Abay ist Aydo. Aydo ist Abay. Und doch ist das Debüt des ehemaligen Blackmail-Sängers mehr als ein Solo-Album. Denn „Everything’s Amazing And Nobody Is Happy“ ist der Beweis, dass Indie in Deutschland lebendiger ist, als man denkt!
Aydo Abay ist ein bekannter Hund im Kosmos des Indie-Rock. Hat der Bengel doch glatte 14 Jahre das Mikro in seinen Händen gehalten! Wo? Na kommt schon werte Herrschaften: Bei Blackmail selbstverständlich. „Friend Or Foe?“ treibt mir heute noch Tränen in die Augen! Und ja, verdammte Scheiße: Wer braucht Queens Of The Stone Age, wenn man dieses Album haben kann. Doch Moment, das Album erschien 2003! Was passierte in den letzten 13 (!) Jahren? Stagnation auf hohem Niveau? Trägheit auf ganzer Linie? Nun, von all den Dingen ein bisschen und dann doch eben ein bisschen mehr. Aydo Abay ist eben kein einfacher Typ – aber dafür ein geiler!
Nach Blackmail wurde es still
Ja, der Ausstieg bei Blackmail war schon 2008. Und ja, es hat eben gedauert. Dafür hat man nun ein Album in der Hand, was eben für all die nervige Warterei entschädigt. Man braucht eben ein bisschen Zeit bis man so einen gewieften Typen wie Jonas Pfentzig – ein Name, der der Indie-Szene bekannt sein sollte – von sich überzeugt. Pfentzig ist der kreative Kopf von Juli und auch diese Band hat schwere Zeiten hinter sich. Wir erinnern uns an den Hit „Perfekte Welle“, welcher nach dem unfassbaren Tsunami 2004 in Ungnade fiel. Ja, beide vereint vielleicht ein gewisser Schmerz, welchen beide Protagonisten erleben mussten. Ein Schmerz, der dann zusticht, wenn man an „vergangene Tage“ und „Meilensteine der eigenen Karriere“ zurück denkt.
Abay ist die Stimme des Indie-Rocks
Nun hat man „Everything’s Amazing And Nobody Is Happy“ in den Händen. Der Titel alleine ist schon einen Knicks wert, denn kaum jemand hat wohl Louis CK-Comedy-Routine auf dem Schirm. Und doch ist es der erste Beweis, dass Abay mit viel Liebe zu Gange ist. Mehr Liebe steckt allerdings nur in den Songs selbst. Der Opener „The Queen Is Dead“, was die erste Single darstellt, fasziniert. Sei es das Piano-Intro, oder das Hommage an Mogwai, welche Aydo einen famosen Musikgeschmack attestiert. Sei es „1997 (Exit A)“, was New Wave und Pop im Allgemeinen hochleben lässt. Sei es „Signs“, was diese Liebe erneut auslebt. „Everything’s Amazing And Nobody’s Happy“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Blackmail, was instrumentale Parts angeht. „Everything’s Amazing And Nobody’s Happy“ lebt aber vielmehr von der Stimme, die dieser (kleine) Mann in sich trägt. „Everything’s Amazing And Nobody’s Happy“ sollte aber auch ein Mahnmal an all die Bands sein, welche sich zu schnell in neue Projekte stürzen, ohne dabei die Vergangenheit aufgearbeitet zu haben. Abay ist pulsierend und ein wahrlich großartiges Album!