Wölfli is back: Nach dem eher mauen, im Kino aber durchaus erfolgreichen „X-Men Origins: Wolverine“ aus 2009, darf Hugh Jackman nun ein weiteres Mal im eigenen Spin-Off die Nagelfeilen wetzen. Den glücklosen Gavin Hood ersetzte im Regiestuhl Action-Spezi James Mangold, dessen letzter Film „Knight & Day“ ordentlich krawummste und der davor mit „Walk The Line“ und „Todeszug nach Yuma“ unter Beweis gestellt hat, dass er sich auch auf spannendes Charakterkino versteht. Könnte passen. Oder?
Dass der Wolverine-Charakter einer der interessantesten in Marvels Superhelden-Kanon ist, steht außer Frage. In allen „X-Men„-Verfilmungen war Meister Isegrim stets eins der Highlights, und selbst wenn er wie in „X-Men: Erste Entscheidung“ gar nicht wirklich mitspielte, sondern nur eine Cameo ablieferte, sorgt diese für den größten Lacher des Films. Da kann er noch so schön in „Les Misérables“ trällern – Hugh Jackman ist Wolverine. Und das ist auch gut so. Aber: Haben ihm die Drehbuchautoren Christopher McQuarrie („Jack Reacher“), Mark Bomback („Total Recall“) und Scott Frank („Minority Report“) diesmal auch einen guten Film auf den (muskulösen, haarigen, tank-top-geilen) Leib geschnitten?
Etwas befremdlich mutet zunächst die Tatsache an, dass die Handlung nahezu ausschließlich in Japan spielt: Will man hier das asiatische Publikum abholen, bei dem Comics zum Kulturgut gehören? Oder einfach nur Geld sparen, da man dafür keine großen Stars braucht und dort eh alles billiger ist? Wie auch immer: Es ist zur Abwechslung mal ziemlich erfrischend, dass ein Superhelden-Film nicht im gewohnten Westen, sondern im Land der aufgehenden Sonne spielt.
Was Wolverine überhaupt in Nippon zu suchen hat? Im 2. Weltkrieg rettete er – aus irgendwelchen Gründen in einem japanischen Straflager eingekerkert – dem Offizier Yashida das Leben, als die Atombombe auf Nagasaki fällt. Über 60 Jahre später will sich dieser, kurz vor seinem unvermeidlichen Alterstod, noch einmal bei Wolverine bedanken und schickt seine Zieh(enkel)tochter Yukio (Rila Fukushima) durch die Welt, um den einsamen Wolf ausfindig zu machen. Seit den tragischen Ereignissen in „X-Men: Der letzte Widerstand“ streunt dieser nämlich im verwahrlosten Jesus-Look durchs Land und will mit der Welt eigentlich nichts mehr zu tun haben – wie sich das für einen gefallenen und desillusionierten Superhelden eben gehört. Und dann wird auch noch sein einziger Freund, der Bär, erschossen. Alles scheiße!
Nachdem Yukio ihn erfolgreich nach Japan gelockt hat, gibt der alte Yashida dann auch schnell den Löffel ab und Wolverine wird in die undurchsichtigen Clan-Intrigen hineingezogen: Enkelin Mariko (Tao Okamoto, bitte mal was zu essen geben!) soll das Firmen-Imperium erben, obwohl doch eigentlich ihr Papa Shingen davon geträumt hatte. Und auch Yashidas mysteriöse Ärztin (Svetlana Khodchenkova) scheint eine ziemliche Schlange zu sein. Als selbsternannter Beschützer von Mariko, schnetzelt sich Wolverine also durch Nippon und kommt dem düsteren Geheimnis des Yashida-Clans Stück für Stück auf die Spur.
Verglichen mit Superhelden-Kollegen wie „Man Of Steel“, „Iron Man„, „Dark Knight“ oder „Avengers“, ist „Wolverine – Weg des Kriegers“ was Action-Bombast betrifft fast schon handzahm ausgefallen: Wer hier gigantische Schlachten, Fights und Martial-Arts-Choreografien erwartet, von denen man in letzter Zeit im Kino ziemlich verwöhnt/zugeballert wurde, könnte am Ende etwas enttäuscht sein. Man fragt sich schon ein bisschen, wofür genau Mangold hier 125 Millionen Dollar verbraten hat. Andererseits ist das visuelle Understatement des Films auch mal ganz angenehm: Es muss ja nicht immer noch bombastischer, spektakulärer, fetter sein. Zumal einige Szenen wie die Jagd auf dem Dach eines High-Speed-Zuges den Action-Junkie absolut zufrieden stellen sollten – und die Story tatsächlich ganz gut funktioniert. Kann ja auch nicht jeder Superheldenblockbuster von sich behaupten.
Auch wenn einen „Wolverine – Weg des Kriegers“ letztlich nicht unbedingt sprachlos zurücklässt, ist er doch ein gelungener Beitrag zum „X-Men“-Kosmos und taucht tief in die komplexen Abgründe der tragischen Figur Wolverine ein, die an ihrer Unsterblichkeit zugrunde zu gehen droht. Kein „Wolverine Begins“ der Franchise, aber eine deutliche Steigerung zum Vorgänger „X-Men Origins: Wolverine“.
Für „X-Men“-Fans so oder so ein absolutes Must-see, na Logan.
Mal reinschnüffeln: