Man weiß ja schon immer gar nicht mehr, ob man vor einem neuen Film von M. Night Shyamalan Angst haben oder sich drauf freuen soll. Kaum ein anderer Hollywood-Regisseur ist wohl derart famos gestartet („The Sixth Sense“) und später dermaßen abgestürzt (mit filmischen Vollkatastrophen wie „Die Legende von Aang“ oder „After Earth“). Mit „The Visit“ geht der von der Kritik geprügelte Regisseur wieder back to the roots und liefert einen Low-Budget-Horrorfilm ab.
Zu Besuch bei Oma und Opa
In seinem fünf Millionen Dollar billigen Horrorflick (so wenig hat Shyamalan seit seinem Debüt „Praying with Anger“ nicht mehr für einen Film ausgegeben) machen die beiden Geschwister Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) zum ersten Mal Urlaub auf dem abgelegenen Landhaus ihrer Großeltern. Vor 15 Jahren hat ihre Mutter Loretta (Kathryn Hahn, „The D Train“->LINK) das Elternhaus im Streit verlassen und seither jedweden Kontakt vermieden. Doch nun sind die Kids alt genug, selbst zu entscheiden, ob sie Oma Doris (Deanna Dunagan) und Opa John (Peter McRobbie) kennenlernen wollen – und sie entscheiden sich dafür.
Also setzt Mama die beiden in den Zug und begibt sich selbst auf eine einwöchige Kreuzfahrt mit ihrem neuen Lover. Hobbyfilmerin Rebecca beschließt, aus ihrem Trip eine Dokumentation über die erste Begegnung mit ihren Großeltern zu machen – also ist die Kamera immer dabei (irgendeinen Aufhänger für subjektive Found-Footage-Szenen muss man in einem Low-Budget-Streifen ja schließlich haben).
Zunächst verläuft alles recht behaglich bei den beiden Alten, die zwar ein wenig schrullig, dafür aber auch recht liebenswert sind. Doch schnell häufen sich die mysteriösen Vorfälle: Was macht Opa ständig im Schuppen auf der Wiese? Warum schlafwandelt Oma nachts kotzend und nackt durch die Flure? Und warum soll Rebecca gaaanz tief in den Ofen steigen, um darin sauber zu machen?
Shyamalans bester Film seit langem
Auch wenn Shyamalan mit „The Visit“ das Rad nicht neu erfindet, liefert er damit doch seinen besten Film seit einer gefühlten Ewigkeit ab (genauer gesagt seit „Signs“ aus 2002). Da sieht man mal wieder: Man braucht kein 130-Millionen-Dollar-Budget (soviel hat „After Earth“ gekotztet), um einen stimmungsvollen und packenden Film zu machen – eine gute Idee, ein atmosphärisches Setting und gute Darsteller (sowohl die beiden Kids als auch die älteren Herrschaften spielen hier richtig stark auf) reichen oft vollkommen aus.
Ein wenig verwunderlich sind die komödiantischen Einlagen im Film, die hauptsächlich vom naiven Nachwuchsrapper Tyler kommen. Das funktioniert zwar die meiste Zeit über erstaunlich gut, doch ausgerechnet am Schluss vergreift sich Shyamalan meines Erachtens ein wenig in der Tonalität. Dem effektvollen Gruselvergnügen in den vorangegangenen 90 Minuten tut dies aber eigentlich keinen Abbruch.
Wiedergutmachung eines Gestrauchelten
Ich fasse zusammen: M. Night Shyamalan zeigt in „The Visit„, dass er es tatsächlich noch drauf hat. Wer auf effektvollen Found-Footage-Horror steht, dürfte hier bestens bedient sein. Checkt doch einfach mal den Trailer aus:
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