Die Briten von Architects hämmern mit ihrem neuen Werk „All Our Gods Have Abandoned Us“ ein Album ein, welches wir kurzerhand zum Album der Woche machen müssen. Zurecht wie wir finden.
Kaum eine andere Band hat den Metalcore-Zirkus so geprägt wie die Briten von Architects. Schier rastlos und bis ins kleinste Detail professionell tickt diese Band präziser als eine Schweizer Uhr. Man muss sich die Frage stellen, wann die Herren um Blondschopf Sam Carter überhaupt die Zeit finden neue Songs zu schreiben. Wann gibt ihr Tourplan eine Pause her, in der man sich konzentriert an die Arbeiten machen kann. Sam Carter sieht die Sache entspannt und spricht dabei direkt die Probleme vieler Bands an.
„Wir müssen uns nichts vormachen: Eine Band muss geradezu permanent touren um Geld zu verdienen. Sicherlich sind Plattenverkäufe ein Zugewinn, aber die monatlichen Ausgaben kannst du nur mit Konzerten stemmen. Was im Umkehrschluss für uns bedeutet, dass wir eben die kurzen Phasen in denen wir nicht auf der Straße sind effektiv nutzen müssen.“
„All Our Gods Have Abandoned Us“ wurde innerhalb weniger Monate geschrieben und in noch kürzerer Zeit eingespielt. Die Songideen kommen aber dann Zustande, wenn Architects die heimische Couch belagern, da es für die Band ineffizient wäre, sich halbherzig dem Songwriting und dem gleichzeitigen Touren hinzugeben. Doch kann das siebte Album an das 2014er-Werk „Lost Forever // Lost Together“ anknüpfen? Wir erinnern uns, dass der Vorgänger schließlich die allerletzten Zweifler zu glühenden Fans verwandelte.
Schon die vorab veröffentlichen Singles „A Match Made In Heaven“ und „Gone With The Wind“ waren der Beleg dafür, dass der eingeschlagene Kurs der Band nicht verlassen wurde. Diese Aggressionen, diese Mischung aus Djent und streckenweise Post-Hardcore-Elementen, sowie die Brise Epik, welche man sich in den letzten Jahren angeeignet hatte, all das, war schon hier wieder vertreten. Nun hörte man sicherlich wieder Unkenrufe, dass eine Band sich permanent entwickeln müsse und keine Neuauflage von bekannten Scheiben abliefern dürfe. Richtig, und genau hier kommen wir zum essentiellen Teil des Albums, denn abgesehen von tiefsinnigen Texten, welche Existenzängste, Hoffnungslosigkeit und menschliche Abgründe aufzeigt, poltert auch die Instrumental-Sektion mit Neuheiten ums Eck.
Es werden neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt um dann mit Midtempo-Passagen das Tempo wieder rapide zu drosseln. Fette Breakdowns wie „Deathwish“ oder die ungewöhnlichen Songstrukturen beim Schlusssong „Momento Mori“ sprechen auch dafür, dass sich die Band grundsätzlich weiter entwickeln wollte – wenn nicht sogar musste. Eine Progressivität, die Metalcore-Weggefährten oft kategorisch ausschließen, hält bei den 11 Songs Einzug, was aber im Umkehrschluss den Architects musikalische Türen öffnen wird. Es ist kein Wechsel von heute auf morgen zu erkennen und man muss auch keine Angst haben, dass „All Our Gods Have Abandoned Us“ sich weit von den bisherigen Alben entfernt hat. Nein, vielmehr positioniert man sich nach und nach, um die Band auch 12 Jahre nach ihrer Gründung immer noch attraktiv zu halten. Dieses Konzept geht eindrucksvoll auf und man muss das Album wohl als weiteren Meilenstein in der Karriere der Band bezeichnen. Oder wie es der Song „Deathwish“ ausdrückt „Maybe we passed the point of no return. Maybe we just wanna watch the world burn“. Die Welt von Architects brennt hier zumindest lichterloh.