Das passt doch wie Knackarsch auf #IceBucket-Eimer: Dwayne The Rock Johnson spielt den griechischen Halbgott Hercules. Den heute startenden Kinofilm sollte man aber keinesfalls mit dem bereits auf DVD erhältlichen „The Legend Of Hercules“ von Renny Harlin verwechseln, in dem Kellan Lutz die Titelrolle spielt und über den wir lieber mal das Goldene Vlies des Schweigens breiten. Hier geht es um den schlicht „Hercules“ betitelten Abenteuer-Actioner von Brett Ratner. Kann denn wenigstens der was?
Tatsächlich kann „Hercules“ ziemlich gut unterhalten, ohne dem Zuschauer dabei – wie sein Kollege – das letzte bisschen Hirn rauszufräsen. Dass man hier kein mythologisch tiefgängiges Abenteuer-Epos vorgesetzt bekommt, sondern eher einen inhaltlich überschaubaren Sandalen-Actioner, sollte klar sein. Aber manchmal braucht man so was ja einfach. Und wenn man so was gerade mal braucht, dann ist The Rock als „Hercules“ sicher eine gute Kino-Wahl.
Was zunächst etwas ungewöhnlich erscheint: Ratner (bekannt für die „Rush Hour“-Trilogie oder „X-Men: Der letzte Widerstand“) macht den Halbgott in seinem auf Steve Moores Graphic Novel „Hercules: The Thracian Wars“ basierenden Abenteuer zu einem gewöhnlichen sterblichen Söldner. Einer von Hercules Sidekicks, sein schwächlicher Neffe Iolaus, ist ein gewandter Geschichtenerzähler und verbreitet den Mythos vom Zeus-Sohn Hercules, der die legendären zwölf Aufgaben bewältigte, in der Welt – ein gutes Marketing hat noch keinem Söldner geschadet.
Zusammen mit seiner Kampftruppe – zu der noch der verrückte Krieger Tydeus, die sexy Amazone Atalanta (Ingrid Bolsø Berdal aus „Hänsel & Gretel: Hexenjäger„), der Prophet Amphiaraus (genial: Ian McShane) und der Dieb Autolycus (ebenfalls stark: Rufus Sewell, „Abraham Lincoln – Vampirjäger„) gehören – wird Hercules für einen heiklen Job „gebucht“: Er soll für einen dicken Batzen Gold die Armee von Lord Cotys (John Hurt, „Harry Potter“, „Snowpiercer„) trainieren, damit sie der Invasion des blutrünstigen Tyrannen Rheseus standhalten kann. Das Team schreitet zur Tat und sieht sich schon bald einem gerissenen Gegner gegenüber.
Auf der einen Seite ist es irgendwie seltsam, einen Film über Halbgott Hercules zu sehen, in dem Mythologie keine Rolle spielt. Gerade bei den heutigen technischen Möglichkeiten und einem Budget von 100 Millionen Dollar hätte man doch ein paar feine Monster auf die Kinoleinwand zaubern können. Aber auch „Kampf der Titanen“ oder „Zorn der Götter“ hatten ja soviel (bzw. noch 25/50 Mille mehr) zur Verfügung und waren trotzdem nicht wirklich gut gelungen. Insofern ist es auch einfach mal angenehm, eine entmythologisierte Version von Hercules zu sehen, zumal das „nur“ 98 Minuten lange Abenteuer nicht mit üppigen Schauwerten geizt – auch wenn einige Schlachten ein wenig konstruiert wirken und das Drehbuch auch nicht sonderlich viel Tiefe hat.
Das Erfrischende ist, dass sich Dwayne Johnson, der spätestens seit „Fast & Furious 6“ in Hollywoods oberster Actionliga angelangt ist (warum spielt der eigentlich nicht bei den „Expendables“ mit?!), und seine muntere Söldner-Truppe selbst nicht ganz so ernst nehmen und dem Film ein sympathisches Augenzwinkern verpassen.
Also: Wer auf kurzweilige Sandalen-Action steht und schon immer mal wissen wollte, wie ein irdischer Halbgott auszusehen hat, der sollte sich „Hercules“ im Kino reinschrauben. Von den zahlreichen Griechenland-Abenteuern der jüngeren Jahre („300 – Rise Of An Empire„, „Percy Jackson„, „Krieg der Götter“) zählt dieser Streifen für mich definitiv zu den besseren.
Hier der Trailer: