Ach herrje – diese Woche geht echt so gut wie nichts im Kino. Einzig und allein Quentin Tarantinos „The Hateful Eight“ lohnt den Besuch eines Lichtspielhauses. Da wir den jedoch schon letzte Woche besprochen haben, gibt’s in dieser EMP Flimmerkiste eben ein kleines Tarantino-Special. Muss auch mal sein – der Mann ist schließlich, das darf man wohl sagen, einer der besten Regisseure aller Zeiten.
Eine Tarantino-Biografie werde ich hier jetzt nicht schreiben. Falls euch das interessiert, dann zieht euch „Quentin Tarantino Unchained – Die blutige Wahrheit“ rein, da steht alles über den 52-jährigen US-Filmemacher drin.
Blicken wir stattdessen kurz auf seine Regie-Werke: Acht Stück sind es mittlerweile – „The Hateful Eight“ sozusagen.
1. RESERVOIR DOGS (1992)
Tarantinos erster Kinofilm, „Reservoir Dogs„, ist ein furioses Heist-Movie-Drama: Acht Männer führen einen Raubüberfall bei einem Diamanthändler durch und flüchten danach einer nach dem anderen in ein entlegenes Lagerhaus. Peu à peu stellt sich heraus, dass ihr Coup mächtig in die Hose gegangen ist – und dass einer aus ihren Reihen ein Verräter ist. Ein wirklich grandioser Film mit genialen Dialogen, Kultperformances (Michael Madsen und das Ohr!) und Stars wie Harvey Keitel, Steve Buscemi, Tim Roth und vielen anderen. Kein Wunder, dass Tarantinos Regiekarriere danach richtig in Schwung kam.
2. PULP FICTION (1994)
Schon mit seinem zweiten Film lieferte Tarantino 1994 sein unbestrittenes Meisterwerk ab. In clever verschachtelten Kapiteln erzählt er darin von den Auftragskillern Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson), die für ihren Boss Marsellus Wallace (Ving Rhames) ein paar Kleinganoven aufmischen und dabei die Inneneinrichtung ihrer Karre in ein Blutbad verwandeln. Helfen kann da nur Saubermacher Mr. Wolf (Harvey Keitel). Derweil soll Boxer Butch Coolidge (Bruce Willis) einen getürkten Fight verlieren und einem gewissen Marsellus Wallace damit viel Kohle einbringen. Doch Butch kann’s nicht lassen und schickt seinen Gegner auf die Bretter. Auf die Tanzbretter wiederum geht Vincent Vega, der Mia Wallace (Uma Thurman), die Frau seines Bosses, ausführen soll. Als diese Heroin mit Kokain verwechselt, ist die Kacke am Dampfen. Ach, genug der Worte – „Pulp Fiction„ ist ohne Wenn und Aber einer der besten Filme aller Zeiten!
3. JACKIE BROWN (1997)
Etwas unter dem Radar lief damals der „Pulp Fiction„-Nachfolger „Jackie Brown“, der erfolgstechnisch nicht annähernd an den zweiten Tarantino anknüpfen konnte. Doch auch die Story von Stewardess Jackie Brown (Pam Grier), die für Drogendealer Ordell Robbie (S. L. Jackson) Schwarzgeld schmuggelt, dabei vom FBI gestellt wird und ihren Auftraggeber ans Messer liefern soll, war wieder ganz großes Kino. Mit seinem – wie eigentlich immer – grandiosen Score, herrlichen Dialogen, Vögel- und Gewaltszenen und jeder Menge Starpower (Robert De Niro, Bridget Fonda, Michael Keaton u. v. a.) ist auch „Jackie Brown“ ein echter Kultfilm.
4. KILL BILL 1 (2003) und KILL BILL 2 (2004)
Nach sechsjähriger Pause meldete sich Tarantino 2003 mit seinem ersten „Kill Bill„-Film spektakulär auf der Leinwand zurück: Uma Thurman als drahtige Martial-Arts-Rächerin im gelben Turnanzug war einfach der Wahnsinn. Mit diesen beiden Filmen sicherte sich der schräge Tarantino endgültig seinen Platz im Regie-Olymp: Hier war es vor allem die perfekte Kombination von Brutalität und Ästhetik, die die beiden Filme zu etwas absolut Einmaligem machten. Unvergessen Thurmans epischer Kampf gegen 2.938.382 Bösewichte im Chinarestaurant und der wunderschöne, bittere Showdown gegen Lucy Liu im verschneiten Garten. Filmgeschichte!
5. DEATH PROOF (2007)
Mit „Death Proof“, dem Grindhouse-Double-Feature-Gegenstück zu Robert Rodriguez „Planet Terror“, folgte 2007 dann vielleicht Tarantinos „schwächster“ Film – bei so vielen großartigen Werken fällt es dann halt doch auf, wenn ein Film „nur“ gut ist. Stuntman Mike alias Kurt Russell brettert in seinem speziell angefertigten Chevrolet Nova und später in einem 1970 Dodge Challenger durch die Staaten und bringt hilflose Girls zur Strecke. Bis er auf eine taffe Ladygang trifft, die den Spieß umdreht.
6. INGLOURIOUS BASTERDS (2009)
Zwei Jahre später drehte Tarantino dann wieder richtig auf: In „Inglourious Basterds“ widmete er sich dem heiklen Thema Zweiter Weltkrieg und schickte Superstar Brad Pitt aus, um Nazis zu schlachten. Als Lt. Aldo Raine befehligt Pitt einen Trupp jüdischer Soldaten, der in einem Pariser Kino ein Attentat auf den Führer verrichten soll. Christoph Waltz, der den SS-Standartenführer Hans Landa spielte, feierte hier seinen Durchbruch in Hollywood und wurde für seine irre Performance mit dem Oscar ausgezeichnet. Mit Til Schweiger, Diane Kruger, Michael Fassbender und Daniel Brühl durften noch ein paar andere deutschstämmige Mimen in Tarantinos genialem Streifen mitmischen. Allein die Szene mit Waltz im Bauernhaus, in dem sich ein paar Juden verstecken, ist es wert, diesen Film immer mal wieder zu gucken. Ebenfalls genial: die Kneipenszene. Und natürlich das Finale im Kino. Ach; ALLES GENIAL an diesem Film!
7. DJANGO UNCHAINED (2012)
Kurios, wie Tarantino immer wieder neue Genres ausprobiert und seine schrägen Figuren in die verschiedensten Settings einbaut. In „Django Unchained„ spielt Christoph Waltz, der hierfür ebenso den Oscar bekam wie zuvor schon für „Inglourious Basterds“, ausnahmsweise einen Guten: Als Kopfgeldjäger Dr. King Schultz befreit er den Sklaven Django, da nur dieser das Gesicht eines gejagten Verbrechers kennt, auf den ein stattliches Kopfgeld ausgesetzt ist. Danach hilft er Django noch dabei, dessen Frau Broomhilda aus den Fängen eines fiesen Plantagenbesitzers (Leo DiCaprio) zu befreien. Ein völlig verrückter, fantastischer Western mit gewaltigen Bildern und und gewaltigen Blutorgien.
8. THE HATEFUL EIGHT (2015)
Und nun also Tarantinos achter Film – „The Hateful Eight„, der heute im Kino startet. Dass er für mich einer der schwächeren Filme des Meisters ist, habe ich ja neulich schon geschrieben. Dass man ihn auf jeden Fall gesehen haben muss und dass sich der Kinobesuch definitiv lohnt, ist natürlich glasklar – wir reden hier von Quentin Tarantino, Leute!
So, ich muss jetzt noch mal Bilanz ziehen. Hier kommt meine persönliche Tarantino-Favoriten-Liste (Änderungen je nach Lebensphase vorbehalten):
1. Pulp Fiction
2. Inglourious Basterds
3. Reservoir Dogs
4. Django Unchained
5. Kill Bill
6. Jackie Brown
7. The Hateful Eight
8. Death Proof
Wie sieht eure Liste aus?
(Bild oben: Studiocanal, „Tarantino XX“)