Die Broilers sind mit „(sic!)“ unser Album der Woche. Im dritten Post-„Noir“-Jahr, legen die Düsseldorfer ein Album vor, welches man lobend als „The Best Of“ bezeichnen kann. Wir schauen uns das Album etwas genauer an.
Ausverkaufte Halle, Mammut-Touren durch die Republik und ein Zuspruch, den man einer deutschen Oi-Band sicherlich nie in diesem Ausmaße zugetraut hätte. Die Broilers haben es geschafft und dies mit harter Arbeit. Insbesondere Sänger und Kopf Sammy Amara, der seit 1992 den Posten des Frontmannes innehat, verfeinerte den Sound der Band dahingehend, dass Oi, Punk, aber eben auch Rock massentauglich wurde. Rund 20 Jahre nach der den ersten Gehversuchen der Band, legte man “Santa Muerte” vor, welches sich wie geschnitten Brot verkaufte und die Broilers über den Szenerand hinaus bekannt machten. Der Grundstein für den wahnsinnigen Erfolg war gelegt.
Mit „Noir“ einmal durch die Decke
“Noir” sollte aber alle Erwartungen sprengen. Unter den Fittichen von Vincent Sorg, der auch gerne bei den Toten Hosen produktionstechnisch Hand anlegt, zementierte man 16 Songs ein, die als Gesamtwerk “Noir” der Band Platz 1 in den Media Control Charts bescherte. Trotz des Erfolgs und einer gewissen Eingängigkeit des Albums, positionierte sich die Band auch auf dem sechsten Album wieder klar hinsichtlich ihrer Einstellung. So thematisiert der Song “Der Rest und ich” den Rechtsruck der heutigen Gesellschaft. Die Idee kam der Band im Tonstudio, als der anwesende Praktikant die rassistisch-motivierten Ausschreitungen im Stadtteil Lichtenhagen der Stadt Rostock aus dem Jahre 1992 nicht kannte. “Wachrütteln und Menschen auf Dinge aufmerksam machen” – ein Anliegen, welches die Band auch heute noch verfolgt.
Die Broilers sind auch mit (sic!) politisch…
Auch “(sic!)” zeigt sich politisch. So startet “Nur ein Land” thematisch hochbrisant in Runde 7, was die Alben betrifft. “Du bist nur ein Land. Wir gestalten dich. Du wirst regiert. Du regierst nicht mich”, singt Sammy und macht klar, dass die Broilers weder Nationalstolz noch sonstige übersteigerten Ansichten für gut befinden. “Dieses Sommermärchen ist vorbei”, heißt es im weiteren Verlauf. Liebe Nationalisten und Fahnenschwenker, packt doch bitte eure Flagge wieder ein. In feinsten Rock gepackt, zeigen sich die Broilers mit einem dicken Statement und einer dicken Fresse, aber “Patriotismus kann gefährlich werden”, wie sich auch die Band selbst zu diesem Song äußert. “Bitteres Manifest”, bekannt als erste Single, stellt wohl einen der härtesten Songs dar, den die Band jemals geschrieben hat.
… kämpferisch …
Song Nummer 3 ist wiederum die zweite Single und hört auf den Namen “Keine Hymnen mehr”. So aussagekräftig der Titel sein mag, so kämpferisch der Text regiert, so finden die Broilers dennoch einen mehr als angebrachten Rahmen um ihr Anliegen anzubringen. Grundsätzlich eher sanft und eingängig aufgebaut, entwickelt sich insbesondere dieser Track zu einem wahren Juwel. Auf Konzerten wird dies sicher ein abgefeierter Song. Doch ist dieses Album nur politisch angehaucht und mit der Meinung der Band geschwängert? Mitnichten! Es gibt jede Menge Songs, die eben auch zeigen, dass die Broilers Spaß im Leben haben und diesen auch gerne weitergeben.
… aber eben auch auf ihre Wurzeln bedacht
Gedankenversunken zeigen sich “Beste aller Zeiten” oder auch “Und hier steh‘ ich”. Man zeigt sich rekapitulierend und erwachsen. Reif, aber nicht minder wütend und treibend. “Und alles liegt vor uns”, heißt es bei “Woran wir glauben?”, was sich hoffentlich als Versprechen herausstellen wird. “Meine Familie” zeigt die Oi-Seite der Band, welche dem ein oder anderen Hörer eventuell beim letzten Album “Noir” zu gering ausfiel. Auch dies geht der Band erschreckend leicht von der Hand. Selbst vor einer Ballade macht man keinen Halt: “Ihr da oben” ist eine Hommage an Verstorbene, die einfühlsam vorgetragen wird. Aus den Broilers ist eine erwachsene Band geworden. Chapeau!
Das große Fazit
“(sic!)” ist ein ehrliches Album, welches sich mehr als unterhaltsam zeigt. Ein Album, welches den Untertitel “The Best Of Broilers” tragen könnte, denn kein bisheriges Album dieser Band, spiegelte die Facetten besser wider als dieses. Hier treffen punkige Oi-Passagen auf Balladen und politisch inspirierte Texte auf ungemeinen Spaß-Faktor. Definitiv das wichtigste Album der Broilers!
PS: Eine kleine Randnotiz noch zum Schluss. Der Titel “(sic!)” beruht auf dem lateinischen Wort sic, welches ein Ausdruck ist, der bei redaktionellen Ergänzungen und Verbesserungen benutzt wird. Die Bedeutung wäre übersetzt “So (und nicht anders) und nicht wie oft angenommen ein “sick” für “krank” oder “WTF”.