Die EMP Plattenkiste ist wieder gepackt! Wie jeden Freitag gibt es Feinheiten für die Ohren, welche uns besonders umgehauen haben. Selbstverständlich erst nach einigen Durchgängen und mit der nötige Ruhe. In der Hektik passieren ja bekanntlich Fehler, die wir hier nicht einschleichen lassen wollen. Also kommt näher, schaut rein und lasst euch inspirieren. Die EMP Plattenkiste für den 03. Juni 2016.
Die hübschen Mädels von Nervosa haben es erneut geschafft. Neben der dekorativen Optik, schaffen sie mit „Agony“ auch ein fettes Album, was im Bereich Thrash öfters nach Hinten losgehen kann. Wer auf minimale Produktion und einem eher ungeschliffenen Sound steht, der sollte sich diese 12 Songs definitiv einverleiben. Das Trio agiert auf den Punkt genau und zaubert Riffs, die eigentlich nur so aus der Hölle kommen können. „Deception“ hat den Slayer-Vibe der alten Tage, während die Stimme dem Black Metal entrissen wurde. „Guerra Santa“ könnte eine Hommage an die Kollegen von Sepultura sein, mit denen man sich nicht nur das Heimatland teilt. „Agony“ ist durch die Bank hinweg ein geiles Meisterwerk und zeit auf, dass zeitgemäßer Thrash sich den alten Anfangstagen dieser Musikrichtung nicht versperren muss. Quasi wie Schokolade: Man weiß, dass man sich nicht davon ernähren kann, will aber immer wieder hin um an dem Ding zu naschen.
Seit mehr als 20 Jahre sind die Schweden von Dark Funeral quasi Wegweiser im Bereich Black Metal. Man muss sich über den Status dieser Band nicht streiten, denn das legendäre Debüt verdeutlicht auch heute noch, was diese Band leisten kann. Über die Jahre hinweg vermissten ein paar Freunde von Dark Funeral diesen Aha-Effekt, wenn es um neue Alben ging. Nun will man mit „Where Shadows Forever Reign“ wieder Alles retten und hat sich dafür amtlich ins Zeug gelegt. Da schmeisst man den Silberling in den Player und muss sich erst mal über die Produktion wundern, welche sehr geil daher kommt. Sicherlich im Bereich Black Metal nicht die oberste Prämisse, aber im Vergleich zu den Vorgänger auf jeden Fall „sehr professionell und dynamisch“, um es mit den Worten der Band zu beschreiben. Über 9 Songs und einer Spielzeit von 46 Minuten hinweg, stellt sich beim Hörer aber auch ein amtliches Kopfnicken ein. Mit vielen Tempowechseln schafft man es erneut Feuer beim Hörer zu legen, welcher insbesondere beim Geschwindigkeits-Dolchstoss mit dem Namen „As One We Shall Conquer“ die Luftgitarre auspacken wird um den Song gebührend zu feiern. „As I Ascend“ ist ein vielseitiges Monster, welches durch das gewitzte Arrangement ins Ohr sticht. Aber auch der Rest ist Dark Funeral, wenn auch das Soundgewand sicher nicht jeden Hörer überzeugen wird. Aber das sollte ja nun sicher nicht der Grund dafür sein, musikalische Genialität zu verkennen. Starkes Stück!
„Tales Of The Weird“ von Paragon ist rückblickend für mich immer noch das stärkste Album. So dachte ich bis zum Durchlauf von „Pangea“, dem neuen Werk der Jungs. Sorry Vorgänger, du musst nun Platz machen und die Dauerrotation hat ein Ende. Das siebte Album ist einfach zu gut um wahr zu sein. Alleine diese Intensität der Songs, dem eingebrachten Herzblut bei den 10 Songs und einem Aufwind, an dem sicherlich „Tales Of The Weird“ nicht ganz unschuldig ist, machen das Teil zu einem Juwelen. Alleine wenn Charlie bei Songs wie „Manhut“, „Ballot Or Bullet“ der dem Titelsong „Pangea“ über sich hinauswächst, merkt man, dass dieses Album auch ein Befreiungsschlag für die Band selbst darstellen muss. Damit aber sicher nicht genug, denn ein immer wiederkehrendes Element, welches eine apokalyptische Ausstrahlung hat, verleiht dem Album noch einen Tiefgang der Extraklasse. So muss ein Album im Bereich Thrash Metal klingen um mitzureissen. Hier geschehen und auch die nächsten Wochen werden ganz im Zeichen von Paradox und dem siebten Album „Pangea“ stehen!
Die ehemalige Nighwish-Dame Tarja setzt wieder an. Mit einem neuen Album unter dem Namen „The Brightest Void“ erscheint nun diesen Freitag eine weitere Scheibe der Dame. Die Stimme sollte bekannt sein und man muss wohl auch nicht große Worte finden für das, was diese Frau gesanglich abliefert. Mit 9 Songs in 44 Minuten können wir ohne Zweifel von einem vollwertigen Album sprechen, was es aber letztendlich doch nicht ist. „The Brightest Void“ ist ein Prequel zum kommenden Album „The Shadow Self“, welches in rund 2 Monaten das Tageslicht erblicken soll. Anscheinend von der Kreativität komplett getrieben, gibt es jetzt also schon was um die Ohren. Heavy wirkt die Dame, wie man direkt beim Opener „No Bitter End“ feststellen kann. In Zusammenarbeit mit dem Hanoi Rocks-Sänger Michael Monroe liefert die gute Frau massive Riffs und einen fettes Schlagzeug ab. Ja nu? Was geht denn jetzt? Doch das Tripel „An Empty Dream“, „Witch Hunt“ und „Eagle Eye“ wirken wieder vertrauter. Die Stimme kommt vollständig zum Tragen und zeigt sich von einer ruhigeren Seite. Auch elektronische Samples und ein Saxophon baute man mit in die Songs ein, um der Sache noch mehr Abwechslung zu bieten. Darüber kann man sich sicher streiten, denn alleine diese Stimme sollte schon ausreichend sein, aber wieso nicht neue Wege gehen? Mit dem Coversong aus dem gleichnamigen James Bond-Film „Goldfinger“ holt Tarja einen komplett ab. Wohl die beste Darbietung, die ich jemals hören durfe. Rundum ein schickes Ding und für ein Vorab-Album zu diesem Kurs auch bedingungslos zu empfehlen.
Tombstoned haben vor drei Jahren das Debüt „Tombstoned“ über den Zaun geworfen und man konnte schauen, wie man das Doom-teil verdaut. Hat wunderbar geklappt und nun folgt das zweite Ding. Originell sind die Herren sicher nicht was Titel angeht, denn ein schlicht und einfaches „II“ ziert das Cover. Sei es drum, denn es kommt bekanntlich auf den Inhalt an. Das Trio aus Finnland geht wie gewohnt in Minimalbesetzung zu Werke und zimmerte so 7 Songs zusammen, deren Gesamtspielzeit sich aber dennoch auf 40 Minuten ausdehnt. Gesanglich zwischen In Solitude und The Cure angesiedelt, singt auch Gitarrist Jussi zum erdigen Sound des Albums wie ein kleiner Gott, wenn man berücksichtigt, dass er eigentlich kein Sänger ist und aus der Not heraus ans Mikrophon treten musste. Musikalisch gibt es Riffs, die streckenweise auch aus der Feder von Black Sabbath hätten stammen können, wenn man den psychedelischen Faktor berücksichtigt. Dazu gibt es eine amtliche Portion Eingängigkeit, denen es sicher nicht an Schwere fehlt. Was beim Debüt schon aufging, wurde hier nun perfektioniert und ein kleines bisschen erweitert. Ein solides Werk, was hier aus dem Hause Svart Records kommt!