Vier Navy Seals sollen im Sommer 2005 bei einer Mission in Afghanistan einen hochrangigen Taliban eliminieren. „Lone Survivor“ erzählt die wahre (aber sicherlich deftig ausstaffierte) Geschichte einer gescheiterten Militäroperation und hat dabei mächtig Starpower mit an Bord: Neben Titelheld Mark Wahlberg stehen hier Taylor Kitsch („John Carter“), Emile Hirsch („Into The Wild“ – einer der größten Filme aller Zeiten btw), Ben Foster („Contraband“) und Eric Bana („Star Trek“) Gewehr bei Fuß. Ist wenigstens die Verfilmung der „Operation Red Wings“ ein Erfolg?
Bei Kriegsfilmen bin ich ja prinzipiell skeptisch: Der Grat zwischen Kritik und Verherrlichung von Krieg und Gewalt ist in diesem Genre meines Erachtens schmal. Bei „Lone Survivor“ war ich sogar doppelt skeptisch: Ein Kriegsfilm… von Peter Berg?! Dem Regisseur, der zuletzt den bekloppten Schiffe-Versenken-meets-Alien-Invasion-Krawall-Actioner „Battleship“ verbrochen hat? Und dann ist da ja auch noch Mark Wahlberg, der gerade in der zweiten „Transformers“ -Trilogie als Actionstar vor wehenden Amerikfahnen durchstartet. Ist „Lone Survivor“ ein vor US-Patriotismus triefender, stumpfer Moslems-sind-böse-Reißer? Zum Glück nicht.
In den ersten 45 Minuten dieses in Amerika enorm erfolgreichen Films (125 Millionen hat der 40 Millionen teure Streifen allein in den Staaten eingespielt) passiert nicht viel: Wir sehen die Seals, wie sie sich auf den Einsatz vorbereiten und nach ihrem nächtlichen Abwurf im Hindukusch in der Nähe jenes Dorfes in Stellung bringen, in dem Talibanführer Ahmad Shah vermutet wird, der schon viele US-Soldaten und unschuldige Afghanen auf dem Gewissen hat.
Die Scharfschützen Luttrell (Wahlberg) und Axelson (Foster) identifizieren den Terroristen, doch Teamleader Murphy (Kitsch) kann kein grünes Licht für den Abschuss geben, da der für die Kommunikation zuständige Dietz keine Verbindung zum Basislager herstellen kann. Sie verstecken sich im Wald und warten. Plötzlich taucht eine Ziegenherde mit drei Hirten aus dem Dorf auf und bringt die Seals in ein Dilemma: Freilassen und entdeckt werden? Fesseln, abhauen und verrecken lassen? Oder sicherheitshalber besser gleich selbst abknallen?
Natürlich entscheidet sich Leader Murphy für die erste Variante: Man lässt die drei laufen und tritt den Rückzug in die Berge an, von wo man einen Funkspruch setzen will. Doch das Team verschätzt sich, hat immer noch keinen Empfang und plötzlich eine wahre Armee bewaffneter Taliban auf den Fersen. Das Gemetzel beginnt. Nur einer wird überleben.
Wie Berg seinen Film langsam aufbaut und dann plötzlich in einem blutigen Scharmützel explodieren lässt, das ist schon stark gemacht. Das erste Gefecht mit den Taliban, das über eine halbe Stunde dauert, ist dermaßen atemlos inszeniert, dass man sich selbst mittendrin in diesem elenden Hindukusch-Gebirge wähnt, in dem rechts und links in einer Tour Kugeln und Granaten einschlagen. Natürlich kommt Berg dabei nicht ganz ohne das übliche Heldenpathos aus, doch die zunehmende Verzweiflung der todgeweihten Soldaten bringt er mit unglaublicher Intensität auf den Screen.
„Lone Survivor“ ist ein zwar reißerischer, aber effektvoller Beitrag zum amerikanischen Kriegs-Trauma-Film-Œuvre und konzentriert sich voll auf seine heldenhaft ums Überleben kämpfenden Seals. Was davon stimmt und was vielleicht von Luttrell, auf dessen gleichnamigem Buch der Film basiert, geschönt wurde, weiß man nicht. Die im Feuergefecht entstehende Panik und die Unmenschlichkeit dieses kranken Krieges fängt der Film beklemmend intensiv ein. Und macht irgendwie auch verständlich, warum Barack Obama derzeit noch zögert, einen weiteren Bodentruppen-Brandherd für die USA zu eröffnen.
Ein bitterer Film.
Hier der Trailer:
Ihr bekommt den Film bei uns in 3 verschiedenen Versionen.
Als limitierte Blu-ray im Steel Book:
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Als Blu-ray:
Und natürlich auch als DVD:
Pingback: EMP Popcornkiste - Die EMP Popcornkiste vom 3. Mai 2018