Der nächste Superheldenkracher marschiert strammen Schrittes ins Kino: Mit „X-Men: Apocalypse“ läuft endlich der dritte (reine) „X-Men“-Teil seit dem gelungenen „Reboot“ „X-Men: First Class“ aus 2011 an. Die Erwartungen sind hoch, schließlich war der unmittelbare Vorgänger „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ aus 2014 nicht nur der mit Abstand erfolgreichste Film der Franchise (eine Dreiviertelmilliarde Dollar hat er eingespielt), sondern für viele auch der beste. Kann Bryan Singer, der hier erneut im Regiestuhl saß, die hohe Qualität halten?
Das ist natürlich eine rein rhetorische Frage. Es glaubt wohl niemand ernsthaft daran, dass „X-Men: Apocalypse“ weniger als großartig sein könnte. Doch die Messlatte ist wie gesagt hoch – und man hat schon Meerschweinchen fliegen sehen. Also, „X-Men: Apocalypse“, was kannst du?!
Auferstanden aus Ruinen: der Ur-Mutant
Nachdem die Spezies der Mutanten in „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ gerade so der Ausrottung entgangen ist, hat man sich mehr oder weniger mit den Menschen arrangiert. Magneto (Michael Fassbender, „Steve Jobs„, „Inglourious Basterds„) alias Erik Lehnsherr beispielsweise ist in der polnischen Provinz untergetaucht, arbeitet inkognito in einer Stahlfabrik und ist treusorgender Familienvater geworden. Professor Charles Xavier (James McAvoy) betreibt derweil mit Hank McCoy aka Beast (Nicholas Hoult, „Mad Max: Fury Road„) seine Mutantenschule, in der neuerdings auch die junge Jean Grey aka Phoenix (Sophie Turner – auch bekannt als Sansa Stark aus „Game Of Thrones„) untergekommen ist.
Flashback: 3600 vor Christus steht En Sabah Nur – der erste aller Mutanten und Herrscher über das ägyptische Reich – kurz davor, Unsterblichkeit zu erlangen, als er sich in einen jüngeren Wirtskörper hineinversetzen lassen will. Doch das Ritual wird sabotiert und En Sabah Nur tief in den Katakomben der einstürzenden Pyramide begraben. 1983 wird er jedoch wieder ausgebuddelt – und setzt sich sogleich zum Ziel, die Menschheit zu vernichten. Denn das, was er im Fernsehen sieht, gefällt ihm ganz und gar nicht. Es ist an der Zeit, wieder eine göttliche Ordnung herzustellen!
Mithilfe von vier Mutanten – neben Elizabeth Braddock / Psylocke (Olivia Munn), Ororo Munroe / Storm (Alexandra Shipp) und Warren Worthington III / Angel / Archangel (Ben Hardy) kann er auch den desillusionierten Magneto auf seine Seite ziehen – tritt En Sabah Nur seinen Vernichtungsfeldzug an. Und als er von Xaviers Telepathie-Maschine erfährt, könnte das mit der Weltherrschaft tatsächlich schneller klappen, als seinen Gegnern lieb ist.
Die Mumie lässt grüßen
Zugegeben, zunächst klingt das ein bisschen nach „Die Mumie“. Dass da plötzlich der „Ur-Mutant“ aus Ägypten bemüht werden muss, um der Story noch mal eins draufzusetzen, ist mir ehrlich gesagt ein wenig too cheesy – zumal der Bösewicht (gespielt von Oscar Isaac aus „Star Wars: Das Erwachen der Macht„) nicht gerade sonderlich furchteinflössend ist. Hat man den etwas holprigen Anfangsteil des Films jedoch erst mal geschluckt, entwickelt „X-Men: Apocalypse“ irgendwann eine Art Malstrom, der einen immer tiefer in dieses epische Superhelden-Abenteuer hineinzieht.
Die „neuen“ Charaktere wie Jean Grey, Cyclops (Tye Sheridan), Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee), Storm und der schon im letzten Teil mit einem fantastischen Bullet-Time-Mega-Auftritt bedachte Quicksilver (Evan Peters aus „American Horror Story„) fügen sich blendend ein in die Riege der alten Hasen, zu der natürlich auch Raven alias Mystique (Jennifer Lawrence, „Mockingjay„) gehört.
Die Schauwerte des ca. 250 Millionen Dollar teuren Blockbusters sind einmal mehr überragend: Das Finale ist dermaßen episch und bombastisch, dass ich allen Ernstes ein bisschen Pipi in den Augen hatte, weil mein Hirn audiovisuell dermaßen geflasht wurde. Bryan Singer, der ja seinerzeit schon bei den ersten „X-Men„-Filmen am Steuer saß, hat es einfach drauf.
Persönlich gefallen mir die „X-Men“-Filme per se irgendwie noch ein bisschen besser als die „Avengers„-Geschichten von Marvel – obwohl „Iron Man„, „Thor“, „Captain America“ und Co. eigentlich auch nie wirklich enttäuschen. Die „X-Men“ jedoch… ich weiß nicht… irgendwie gibt das mit den Mutanten meines Erachtens inhaltlich einfach viel mehr her. Aber das ist vermutlich auch Geschmackssache.
Diese Apokalypse macht richtig Spaß
Ergo: Wer auf Superheldenkino der Marke „Guardians Of The Galaxy“ oder „Avengers“ steht, kommt an „X-Men: Apocalypse“ natürlich nicht vorbei. Again: Für mich ein voller Erfolg und eins der besten Superhelden-Movies der letzten Zeit. Obwohl „Deadpool“ natürlich nach wie vor unangefochten ist.
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