Das „Pirates of the Caribbean“-Dreamteam schlägt wieder zu: Johnny Depp und Regisseur Gore Verbinski haben nach ihrem ersten (grandiosen!) Ausflug in die (CGI-) Prärie mit „Rango“ anscheinend Westernblut geleckt und satteln noch einmal die Pferde. Mit ihrem 175 Millionen Dollar schweren und (wie „Pirates„) von Jerry Bruckheimer produzierten Abenteuer „The Lone Ranger“ setzen sie nun der gleichnamigen US-amerikanischen Kulturikone ein spektakuläres und witziges Denkmal. Doch ist der Film so gut, wie man es anhand dieser kongenialen Kreativunion erwarten darf?
Nein, leider nicht. Nicht dass wir uns falsch verstehen – „The Lone Ranger“ macht durchaus Spaß und ist fulminant in Szene gesetzt. Er hat nur ein ganz großes Problem: Er ist schlicht und ergreifend zu lang! Und das nicht nur zehn Minuten, sondern eher 40+. Zweieinhalb Stunden sind für diese Story einfach maßlos übertrieben, und das ist ja beileibe nicht der erste Film der letzten Monate, der laufzeittechnisch zu weit aufgebläht wurde. Hat ein Film viel zu erzählen, kann er gerne drei Stunden lang sein, aber wenn er das nicht hat, langweilt er irgendwann.
Die erste Hälfte von „The Lone Ranger“ ist freilich ein großer Spaß: Als Anwalt John Reid (Armie Hammer) 1869 per Zug in seine texanische Heimat Colby zurückreist, wird dieser von der Gang des Ganoven Butch Cavendish überfallen, der gerade zu seiner Erhängung transportiert wird. Ebenfalls im Gefangenenwagon: der mysteriöse Indianer Tonto (Depp). Der Zug entgleist, Cavendish entkommt und Tonto wird in den Knast von Colby gesteckt. Um den flüchtigen Verbrecher wieder einzufangen, versammelt Texas Ranger Dan Reid einen Suchtrupp und ernennt dafür auch seinen kleinen Bruder John zum Ranger. Doch die heldenhaften Reiter tappen in eine Falle und werden über den Haufen geschossen – nur John überlebt dank der (widerwilligen) Hilfe von Tonto, der inzwischen aus dem Knast fliehen konnte. Gemeinsam machen sie Jagd auf Cavendish, mit dem auch Tonto noch eine Rechnung offen hat. Freilich inkognito: „Es kommt Zeit, wo guter Mann Maske tragen muss“, weiß Tonto.
Die Ausgangslage ist also gut, zumal der durchgeknallte Tonto mit seinen wirren Sprüchen und dem obligatorischen Indianerdialekt für einige Lacher sorgt. Man wird aber das Gefühl nicht los, Depp biete hier nur eine andere Version seiner Jack-Sparrow-Paraderolle an – was besonders deutlich wird, wenn er wie beispielsweise bei der (freilich imposanten) finalen Zugjagd zu Rossinis „Wilhelm Tell“-Ouvertüre in den Slapstick-Modus übergeht. Das hat man alles so oder ähnlich (und zudem besser) schon mal in „Pirates of the Caribbean“ gesehen. Oder auch in „Shanghai Noon“ mit Jackie Chan und Owen Wilson, an den „The Lone Ranger“ gen Ende immer mehr erinnert.
Immerhin: Für einige gute Gags ist „The Lone Ranger“ gut (die tollwütigen Kaninchen gehören definitiv nicht dazu) und liefert in den ersten anderthalb Stunden richtig gute Western-Comedy-Unterhaltung mit vielen Schauwerten ab. Schade, dass man das Ganze wieder unnötig auf Überüberlänge aufblasen musste. Es kommt Zeit, wo guter Film Schere kriegen muss!
Klar ist aber auch: Selbst als Eigenkopie ist Johnny Depp immer noch absolut sehenswert. Nicht zuletzt auch wegen seines tollen Hütchens:
Kinostart THE LONE RANGER: 8. August.
Hier noch ein kleines Trailerchen:
Und hier ein kleines Tonto-Clipchen: