Jeder Ego-Shooter-Zocker dieses (und anderer) Planeten kennt Microsofts Sci-Fi-Serie „Halo“ – klar wie intergalaktische Kloßbrühe. Um nun auch Game-Fremde in den „Halo“-Kosmos hineinzuziehen, haben sich die Entwickler für den jüngsten Output der Reihe, das im November 2012 erschienene „Halo 4“, etwas Besonderes ausgedacht: Einen Monat vor Game-Veröffentlichung startete man eine Video-Promotion-Kampagne auf den Plattformen YouTube und Halo Waypoint, die insgesamt aus fünf 15-minütigen Episoden bestand, deren Handlung gut 30 Jahre vor dem Beginn des Videospiels im 26. Jahrhundert liegt. Knapp zehn Millionen Dollar soll Microsoft dieser Live-Action-Spaß wert gewesen sein. Aber wenn man mit einem Videospiel nach nur einer Woche 300 Millionen umsetzt, sind das wohl letztlich eh nur Peanuts.
Später schnitt man die einzelnen Episoden dann zum eigenständigen Film „Halo 4 – Forward Unto Dawn“ zusammen, der nun fürs Heimkino erschienen ist und die Entwicklung von Kadett Thomas Lasky (Australier Tom Green) auf der Militärakademie des United Nations Space Command thematisiert: Von den großen Fußstapfen seiner Mutti und seines großen Bruders überfordert und generell eher inkompatibel mit Befehlsgehorsam, tut sich der junge Soldat in spe zunächst schwer in seinem Team. Zumal ihn ein blöder Bully (Ron Weasleys Ur²º-Enkel?) und eine hübsche Co-Kadettin (Super-Lippe Anna Popplewell aus „Die Chroniken von Narnia“) ziemlich durcheinander bringen. Doch plötzlich wird’s ernst für die Trainees, als ihre Akademie von den außerirdischen Covenants plattgemacht wird. Haltet durch – der Master Chief ist schon unterwegs!
Ob der 10-Mille-Plan aufgeht und die Verfilmung Frischfleisch für die Game-Reihe rekrutieren kann? Man weiß es nicht. Dramaturgisch ist „Halo 4“ ziemlich dünn aufgestellt – zumal der größte Teil des Films im Innern der Akademie stattfindet (da ist der Trailer etwas irreführend) und man meistens nur über Videonachrichten von Laskys Brüderchens mit der Außenwelt verbunden ist, der irgendwo gegen Aufständische kämpft. Absolute Sahne jedoch sind die Special Effects im zweiten Teil des Films: Wenn die (komplett computeranimierten) Covenants mit ihren gigantischen Leuchtsäbeln auftauchen und die Akademie auseinandernehmen, sieht das schlichtweg bombastisch aus – manchmal sogar besser als in aktuellen Hollywood-Blockbustern mit 15-fachem Budget. Hier merkt man in jeder Szene, dass ein Großteil der Kohle in Ausstattung und CGI geflossen ist.
Das ist es dann letztlich auch, was „Halo 4 – Forward Unto Dawn“ seine filmische Berechtigung gibt: Er lässt die visuellen Muskeln spielen und protzt ein bisschen mit der fetten Optik des Videospiels – was vor allem auf Blu-ray richtig klasse aussieht. Der recht dünne erzählerische Unterbau zum Game ist hier ganz klar Nebensache. Und das ist ausnahmsweise auch mal völlig in Ordnung.
Nicht auszudenken, wie eine mit noch mehr Asche aufgepimpte „richtige“ Filmversion von „Halo“ aussehen könnte, die ja seit mehreren Jahren in der Produktionshölle festhängt und schon mit Namen wie Peter Jackson, Guillermo del Toro oder Steven Spielberg in Verbindung gebracht wurde. Macht es doch einfach endlich, OKAY?!
Vorläufig müssen wir uns aber mit dem kleinen Bruder zufrieden geben. Hier der Trailer: