Die EMP Plattenkiste zu einem Schnaps-Datum! Darauf erst mal einen heben! Witz, denn wir sind uns sicher, dass genug Alkohol getrunken wird. Schließlich hat die Festival-Saison angefangen. Mit dem absolvierten Vainstream, haben wir auch bereits ein fettes Festival hinter uns. Und dennoch gibt es diese Woche wieder neue Scheiben. Schaut aber selbst rein. Die EMP Plattenkiste für den ersten Freitag im Monat Juli.
Alunah – Solennial
„Solennial“ ist ein erdiges Album. Diesen Eindruck gewinnt man nach dem ersten Durchlauf direkt. Zugegeben, ich wusste nicht, was mich erwartet, als ich mir das viertes Album dieses Künstlers zu Gemüte führte. Das Quartett kommt aus der Heimatstadt von Cathedral und Black Sabbath und ja, hinter solchen Urgesteinen muss sich die Band Alunah auch nicht verstecken. Dreh- und Angelpunkt ist die Sängerin Sophie Day, welche einen mehr als amtlichen Job abliefert. Die Dame ist nicht nur an der Gitarre unterwegs, sondern agiert auch am Mikrofon. Mit wahnsinnig viel Energie bringt sie ihrer markante Stimme bei den 8 Songs unter, welche sich streckenweise dem Doom mehr zuneigen, als dem Rock. Aber hey, solange die Atmosphäre passt, kann und sollte man nichts dagegen sagen. Svart Records hat hier wieder einen Glücksgriff getätigt und man kann nur hoffen, dass Alunah noch weitere Alben rausbringen. Coole Scheibe.
Montreal – Schackilacki
Montreal gehören eindeutig zum Deutschrock um diesen dann doch irgendwie wieder den Mittelfinger zu zeigen. Deutschrock, der Inbegriff des stumpsinnigen Rocks aus unserem Lande, ist doch vielen Musikfreunden ein Dorn im Auge. Oder besser im Ohr. Da kommen platte Lyrics, manchmal wird auch gerne Nationalismus besungen oder die Liebe zum Vaterland wieder in den Fokus gerückt. Nicht so bei Montreal und „Schackilacki“. Der Albumtitel mag vielleicht Assoziationen zu „Schni-Schna-Schnappi“ hervorrufen, was aber durch Songs wie „Richtig falsch“ oder „Schöpfen aus den Vollen“ textlich mehrfach übertroffen wird. Man reiht sich ein in die Liga der „außerordentlichen Bands aus Deutschland“. Man schließt auf zu Madsen und Co, die immer wieder zeigen, dass Deutschrock intelligent und schnittig sein kann. Und ja, auch Ausflüge in die Welten des Indie zeigen, dass Montreal wirklich durchdachte und ansprechende Musik machen. Starkes Album, welches durch geile deutsche Texte derbe Spaß macht.
Nickelback – The Long Road
Was freue ich mich schon auf die Hasstiraden. Auf diese herzliche „spinnst du denn komplett?“. Leute, beruhigen. Über Nickelback kann man streiten und auch die Äußerungen von Chad gegenüber Corey Taylor sind vielleicht unangebracht. Aber hier in der EMP Plattenkiste geht es um Musik. Und diese ist ausgezeichnet, was die Vinyl-Erscheinung des Albums „The Long Road“ beweist. Der Nachfolger von „Silver Side Up“ mit dem Welthit „How You Remind Me“ hatte keinen leichten Start. Konnte man solch ein Überalbum toppen? Definitiv ja, wie Nickelback es im Jahre 2003 eindrucksvoll beweisen konnten. Hier wird gerockt und dies von A bis Z. Gejammere, aufgeweichte Songs, Elektro-Einlagen und und und sind hier definitiv nicht zu finden. Es ist ein grundsolides Album, welches 11 Songs auffährt, die quasi als „Hits für die Ewigkeit“ in die Geschichtsbücher eingegangen sind. An Bodenständigkeit kaum zu übertreffen ist dieses Album heute noch ein Meilenstein.
Weezer – Hurley
Genie und Wahnsinn liegen doch oft beieinander. Was Weezer und Frontmann Rivers Cuomo stets bewiesen haben. Waren die ersten beiden Alben so unfassbar groß, so stürzte „Ratitude“ so dermaßen in Ungnade, dass man Sorge haben musste, dass Rivers sich keine neue Brille leisten kann. Und dann „Hurley“. Ein Album, welches großartig ist und wirklich sehr oft die Genialität der ersten Alben übertrifft. Man bekommt 10 Songs die Laune machen. 10 Songs, die zeigen, dass Weezer definitiv Hits schreiben können und darauf auch Bock haben. „Hang On“ fetzt, „Time Flies“ ist ein herrlich schräger Song und „Run Away“ ist heute noch einer meiner drei liebsten Songs von Weezer. Der Misanthrop am Mikrofon war bei diesem Album wohl gut eingestellt. Anders konnte man sich Wandel damals nicht erklären. Und damit ihr auch heute versteht, was damals Phase war, wird das Ding kurzerhand neu aufgelegt. Träumchen!
Hades – Dawn Of The Dying Sun
Die Wege des Black Metal sind streckenweise unergründlich. Teilweise mit Kopfschütteln wahrgenommen, wenn es um Bands und die Entstehung der Alben geht. 1997 erschien ein solches Album, welches 2017 erneut aufgelegt wird. Mit „Dawn Of The Dying Sun“ von Hades, sprechen wir von einem dieser Alben. Die Norweger hatten einige Schwierigkeiten ihren harschen Black Metal Sound einzuspielen, denn Jørn Inge Tunsberg saß wegen Brandstiftung in Haft. Und er durfte dennoch für Bandproben die Anstalt verlassen. Beim zweiten Album der Band, welche 1999 das Zeitliche segnen sollte, treffen hymnische und melodische Passagen, auf ein derbes Gitarren-Gewitter. Hier verschmelzen aber auch Akustik-Gitarren und eben genannte Klänge. Durch das neue Remastering kommen nun aber Drums, Bass und eben auch die epischen Fragmente noch dicker daher. Mit jeder Menge Folk gespickt, sind Hades in ihrem Genre heute noch wegweisend. Anhören und sich gehen lassen!