Swallow The Sun verarbeiten Persönliches. Die Finnen konzentrieren sich auf ihrem neuen Album auf die ruhigeren Momente. Diese sind nicht weniger dunkel als das bisherige Schaffen. Doch diese Dunkelheit ist dieses mal real und greifbar. Unser Album der Woche ist „When A Shadow Is Forced Into The Light“.
Swallow The Sun entstanden im Jahre 2000 aus der Band Plutonium Orange und konnten bereits 2001 den heutigen Sänger Mikko Kotamäki verpflichten. Bereits 2003 erschien das erste Demo, nachdem man den Posten am Bass und an den Keyboards besetzen konnte. Nur kurze Zeit darauf nahm das Label Firebox Records die Band unter Vertrag. „The Morning Never Came“ wurde aufgenommen und 2005 bereits „Ghosts Of Loss“. Mit einem Wechsel zu Spinefarm Records und den Alben „Hope“ und „New Moon“ konnten Swallow The Sun auch international Fuß fassen. „Emerald Forest And The Blackbird“ sollten dem Erfolg dienlich sein, das 2015er Album „Songs From The North I, II & III“ schlug ein wie eine Bombe. Der Mix aus Doom und Melodic Death Metal schlug ein wie eine Bombe. Melancholisch und düster von Anfang bis Ende. Swallow The Sun haben sich erfolgreich einen Namen gemacht.
Swallow The Sun verarbeiten ihre Trauer
Doch wie so oft im Leben gibt es Tiefschläge. 2016 verstarb die Partnerin von Gitarrist Juha Raivio. Aleah Stanbridge verstarb an Krebs und verständlicherweise musste Juha diesen Tiefschlag erst verarbeiten. Während der Trauer griff der Gitarrist von Swallow The Sun zu seiner Klampfe und schrieb Songs, die sich nun auf dem neusten Werke der Finnen befinden. „When A Shadow Is Forced Into The Light“ verarbeitet folglich die Trauer einer Mannes, der schon vor dem Tode der Partnerin einen ausgeprägten Hang zu Melancholie hatte. Unter solchen Umständen muss man folglich auch das neue Album als das persönlichste in der Bandgeschichte auffassen. Wo bisher eine poetische Dunkelheit der Musik innewohnte, hat sie dieses mal einen ganz konkreten Anlass und folglich einen Realitätsbezug. Ein Album, welches den Weg eines Mannes beschreibt, der sein Leben neu sortieren musste.
When A Shadow Is Forced Into The Light ist anders…
Im direkten Vergleich zu den bisherigen Alben klingt „When A Shadow Is Forced Into The Light“ nun aber nicht anders. Dunkelheit, Melancholie und eine Portion Ausweglosigkeit sind immer noch vorzufinden. Stilistisch gesehen haben Swallow The Sun wieder ihre Trademarks verarbeitet, wenngleich auch die ruhigeren Passagen dominierender sind. Eine Lethargie kommt dennoch nicht auf, da Passagen den Hörer packen und aufrütteln. „When A Shadow Is Forced Into The Light“ startet behutsam, bevor Riff-Attacken einsetzen. Sänger Kotamäki faucht giftig und wird hierbei vom neuen Keyboarder Jaani Peuhu stimmlich begleitet. „The Crimson Crown“ verzichtet komplett auf Doom-Elemente und setzt auf traurige Harmonien und eine ergreifende Melancholie. „Firelights“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Dagegen setzt „Upon The Water“ die Double-Bass zum Vorschein bringt und zeigt, dass die Band nichts verlernt hat.
… aber nicht weniger dunkel
„When A Shadow Is Forced Into The Light“ ist ein aussergewöhnliches Album. Sowohl von der Geschichte her, als auch von der Umsetzung. Es stehen die zerbrechlichen Momente im Vordergrund und die sanfte Melancholie gewinnt streckenweise die Oberhand. Das Album ist auf den Schmerz fokussiert und verarbeitet Trauer. Es ist schwer in solch einem Kontext brachiale Passagen einzufordern und man sieht es Swallow The Sun nach, wie sie das verarbeiten, was verarbeitet werden muss. Und trotz gewisser musikalischer Veränderungen haben Swallow The Sun ein phänomenal tolles Album abgeliefert. Eines, mit wahnsinnig viel Tiefgang und unfassbar großartigen Momenten. Unser Album der Woche!