Es gab Zeiten (nennen wir sie „die 90er“), in denen Bruce Willis auf der Leinwand so gut wie unfehlbar war: Von „Last Boy Scout“ bis „Pulp Fiction“, „12 Monkeys“ bis „Das fünfte Element“ oder „Armageddon“ bis „The Sixth Sense“ – wenn Mr. Schweinebacke mit dabei war, konnte man stets von einem fulminanten Actionspektakel oder einem intelligenten Meister-Thriller ausgehen. Oder sogar beidem gleichzeitig. Mittlerweile hat die Marke Bruce Willis jedoch den Nimbus der Unfehlbarkeit eingebüßt: Belanglose bis schlechte Filme („Cop Out“ 2010, „The Cold Light Of Day“ 2012, „G.I.Joe 2“ 2013) halten sich die Waage mit gelungenen Reminiszenzen an die guten alten Bruce-Zeiten („R.E.D.“ 2010, „Moonrise Kingdom“ und „Looper“ 2012). Ausgerechnet der fünfte Teil seiner Paradedisziplin „Stirb langsam“ gehört nun aber leider wieder zum verzichtbaren Teil seiner jüngeren Filmauftritte.
Waaaas? John McClane, verzichtbar?! Nun, der die-hard „Die Hard“-Fan wird vermutlich auch „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“ abfeiern, trotzdem aber zugeben müssen, dass er der bei Weitem schlechteste Teil der Kult-Franchise ist. Lieferte Len Wiseman vor sechs Jahren mit Stirb langsam 4.0″ noch einen vergleichsweise guten Action-Reißer ab, gelingt es „Max Payne“-Regisseur John Moore diesmal leider nicht, der Action-Ikone John McClane ein würdiges Denkmal zu setzen: Zu überladen und willkürlich ist hier die Action, zu fahrig und inszeniert die Handlung, zu aufgesetzt das Coolesprücheklopfen.
Erstmals verschlägt es den ur-amerikanischen Haudrauf-Cop dabei außer Landes – und dann auch noch ausgerechnet nach Russland! Als McClane nämlich erfährt, dass sein Sohnemann Jack (Jai Courtney, der Bösewicht „Jack Reacher„) wegen eines Attentats in einem Moskauer Gefängnis sitzt, springt Papa in den Flieger, um den entfremdeten Filius rauszuboxen. Doch statt zu helfen, macht der nervige Rabenvater erst mal alles nur noch schlimmer: Tatsächlich nämlich arbeitet Jack als Undercover-Agent für die CIA und hatte den Auftrag, den ebenfalls einsitzenden Informanten Komarov (Germany’s own Sebastian Koch) zu befreien, der angeblich Beweise für dunkle Machenschaften des hochrangigen russischen Politikers Chagarin besitzt. Zwar können die McClanes mit Komarov fliehen, haben jedoch die Schergen des Bösewichts an den Hacken und müssen daher wohl oder übel zusammenarbeiten – und eine Schneise der Verwüstung durchs wunderschöne Moskau ziehen. McClane-Style eben.
Im Prinzip ist „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“ eine Aneinanderreihung von wirren Actionszenen, in denen das sprücheklopfende Junior-Senior-Gespann Autos verschrottet, böse Russen umnietet und diverse Gebäude in Schutt und Asche legt. Erstaunlich ist dabei, wie locker der alte McClane die übelsten Stürze und Shootouts wegsteckt: Quälte er sich vor 25 Jahren noch so humpelnd und ächzend durch die Kulissen, dass der Zuschauer dabei Sympathieschmerzen entwickelte, ist heute alles nur noch absurde Action-Routine. War McClane einst der Normalo-Cop, der im Angesicht terroristischer Bedrohung über sich hinauswuchs und seinen Körper für die gute Sache bis zum Äußersten malträtierte, ist er heute der nahezu unkaputtbare Super-Cop, der nach einem Zehn-Meter-Sturz durch mehrere zerberstende Glasdecken eine kleine Schramme davon trägt, sich kurz das Hemd abputzt und danach weitermacht, als wäre nichts gewesen. Auch sein blasser Filmsohn Jai Courtney wirkt in diesem ziemlich mittelprächtigen Action-Buhei eher fehlbesetzt als glaubwürdig.
Als stumpfer Action-Kracher mag der Film seine Berechtigung haben, im Kontext der einst so grandiosen „Stirb langsam“-Reihe jedoch ist er leider eine Enttäuschung. Immerhin besteht ja vermutlich noch die Möglichkeit, die Reihe würdig abzuschließen: Der Film spielte weltweit über 300 Millionen Dollar ein, und Bruce würde angeblich noch einen weiteren machen, bevor er das Zepter endgültig weitergibt. Aber an wen? Na vielleicht taucht ja noch irgendein unehelicher McClane-Sohn auf, der den einnehmenden Charme des Kult-Cops weiterleben lassen kann. Jai Courtney würde das wohl nur äußerst schwer gelingen.
Und jetzt gucken wir alle noch mal die ganze „Stirb langsam“-Reihe von vorne bis hinten durch, oder?! Yippie-ya-yeah, Schweinebacke!
Hier der Trailer zu „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben„:
Auch nach über 20 Jahren noch unschlagbar: