die Stunde Null von Deadlock! Umstrukturierungen fordern meist Opfer, insbesondere dann, wenn neben einer optischen Schönheit auch noch die markante Stimme abhanden kommt. Sabine Scherer konzentriert sich auf ihre Familie und macht ehrlicherweise den Platz frei für eine neue Person. Was soll man sich mit Ausreden und halbherziger Beteiligung rumschlagen, wenn man so viele Jahre den Bandbus geteilt hat. Am Mikrofon steht erneute eine Frau, die dem Krawallbruder John Parolie bieten muss. Wo dieser shoutet, keift und sein Inneres nach Außen kotzt, da greift Margie an und singt engelsgleich dagegen. Die Schöne und das Biest kommt einem in den Sinn und ja, auch so verhält es sich hier. Wobei beide Gesangsparts einzeln betrachtet wahrlich meisterlich sind. „Hybris“ ist musikalisch gesehen eine sichere Bank, was nicht zuletzt an der dicken Produktion liegen dürfte, aber primär natürlich an den Schreibkünsten von Sebastian Reichl geschuldet ist. Und ja, Reichl bringt erneut so ziemlich alles auf den Punkt. „Ein deutsches Requiem“ ist aber wohl der wichtigste Song des Albums. Dem verstorbenen Drummer Tobias Graf gewidmet, blicken Deadlock wohl auf den traurigsten Moment ihrer Bandgeschichte zurück. Mit diesem Album können und müssen sie aber auch nach Vorne schauen!
Tanzwut – Schreib es mit Blut
Irgendwie sind die Berliner von Tanzwut in einer guten Schreiblaune. Seit ihrer Auszeit in 2011, veröffentlichen sie geradezu jedes Jahr ein neues Album. Nun, 2016, steht mit „Schreib es mit Blut“ schon wieder eine neue Scheibe vor der Tür. Dudelsäcke machen den Einstieg sicherlich jedem Fan der Band einfach. Ein starkes Stück, was direkt Bock auf mehr macht! So muss ein Opener schließlich sein. Rockiger geht es mit „Steig ein“ zu, während „Bruder Leichtsinn“ wohl eine Parade-Nummer von Tanzwut ist. Was man seit Jahren schon auf die Bretter bringt, steckt hier in einem Song. Songs wie „Reiter ohne Kopf“ oder „Hahnenkampf“ sind spannend vorgetragen und stellen sicherlich neben dem Titelsong die Highlights der Platte dar. Nur um einige zu nennen, denn das muss man Tanzwut lassen: Bei all ihrer Umtriebigkeit und der Tatsache, dass sie regelmäßig Alben veröffentlichen, so sehr scheint der Band der qualitative Anspruch wichtig zu sein. Ein Album, welches sich jeder Fan bedenkenlos kaufen kann und sicherlich enorm viel Spaß damit haben wird.