Zwei Jahre noch, dann sind wir tatsächlich in jenem Jahr angelangt, in dem der erste „Blade Runner“ spielte: 2019. Und man muss sagen: Noch sind wir zum Glück ein kleines Stück von Ridley Scotts dystopischer Zukunftsvision entfernt. Andererseits: Wer weiß, was in zwei Jahren alles sein wird. Was wir jetzt schon wissen: a) Am Donnerstag startet – 35 Jahre nach dem ersten Teil – das Sequel „Blade Runner 2049“ im Kino. Und b) Er ist ganz und gar grandios!
Versprochen: keine Spoiler!
Auf der Leinwand im Kino prangt schon vor Filmbeginn eine schriftliche Bitte von Regisseur Denis Villeneuve: Man möge doch bitte TUNLICHST darauf achten, bei seinen Reviews keine Handlungsdetails des Films preiszugeben oder gar Storytwists zu verraten. Nach der Sichtung von „Blade Runner 2049“ ist dann auch klar, warum das gerade bei diesem Film so wichtig ist. Also, keine Sorge: keine Spoilerei an diese Stelle (was generell eigentlich ohnehin Ehrensache ist)!
30 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils ist die Blade-Runner-Einheit, die Jagd auf illegale Replikanten macht, wieder aktiv: Zwar war die Produktion dieser künstlich erstellten Menschen nach einem globalen Blackout verboten, doch nachdem der Wissenschaftler Niander Wallace (Jared Leto – Thirty Seconds To Mars) ein deutlich besseres Modell entwickelt hat, wird die Massenproduktion wieder aufgenommen. Schließlich braucht man die Replikanten zum Malochen in den fernen Weltraumkolonien. Oder sollen das die echten Menschen etwa selber machen?!
Ein Problem stellen jedoch die alten Modelle dar, von denen sich noch immer einige versteckt halten. Enter: Officer K (wie immer herrlich stoisch: Ryan Gosling) – ein neuer Replikant, der im Auftrag vom LAPD seine älteren Artgenossen aufspüren und „in den Ruhestand versetzen“ soll. Als er den alten Replikanten Sapper Morton (Dave Bautista, „Guardians Of The Galaxy“) aufspürt, kommt K jedoch einer Sache auf die Spur, die die Welt ins Wanken bringen könnte und auch seine eigene Identität in Frage stellt.
Denis Villeneuve, der Unfehlbare
Ein Sequel eines mehrere Jahrzehnte alten Klassikers anzufertigen, ist nie ein einfaches Unterfangen. Was oft sicher auch daran liegt, dass diese Filme vor allem auch deswegen zu Kultfilmen geworden sind, weil sie auf irgendeine Weise den Zeitgeist reflektierten und kollektive Ängste und Visionen ansprachen. Versucht man das dann in eine andere Zeit zu transportieren und dort wiederherzustellen, geht das oft in die Büchse.
Wenn es jedoch einen Regisseur auf dieser Welt gibt, dem man es zutrauen könnte, Ridley Scotts „Blade Runner“ von 1982 nach 35 Jahren ein würdiges Sequel zu verpassen, dann ist es Villeneuve. „Prisoners“, „Enemy“, „Sicario“, „Arrival“ – mehr muss man über diesen Mann wohl nicht sagen. Und tatsächlich: Villeneuve hat auch hier delivered. Fett delivered.
Ein Game Changer
Die Atmosphäre, die Inszenierung, die Ästhetik, die Kamera, der Score (Gemeinschaftsarbeit von Hans Zimmer und Horror-Experte Benjamin Wallfisch, der dieses Jahr schon die Musik für „Es“->LINK und „Annabelle 2“->LINK lieferte) und die Vision von „Blade Runner 2049“ sind einfach überwältigend: So trostlos-düster-elegant wie hier hat man die Zukunft auf der Kinoleinwand wohl noch nie gesehen – und Kameramann Roger Deakins zeigt sie in dermaßen fantastischen Bildern, dass man seine Wohnzimmerwände damit tapezieren möchte. Neben der Bildgewalt kommt aber auch die Story nicht zu kurz, der Drehbuchautor Hampton Fancher (der seinerzeit schon das Original schrieb) diesmal einen starken emotionalen Unterbau verschafft. Immer wieder kollidieren die großen existenziellen Fragen mit den Einzelschicksalen der Protagonisten und verweben sich zu einer DNA, die ganz großes Drama entstehen lässt.
Man kann es nicht anders sagen: „Blade Runner 2049“ ist ein absoluter Game Changer fürs Science-Fiction-Kino. Vergesst alles, was ihr bisher über dieses Genre dachtet – dieser Film ist der neue Maßstab, der neue Klassiker.
Trailer von „Blade Runner 2049“
Weniger Trailer = mehr Kinospaß. Schaut euch also besser gleich den 163-minütigen Real Deal im Kino an!
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