Ja, ich weiß, ist gerade schlecht wegen Fußball und so. Aber: Wenn ihr auf grandios inszenierte Action mit emotionalem Tiefgang steht, dann kommt ihr nicht umhin, diesen Text hier zu lesen und euch danach gefälligst das Remake von „Robocop“ zu besorgen! Echt jetzt, das Remake? Ja, echt jetzt, das Remake! Dafür wird ja wohl selbst beim Fußballverrücktesten zwischendurch mal Zeit sein.
Eigentlich war ich – wie vermutlich alle Kenner von Paul Verhoevens Original – ja schon ein wenig skeptisch: Schließlich ist „Robocop“ aus dem Jahr 1987 ein absoluter Action-Klassiker, den man nicht mal eben so durch den Remake-Maschine zieht. Verhoevens Film zeichnete sich durch ultraderbe Gewaltdarstellungen aus (was dazu führte, dass er erst vor kurzem wieder vom Index genommen wurde) und warf brisante Fragen zu Themen wie Identität, Gier oder Mensch vs. Maschine auf, die auch heute nichts an Aktualität eingebüßt haben. Und 27 Jahre später soll der Portugiese José Padilha („Elite Squad“) dem guten alten „Robocop“ ein cineastisches Facelifting verpassen? Wie gesagt: Skepsis.
Doch schon nach wenigen Minuten dieses 130 Millionen Dollar schweren Projekts ist klar: Es war kein Fehler, dieses Remake – auch wenn die 2014er Version den beißenden satirischen und subversiven Geist der Vorlage nicht ganz erreicht. Die Verzweiflung des Mannes in der Maschine und die Komplexität seiner neuen Existenz fängt es aber stark ein – und die Action-Szenen dieses zynischen, dunklen Reißers sind naturgemäß Extraklasse.
Die Wahl des Hauptdarstellers verblüfft dabei zunächst ein wenig: Wer kennt denn schon den Schweden Joel Kinnaman, der bislang durch kleinere Rollen in Filmen wie „Darkest Hour“ (nein, nicht die Band), Finchers „Verblendung“ oder „Safe House“ zu sehen war? Ist da ein 130-Mio-Premium-Projekt wie dieses nicht ein wenig riskant? Ach, wieso eigentlich? Ist doch schön, endlich mal wieder ein unverbrauchtes Gesicht zu sehen (und mehr als das bekommt man in „Robocop“ ja auch meistens gar nicht zu sehen) und nicht wie sonst immer einen arrivierten Superstar der Marke Christian Bale. Außerdem stand Kinnaman schon öfter kurz davor, den großen Actiondurchbruch zu feiern: Er soll für die Hauptrollen in „Thor“ und dem „Mad Max“-Reboot in Betracht gezogen worden sein. Nun ist es eben der „Robocop“ geworden.
Die Handlung folgt grob dem Original: Im Jahr 2028 arbeiten die USA bei ihren militärischen Auslandseinsätzen mit Kampfrobotern – doch daheim ist der Einsatz der automatisierten Gesetzeshüter per Gesetz verboten. Sehr zum Verdruss von Konzernchef Raymond Sellars (Michael Keaton), der mit seiner Technologie endlich den US-Markt erschließen will. Also soll Wissenschaftler Dr. Norton (Gary Oldman) eine Mischung aus Mensch und Maschine herstellen. Da „trifft es sich gut“, dass just Cop Murphy in Detroit einem gemeinen Anschlag zum Opfer gefallen ist, als er undercover gegen den Waffenhändler Vallon ermittelte. Murphys Frau Clara (Abbie Cornish aus „7 Psychos“ und „Sucker Punch„) muss entscheiden: Soll der massiv zerfetzte Murphy sterben – oder mit den letzen verbliebenen Organen in einen Kampfanzug eingebaut werden und als Robocop weiterleben? Was würdet ihr machen?
Eben: Als Murphy wieder erwacht, ist der Umbau abgeschlossen. Und nach dem ersten Schock, als er den Rest seines Körpers sieht (das sieht echt fies aus!), arrangiert er sich mit seinem neuen Dasein, tritt als Sellars neues Vorzeigeprojekt den Dienst an und sucht Rache an denen, die ihm das angetan haben.
Also mich hat der Film überzeugt (ähnlich wie das ebenfalls gelungene „Dredd“-Remake), weil es Padilha aus meiner Sicht gelungenen ist, den Geist des Originals einzufangen. Dass er es nicht erreichen oder übertreffen würde, war ja eh von vornherein klar. Darum ging es bei dieser düsteren und actionreichen Neu-Inszenierung ja auch gar nicht.
PS. So brutal und blutig wie beim Original wird’s hier aber leider nicht – der Film hat eine FSK12 bekommen.
Hier der Trailer:
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