Steven Soderbergh ist eine Bank: Hat der Mann eigentlich schon mal einen mauen, geschweige denn ernsthaft schlechten Film abgeliefert? Fällt mir jetzt wirklich keiner ein. Von „Traffic“ und „Erin Brockovich“ über die „Ocean’s Trilogie“ bis hin zu jüngeren Werken wie „Contagion“, „Haywire“ oder auch den kultigen „Magic Mike“, in dem Channing Tatum und Matthew McConaughey grandios um die Wette strippen, war doch alles irgendwie knorke. Und auch sein „Side Effects“ macht da nun keine Ausnahme.
In „Side Effects“ widmet sich der von Hollywood gefrustet Regisseur, der in letzter Zeit öffentlich mit seinem Rückzug aus dem Filmbiz kokettierte, dem Thema Psychopharmaka und deren Nebenwirkungen: Nachdem er vier Jahre wegen Insider-Tradings im Bau saß, will Martin (Channing Tatum) noch mal neu durchstarten mit seiner Frau Emily (Rooney Mara, die Lisbeth Salander aus dem Hollywood’schen „Verblendung“-Remake), die brav auf ihn gewartet hat. Doch statt froh über seine Rückkehr zu sein, verliert sich Emily in einer tiefen Depression, inklusive Selbstmordversuch.
Psychoklempner Dr. Banks (Jude Law) verschreibt ihr Antidepressiva, doch keins davon will zunächst anschlagen. Als er sich bei Emilys ehemaliger Ärztin (Catherine Zeta-Jones) nach ihrer Vorgeschichte erkundigt, schlägt diese ihm das neue Medikament Ablixa vor, das sich zwar noch in der Testphase befindet, aber Wunder wirken soll. Und tatsächlich: Emily scheint es zunächst besser zu gehen. Doch dann setzen die titelgebenden Nebenwirkungen ein…
Schon in den ersten Minuten, in denen Soderbergh mit einer grandiosen Kamerafahrt in den Film einsteigt, zeigt er sein einzigartiges Gespür für ästhetische Inszenierung, die im weiteren Verlauf geschickt mit dem undurchsichtigen Plot des Films harmoniert. Worum geht es hier überhaupt? Falsche Medikamentierung und unberechenbare Nebenwirkungen? Die gierige Pharmaindustrie? Ein suizidale junge Frau? Ein gemeines Verbrechen? Alles zusammen? Selbst als man meint, den Film durchschaut zu haben, macht Soderbergh mit einem krassen, mutigen Twist klar, dass dem absolut nicht so ist.
Ein perfide versponnener, stark inszenierter, trippelbödiger Thriller mit Hitchcock’scher Rafinesse, in dem vor allem Rooney Mara als unberechenbare Psycho-Patientin begeistert. Wer Soderberghs andere Filme mochte, kann hier eigentlich nichts falsch machen. Aber Achtung: unvorhergesehene Nebenwirkungen möglich!
Wenn sich der Typ tatsächlich aus dem Filmgeschäft zurückziehen und einen auf Maler machen sollte, wäre das ein herber künstlerischer Verlust.
Mal in den Trailer von „Side Effects“ reinluken:
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