Darauf hat die Gemeinde lange gewartet: Sieben Jahre nach Zack Snyders fantastisch stilisierter Metzelorgie „300“ kommt endlich ein zweiter Film über den Kampf heldenhafter Griechen gegen die Invasion des perversen Perserkönigs Xerxes in die Kinos. Und um das gleich mal klarzustellen: Wer „300“ aus irgendwelchen Gründen doof, krank oder banane fand, der muss hier gar nicht weiterlesen. Im Ernst: geht weg! Dieser Film ist nichts für euch. Zum Glück startet diese Woche auch „Bibi & Tina – Der Film“ im Kino. Viel Spaß!
Ein kleines Scherzchen wird ja wohl noch erlaubt sein. Eine tumbe heroische Actionorgie wie diese ist sicher nicht jedermanns Sache. Da ihr aber immer noch hier seid, steht fest: Ihr wollt Blut. Ihr wollt Schwerter und Speere. Ihr wollt (aufgesprayte) Sixpacks auf eingeölten und perfekt rasierten Männerkörpern. Ihr wollt Helden. Ihr wollt Sparta.
Obwohl: Die Spartaner spielen in „300 – Rise Of An Empire“ nur eine untergeordnete Rolle, schließlich kämpft deren König Leonidas gerade an den Thermopylen, einem Engpass zwischen Meer und Gebirge, mit 300 tapferen Spartanesen gegen die übermächtigen Truppen von Xerxes (siehe „300“). Das neue Heldenepos folgt nun dem Athener Themistokles (Sullivan Stapleton), der den Persern ungefähr zur gleichen Zeit mit seiner Flotte zur See die Stirn bietet.
Indirekt ist Themistokles sogar für die persische Invasion Griechenlands verantwortlich: Er war es schließlich, der vor einigen Jahren Xerxes Vater mit einem Pfeil durchbohrte und den Sohn damit in den Wahnsinn stürzte. Angetrieben von der manipulativen Kriegerbraut Artemisia (Eva Green), die einen grenzenlosen Hass auf ihre griechische Heimat hegt, schwört Xerxes blutige Rache, lässt sich mit bösen und perversen Mächten ein und wird (in einer obskuren Eremitenhöhle) als Gott wiedergeboren. Das erzählt uns zumindest die weibliche Erzählstimme (die jeder „Game Of Thrones“-Freund sofort erkennen dürfte – zumindest wenn er die englische OV guckt).
Schön, dass der Film kurz die Hintergrundgeschichte des exaltierten Perserkönigs erzählt (der einmal mehr wie Batman spricht) – schade, dass Xerxes danach zusehends in den Hintergrund rückt und seiner erbarmungslosen Kommandante Artemisia das Feld überlässt. Aber „300 – Rise Of An Empire“ ist ja auch ein Film, der seine Energie aus dem blutdurchtränkten Schlachtengetümmel zieht – und da hat Xerxes als Oberchecker von allem natürlich nichts zu suchen. Stattdessen entspinnt sich „Rise Of An Empire“ zum unerbittlichen Seegefecht zwischen dem Taktikfuchs Themistokles und Artemisia, die mit bemerkenswerter Grausamkeit gegen ihre Feinde vorgeht. Die knutscht sogar mit einem Kopf rum, den sie gerade von den Schultern eines Mannes enthauptet hat. Krasse Lady.
Werden die tapferen Athener der persischen See-Übermacht standhalten? Wird sich Griechenland gegen den gemeinsamen Feind vereinen? Wird Themistokles Artemisia bumsen? Wird Eva Green – wie in fast jedem ihrer Filme – blankziehen? Um das zu erfahren, werdet ihr schon ins Kino gehen müssen.
Hier aber vorher noch ein paar Be(n)merkungen zum Film: Natürlich ist das Actionfest, das erneut auf einer Comic-Vorlage von Frank Miller basiert, wie der Vorgänger in fast schon absurde heroische Höhen hochstilisiert. Im stolzen Sparta weht der Wind durch den güldenen Weizen und schaukeln verträumte Spelzen wie Feenstaub durch die Luft. So stelle ich mir Peter Pans Nimmernimmerland vor – nur ohne die blutrünstigen Massakerspartaner halt. Natürlich werden wie immer große Kampfreden geschwungen: „Kämpft für eure Brüder, kämpft für eure Familien, aber vor allem: kämpft für Griechenland!“ Und im Kampf, da verstärken imposante Zeitlupenaufnahmen die Heldenhaftigkeit des Kämpfers, der gerade in vollem Lauf über eine Klippe zehn Meter tief auf ein Schiff gesprungen ist. Das hat fast schon Martial-Arts-Qualität, was Regisseur Noam Murro (der bis dato eigentlich nur die Comedy „Smart People“ von 2008 in seiner Vita stehen hat) hier zeigt. Egal, so wollen wir das: ein Film gewordener Manowar-Song!
Klar, wenn tausende computergenerierte Schiffe in eiserner Formation mit fünf Meter Abstand zueinander eine Riesenwelle runterschippern, dann schüttelt der Nautiker vermutlich fassungslos mit dem Kopf. Andererseits: Wer ist schon Nautiker?! Etwas gravierender fand ich bei „300 – Rise Of An Empire“ allerdings, dass das munter umherspritzende Blut (der Streifen hat FSK 18) so dunkel und dickflüssig ist wie Erdöl. Das hätte man sicher etwas realistischer lösen können. War mir seinerzeit bei „300“ jedenfalls nicht negativ aufgefallen.
Und ein letzter Kritikpunkt noch: „300 – Rise Of An Empire“ ist generell ein ziemlich düsterer Film – und wird natürlich durch die 3D-Brille noch dunkler gemacht als er es ohnehin schon ist. Ich würde auf die doofe Brille verzichten und in 2D gucken. Aber das sage ich ja auch bei so gut wie jedem Film.
Ansonsten: Saucooles Sounddesign von Junkie XL, Black Sabbaths „War Pigs“ im grandios animierten Abspann und eins meiner neuen Lieblingsfilmzitate:
„You fight harder than you fuck.“
Wer das testosteronschwangere Action-Spektakel „300“ mochte, wird von „300 – Rise Of An Empire“ also nicht enttäuscht sein. Auch wenn die Spartaner irgendwie noch ein Tückchen cooler waren als die Athener um den vergleichsweise schmalbrüstigen Themistokles. Aber Furie Artemisia und natürlich Lena „Cersei“ Headey als Sparta-Königin Gorgo gleichen das mehr als aus.
„300 – Rise Of An Empire“ startet heute im Kino – worauf wartet ihr noch?!
Okay, Moment, hier noch der Trailer
(Anmerkung: Die deutsche Synchro ist ja mal wieder bäääh.):
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