Jetzt mal Handzeichen: Wer fand den ersten „Hangover” von 2009 klasse? Ui, das sind ’ne Menge – aber kein Wunder, schließlich hat „Road Trip“-Regisseur Todd Phillips mit seinem Junggesellenabschied des Wahnsinns eine der kuriosesten, durchgeknalltesten und cleversten Komödien der letzten Jahre abgeliefert, bei der vom Drehbuch über die Besetzung bis hin zu Gags und Timing einfach alles perfekt zusammenpasste. Der Erfolg gab ihm Recht: 467 Millionen Dollar musst du mit einer Komödie mit (damals) nur mäßig bekannten Darstellern erst mal an den Kinokassen einspielen.
Und nun noch einmal Hände bitte: Wer fand „Hangover 2“ ebenfalls klasse? Das sind schon ein paar weniger, aber immer noch erstaunlich viele. Das Kuriose war ja schließlich: Phillips drehte genau die gleiche Story mit genau den gleichen Darstellern noch einmal – und das war trotzdem zum Zwerchfellkrampfkriegen komisch. Der Erfolg gab ihm wieder Recht: Gigantische 586 Millionen Dollar spielte der zweite Teil von 2011 ein. Klar, dass – den allgemeinen Gesetzen des Kuhmelkens und Heißeisenschmiedens folgend – nun auch noch ein dritter Teil her muss. Der soll dann laut Regisseur aber auch wirklich das letzte Abenteuer des Wolfsrudels sein. Und nach Sichtung von „Hangover 3“ möchte man sagen: Das ist auch gut so.
Diesmal durchbricht Phillips, der hier wie bei den meisten seiner Filme mal wieder auch fürs Drehbuch verantwortlich zeichnet, das bewährte „Hangover nach drogengeschwängertem Junggesellenabschiedsdelirium“-Muster und wartet stattdessen mit einem Heist-Plot auf: Weil Nesthocker Alan (Zach Galifianakis) eigenmächtig seine Medikamente abgesetzt hat, ist er nach dem plötzlichen Tod seines Vaters ein Fall für die Anstalt. Seine Buddies Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms) und Doug (Justin Bartha) fahren ihn höchstpersönlich dorthin, doch auf dem Weg fällt das Wolfsrudel den Häschern des Gangsters Marshall (John Goodman) in die Hände, den Alans Kumpel Leslie Chow (Ken Jeong) im ersten Teil um einen mächtigen Haufen Goldbarren erleichterte. Da Chow untergetaucht ist und nur mit Alan regelmäßigen Kontakt hat, stellt Marshall eine einfache Rechnung auf: Entweder das Wolfsrudel findet den durchgeknallten China-Cracker und die Millionen, oder der Gangster pustet Doug, der wie in den ersten beiden Teilen als Geisel mal wieder von der Action ausgeschlossen wird, eine Kugel zwischen die Ohren.
Ehrlich gesagt war der „Hangover“-Plot ja immer relativ simpel, doch stets dermaßen rasant und spektakulär inszeniert und mit einer so immensen Gag-Dichte ausgestattet, dass die banale Story zur Nebensache geriet. Das Problem von „Hangover 3“ ist nicht unbedingt die platte Handlung, im Verlaufe derer Phil, Alan und Stu wieder an den Ort des ersten Verderbens, Las Vegas, zurückkehren, sondern der platte Witz des Films: Aus unerklärlichen Gründen gelingt es Phillips diesmal nicht, funktionierende Gags abzuliefern – ein ums andere Mal verenden die Pointen kläglich im Wüstensand. Zumal man die „besten“ Szenen ohnehin mal wieder aus dem Trailer kennt: Alan fährt eine Giraffe gegen eine Brücke (haha), Alan singt bei der Beerdigung seines Dads das „Ave Maria“ im Falsettgesang (hoho), Alan lutscht genüsslich einen Lolly und steckt ihn dann einer ralligen Kassiererin in den Mund (hihi).
Darüber hinaus wartet „Hangover 3“ mit durchschnittlichen 08/15-Schenkelklopfern auf: Alan pisst sich ein, als Marshall einen Typen abknallt, Chow singt in der Karaoke-Bar Nine Inch Nails „Hurt“ und am Ende gibt’s eine krampfhafte Beatles-Hommage. Bezeichnend für die Gag-Qualität des Films ist folgende Szene: Alan hält einen Goldbarren in der Hand, Chow sagt: „Give it to me before Stu smells it.“ Und liefert die Erklärung gleich selbst: „Don’t you get it? It’s funny because he’s Jewish.“ Die schlechtesten Witz sind immer die, die man selbst erklären muss.
Immerhin hat der Soundtrack neben besagtem NIN-Song noch ein paar Klassiker wie Danzigs „Mother“ oder Black Sabbaths „N.I.B.“ zu bieten – doch das ist nur ein schwacher Trost dafür, dass man als alter „Hangover“-Fan schon nach 45 Minuten darauf wartet, dass es endlich vorbei ist.
Klassischer Fall von „Gucken wir doch besser einfach noch mal die ersten beiden Teile“.
In diesem Sinne: Cheers!
Kinostart HANGOVER 3: 30.05.2013
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