Mit seinem vom Leben gegerbten Gesicht, dessen Furchen die fleißigsten Ackergäule nicht tiefer hätten zeihen können, ist Tommy Lee Jones eigentlich der perfekte Schauspieler für einen Western. Und doch ist er bis dato nicht wirklich oft als Cowboy in Erscheinung getreten – oder übersehe ich da etwa was? In „The Homesman“ spielt er nun den kantigen Outlaw Briggs, dem im Nebraska des 19. Jahrhunderts eine ganz besondere Aufgabe zuteil wird.
Die Handlung
Als Briggs von einer Bürgerwehr gestellt wird und aufgeknüpft werden soll, ist es die resolute Farmerin Mary Bee Cuddy („Million Dollar Baby“ Hilary Swank), die ihm das Leben rettet. Natürlich erst dann, als sie ihm das hochheilige Versprechen abgerungen hat, sie auf einer ungewöhnlichen Mission zu begleiten: Da drei Frauen aus ihrer Gemeinde aus unterschiedlichen Gründen den Verstand verloren haben, will sie die irren Ladys in einer Kutsche zurück in die „Zivilisation“ bringen, wo sich eine Methodistengemeinde um sie kümmern soll.
Wohl oder übel macht sich Briggs also mit der gottesfürchtigen, aber durchaus taffen Cuddy, die bislang vergebens nach einem Mann gesucht hat, und den drei durchgeknallten Ladys (darunter Miranda Otto aus „I, Frankenstein“ bzw. natürlich die Eowyn aus „Der Herr der Ringe„) auf den langen und beschwerlichen Weg von der Frontier zurück in den zivilisierten Osten. Gefahr lauert dabei an jeder Ecke: Ob Indianer, böse Buben, Präriestürme oder eiskalte Nächte – der ungewöhnliche Reisetrupp muss vielen äußeren Widrigkeiten trotzen und birgt zudem auch intern jede Menge Explosionsgefahr.
Grandiose Bilder
Tomym Lee Jones selbst, der hier übrigens auch Regie geführt hat, tut sich mit der Beschreibung „Western“ für seinen Film schwer. Eigentlich ist es nämlich eher ein Drama über die Stellung der Frau in der Gesellschaft, das zwar zur Zeit des Wilden Westen spielt, aber auch allgemeingültige zeitlose Ansätze hat – nicht zuletzt deswegen wird der Film auch als „feministischer Western“ bezeichnet. Eine Frau als Dreh- und Angelpunkt ist im männerdominierten Western-Genre schließlich nach wie vor eine Ausnahme.
Freilich enthält „The Homesman“ auch Elemente eines „klassischen“ Western: das harte Leben der Siedler im Nirgendwo, die endlose und unwirtliche Prärie, Indianerbegegnungen, Lagerfeuer, Pferdekutschen, Messerkämpfe, Schießeisen etc. Auch die fantastischen Landschaftspanoramen, die die magische Faszination dieser lebensfeindlichen Welt in fantastische Bilder hüllen, kommen hier natürlich nicht zu kurz. Ein Beweis:
Western ist nach wie vor Sparte
Bei den Kritikern gefeiert, lief „The Homesman“ im Kino nur wenig erfolgreich. Schade eigentlich – schließlich hätte es sich gelohnt, diese imposanten Bilder auf der großen Leinwand zu sehen. Doch das Thema Western ist nun mal nach wie vor nicht so attraktiv wie brachialer Action-Krawall – daran konnte auch Quentin Tarantinos „Django Unchained“ nichts ändern.
So oder so: „The Homesman“ ist sowohl wegen seiner Bilder, als wegen seines Inhalts ziemlich sehenswert – zumal er mit einem plötzlichen Twist daherkommt, der einen wie eine klassische „Game Of Thrones„-Folge nur fassungslos zurücklässt. Auch die beiden starken Hauptdarsteller und die imposante Nebendarsteller-Reige, zu der auch Hailee Steinfeld („3 Days to Kill„), Tim Blake Nelson oder Meryl Streep („Hüter der Erinnerung – The Giver„, „Into The Woods„) zählen, tragen dazu bei, dass dieser intensive Trip nach lange nachhallt.
War kürzlich „The Salvation“ mit Mads Mikkelsen noch ein klassischer Rache-Western, greift „The Homesman“ nun mal ein ganz anderes Thema auf und stellt eine (herrische) Frau in den Mittelpunkt. Auch wenn mich das Ende nicht hundertprozentig überzeugt und eher irritiert hat, kann ich den Streifen durchaus empfehlen.
Der Trailer
2 Kommentare
Schreibe einen Kommentar →