Na, „Mad Max: Fury Road“ gecheckt und verdaut? Eigentlich müsste man fortan bis ans Lebensende nur noch zähe Dramen gucken, um den Action-Overkill des Endzeitspektakels auszugleichen. Aber was willst du machen – mit „A World Beyond“ steht in der dieswöchigen EMP Popcornkiste schon wieder der nächste Action-Kracher auf dem Programm. Der allerdings aus dem Hause Disney kommt und somit deutlich undüsterer (ich denke, das richtige Wort wäre „heller“ gewesen) ist als die Düsterdystopie „Mad Max“. Noch aufgedrehter geht es dagegen in der deutschen Teenie-Komödie „Abschussfahrt“ zu.
A WORLD BEYOND
Wie gesagt: Disney. Wir prophezeien bunte Bilder, wenig explizite Gewalt und ein einigermaßen erquickliches Happy End. Aber das muss ja eigentlich nichts Schlechtes heißen! In „A World Beyond“ (der „deutsche“ Name für den englischen Originaltitel „Tomorrowland“ – bitte erschießt mich) gelangt das aufgeweckte Mädel Casey (Britt Robertson) in den Besitz einer sonderbaren Anstecknadel. Wieso sonderbar? Nun, wenn man sie berührt, landet man schnurstracks in einer Parallelwelt namens Tomorrowland. Der grummelige Wissenschaftler Frank (George Clooney, „Gravity„) erklärt ihr, was Sache ist: Dieser Ort, von dem er selbst einst verbannt wurde, war mal eine Welt ohne Kummer und Sorgen. Als jedoch der miese David Nix (Hugh „Dr. House“ Laurie) das Zepter übernahm, zog das Böse ein. Gemeinsam versuchen die beiden, den Untergang von Tomorrowland und ihrer eigenen Welt zu verhindern. Wer auf bunte wie kurzweilige Sci-Fi-Mystery-Abenteuer-Kost steht, wird an diesem 190-Millionen-Dollar-Spektakel seine helle Freude haben. Allerdings muss man bei solch einer gewaltigen Produktion auch ein wenig skeptisch sein – schließlich hat Disney in jüngerer Zeit mit vergleichbaren Produktionen wie „John Carter“ oder auch „Lone Ranger“ mächtig Schiffbruch erlitten. Die Besetzung des Regiestuhls allerdings gibt Grund zur Hoffnung: Brad Bird hat immerhin den bombastischen „Mission Impossible: Phantom Protocol“ gemacht. Und da die ersten Kritiken wohlwollend sind – reingehen!
ABSCHUSSFAHRT
Wenn das alles noch viel zu niveauvoll ist, haben wir auch dagegen ein Mittel: Die deutsche Teenager-Klamotte „Abschussfahrt – Vier ist einer zu voll“ lässt Genre-Instanzen wie „American Pie“ noch wie Hochkultur dastehen! Gut, etwas übertrieben – tatsächlich wird die „Abschussfahrt“ ihrem Titel aber völlig gerecht: Bei einer Klassenfahrt nach Prag missachten angehende Abiturienten die Anweisung ihres Lehrers, die Nacht doch gefälligst auf ihren Zimmern zu verbringen, und stürzen sich mit der Limousine ins bunte Nachtleben. Doch sie landen in einem verruchten Sexclub, dessen Besitzer kurzerhand einen von ihnen entführt, um die anderen dazu zu bringen, Drogenpakete für ihn auszuliefern. Prag halt! Das Ganze endet natürlich im Fiasko. Die bunte Crew um Max von der Groeben aus „Fack ju Göhte“ und Ex-GNTM-Teilnehmerin (wenn ihr nicht wisst, wofür die Abkürzung steht, bekommt ihr 10 Karmapunkte!) Lisa Volz in einer hölzernen Nebenrolle tankt sich hier durch ein deutsches „Hangover“-Chaos, das man vermutlich idealerweise mit ein paar Pullen Bier im Marschgepäck angeht.
DIE AUGEN DES ENGELS
Deutlich anspruchsvoller geht es in Michael Winterbottoms Krimi-Drama „Die Augen des Engels“ zu, in dem Regisseur Thomas (Daniel Brühl) nach Siena fährt, um durch einen aktuellen Mordfall Inspirationen für seinen neuen Film zu finden. Eine junge Amerikanerin und deren Freund sollen die gemeinsame Mitbewohnerin umgebracht haben. Zusammen mit der Journalistin Simone (Kate Beckinsale) taucht er in den Fall ein – zu tief! In seinem finsteren Drama verfilmt Winterbottom (recht frei) die reale Geschichte von Amanda Knox und deren Freund Raffaele Sollecito, die 2007 die 21-jährige Britin Meredith Kercher ermordet haben sollen, aber von der Justiz freigesprochen wurden. Ein ansprechendes Kontrastprogramm zu den beiden anderen vorgestellten Filmen!
Gehabt euch wohl,
Ben