So, ich werfe jetzt mal den „Zielgruppenmodus“ an und stelle euch die Verfilmung des ersten Romans aus der „Bestimmung“-Reihe von Veronica Roth vor. Warum Zielgruppenmodus? Weil ich gestehen muss, dass ich mit dem Film nicht viel anfangen konnte. Um nicht zu sagen: gar nichts. Aber hey, die Zukunfts-Dystopie hat immerhin 275 Millionen Dollar eingespielt und auch in Deutschland über 600.000 Kinogänger vorzuweisen – sie wird also ihre Berechtigung, um nicht zu sagen Bestimmung haben.
US-Autorin Veronica Roth ist gerade mal 26 und hat schon mit ihrer ersten Romanreihe ausgesorgt: Die drei Teile ihrer „Bestimmung“-Trilogie verkauften sich weltweit millionenfach, und die Filmrechte daran ließ sich die junge deutschstämmige Schriftstellerin ebenfalls gut bezahlen. Warum auch nicht?
Mit ihren Young-Adult-Novels bedient Roth clever den Trend, den J.K. Rowling seinerzeit mit „Harry Potter“ losgetreten hat und der sich mehr und mehr in eine Science-Fiction-Richtung entwickelt: Ob Stephenie Meyer mit „Twilight“ und ihrer neuen „Seelen“-Reihe oder Suzanne Collins mit der erfolgreichen „Panem„-Dystopie – die US-Autorinnen liefern, was die breite Masse lesen will.
In „Die Bestimmung – Divergent“ entwirft Roth eine Zukunftsdystopie, wie man sie so oder ähnlich schon mehrfach gesehen/-lesen hat: Nach einem nicht weiter definierten Krieg hat sich die Stadt Chicago von der Außenwelt abgeschottet. Um den dauerhaften Frieden zu gewährleisten, wurde die Gesellschaft in fünf Fraktionen eingeteilt: die Altruan (die Selbstlosen), die Ferox (die Furchtlosen), die Ken (die Gelehrten), die Candor (die Freimütigen) und die Amite (die Freundlichen und Friedfertigen). Im Alter von 16 Jahren müssen sich die Jugendlichen entscheiden, welcher Fraktion sie angehören wollen – ein vorher durchgeführter Test soll ihnen die Entscheidungsfindung erleichtern, bevor sie sich bei einer offiziellen Zeremonie irreversibel einer Fraktion anschließen müssen. Hier tagge ich einfach mal #HarryPotter #DerSprechendeHut #Panems12Distrikte
Als die junge Beatrice Prior (Shailene Woodley, die ihr Filmdebüt 2011 in „The Descendants“ an der Seite von George Clooney feierte), deren Eltern den Altruan angehören, zum Test geladen wird, stellt sich heraus, dass sie nicht eindeutig einer Fraktion zugeordnet werden kann – sie ist eine Abweichlerin (to diverge), eine Unbestimmte! Und die sind laut Jeanine Matthews (Kate Winslet), Führerin der Gelehrten, gefährlich für den Frieden der Gesellschaft. Also verschweigt Beatrice ihr Testergebnis, schließt sich den furchtlosen Ferox an (die die ganze Zeit munter durch die Straßen rennen und aus irgendwelchen Gründen ständig auf irgendein Gebäude draufklettern müssen) und zieht mit ihnen in das Ferox-Quartier am anderen Ende der Stadt (das man anscheinend nur über einen niemals stillstehenden Zug erreichen kann, auf den man – ganz furchtlos – während der Fahrt drauf- und wieder runterspringen muss). Für diesen Zug tagge ich noch mal #Panem.
Dort werden die Neuankömmlinge für ihre bevorstehende Aufgabe gedrillt, die darin besteht, die Ordnung in der Gesellschaft zu hüten und den Zaun zu bewachen, der Chicago von der feindlichen Außenwelt trennt. Kids, die ihre Kampf-Fähigkeiten trainieren? #PanemAGAIN
Doch während sich Beatrice, die fortan Tris heißt, mit ihren Ausbildern – dem garstigen Eric (Jai Courtney aus „Stirb langsam 5“ und „I, Frankenstein„) und dem anziehenden Four (Theo James, „Underworld: Awakening“) – herumärgern muss, kommt sie einer großen Verschwörung auf die Spur, die das fragile Gesellschaftsgefüge zum Implodieren bringen könnte. Gut, dass sie eine Unbestimmte ist!
Vielleicht ist es ja „zwischen den Zeilen“ durchgeklungen: Wirklich innovativ ist die in „Die Bestimmung“ entworfene Zukunftsvision nicht. Ich denke an „Panem„, ich denke an den 2002 Film „Equilibrium“ mit Christina Bale (der von Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“ von 1953 inspiriert ist) und ich denke vor allem an Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ aus dem fernen Jahr 1932, aus dem hier so viel geklaut wird, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.
Aber klauen bzw. „sich inspirieren lassen“ ist im literarischen Kontext ja erlaubt – zumal die jugendliche Zielgruppe die literarischen Vorlagen unter Umständen gar nicht kennen mag. Ein paar mehr eigene Ideen hätten dem Buch/Film aber gut getan. Und ein wenig kürzer hätte er sein dürfen: 140 Minuten sind für diese Handlung 30 zuviel – alles ein bisschen straffer inszeniert und „Die Bestimmung“ hätte deutlich davon profitiert.
Rundum gelungen ist allerdings der Soundtrack (auch wenn im Film selbst die Musik oft etwas zu aufdringlich in den Vordergrund gestellt wird), an dem Bands wie Snow Patrol oder Überflieger Woodkid beteiligt sind.
Insgesamt ist „Die Bestimmung“ eine gute Wahl für Fans luftiger Science-Fiction-Utopien mit hübschen Teenagern, der aber – wenn man mal ehrlich ist – nicht annähernd an die Klasse von „Die Tribute von Panem“ heranreicht. Aber – wer tut das schon?
Hier der Trailer: