Moment mal – was ist das denn? Ein verträumt dreinblickender Jason Statham vor lichtdurchflutetem Naturhintergrund? Keine Knarre, kein Blut weit und breit? Macht der kahle King of Knochenbrecher, der verlässliche Transporter kantiger Actionkost in „Homefront“ jetzt etwa einen auf Weichspüler? Pastorales Schlabberdrama der Marke Nicholas Sparks? Bügel- statt Brecheisen? Schön Pferdchenreiten mit dem Filmtöchterchen? Die Antwort ist…
… ja! Zumindest würde er das nur zu gerne: Schließlich hat er sich als (langhaariger!) Undercover-Cop Phil Broker bei seinem letzten Einsatz den Zorn des Biker-Gang-Drogenzars Danny T (wir entsenden freundliche Grüße an die „Sons Of Anarchy„!) zugezogen, der ihm am liebsten erst den Skalp und danach den Kopf (und danach noch ganz andere Dinge) abschneiden würde. Also hängt der verwitwete Broker, der sich um seine neunjährige Tochter kümmern muss, die Undercover-Perrücke an den Nagel, verzieht sich in eine Kleinstadt in der tiefsten Provinz Louisianas und macht einen auf den hier:
Doch wie das so ist mit dem Untertauchen (in Hollywoodfilmen): Irgendwann holt einen die Vergangenheit ein – zumal die xenophoben Einwohner der Stadt schweigsame Fremde nicht sonderlich leiden können. Das muss auch Töchterchen Maddy erkennen, als sie in der Schule von einem (klischeehaft hässlichen, sorry) Jungen gemobbt wird. Doch das taffe Mädel, ganz der Papa, verdrischt den Übeltäter und landet bei der Schulpsychologin. Als Broker dann auch noch bei einer Auseinandersetzung den Vater des Buben auf die Bretter schickt und vor versammelter Mannschaft demütigt, spitzt sich die Lage zu: die drogensüchtige Mutti bzw. Frau (Haut und Knochen: Kate Bosworth) der verdroschenen Kerle setzt ihren Bruder Gator (James Franco) auf die Zugezogenen an, der mal ein bisschen Terror verbreiten soll.
Das kann er – als lokaler Crystal-Meth-Monopolist (wir entsenden freundliche Grüße an Heisenberg!) – tatsächlich sehr gut. Als Gator dann auch noch herausfindet, dass Broker ein ehemaliger Undercover-Cop ist, der auf der Abschussliste des landweit bekannten Danny T steht, wittert er eine Chance, seinen Drogen-Vertrieb aufs nächste Level zu hieven. Und plötzlich muss Broker dann doch wieder einen auf den hier machen:
Keine Sorge also, Freunde des Action-Statham, natürlich gibt’s auch in „Homefront“ wieder jede Menge Bleibohnenverköstigungen und achtkantige Verdreschungen. Und wie so oft ist das Ergebnis ein durchaus gelungener Action-Thriller mit einem gut aufgelegten Statham, dem die Rolle des nicht aus seiner Haut könnenden Rechtshüters auf seinen nach wie vor gut durchtrainierten Leib geschrieben wurde. Und das von keinem Geringeren als seinem „Expendables„-Homie Sylvester Stallone. Ja, richtig gehört: Sly schrieb das Drehbuch zu „Homefront„, das natürlich dementsprechend geradlinig und auch nicht sonderlich innovativ ausgefallen ist.
Der stark zusammengesetzte Cast (unter anderem sind auch noch Frank Grillo aus „The Return of the First Avenger“ und in einer viel zu belanglosen Nebenrolle Winona Ryder am Start) hebt diesen Film von Regisseur Gary Fleder, der vor gut zehn Jahren mal „Das Urteil“ gemacht hat, aber deutlich über den Durchschnitt. Zumal James Franco („Die fantastische Welt von Oz„, „Planet der Affen: Prevolution„) wie schon in „Spring Breakers“ unter Beweis stellt, dass er auch einen überzeugenden Bösewicht abgeben kann.
„Expendables“, „Safe – Todsicher“, „Redemption„, „Homefront“ – auf Statham ist derzeit einfach Verlass. Wer auf straighte Action-Thriller steht, kann hier also absolut nichts falsch machen. Ganz im Gegenteil!
PS. Ob es Zufall ist, dass Kate Bosworths abgemagerter Charakter mit Nachnamen Klum heißt? Wenn nicht, dann wäre es ein wahrlich cleverer Seitenhieb auf Heidi Klums Bulimie-Model-Parade, lieber Sylvester!
Hier der Trailer: