Hat jemand von euch die verrückte finnische Weihnachtsmann-Horror-Komödie „Rare Exports: A Christmas Tale“ von 2010 gesehen? Ich hoffe doch! Na jedenfalls hat deren Regisseur Jalmari Helander nun endlich einen zweiten Film abgeliefert und dafür gleich mal ein paar Hollywood-Stars verpflichten können: Allen voran natürlich Samuel L. Jackson, der in „Big Game“ den Präsidenten der Vereinigten Staaten spielt. NA ENDLICH!
Air Force One down
Amerikas erster Mann, William Alan Moore, düst gerade für einen Auftritt in Helsinki über die bergige Einöde Lapplands, als seine Air Force One plötzlich eine Attacke meldet. Ganz nach Vorschrift wird er in eine Rettungskapsel gesetzt, und seine Leibwächter verlassen das Flugzeug per Fallschirm. Noch ahnt niemand, dass der Verräter aus den eigenen Reihen kommt.
Während man im CIA-Headquarter in Washington fieberhaft versucht, die Lage unter Kontrolle zu bringen und den Präsidenten zu orten, crasht dieser in seiner Kapsel in den dichten finnischen Wald. Verstärkung wird er jedoch keine bekommen: Seine Security wurde ausgemerzt, und die Drahtzieher des Angriffs – der heimtückische Morris (Ray Stevenson aus „Thor – Dark World“ und „Divergent“) und ein durchgeknallter Terrorist – machen bereits Jagd auf ihn.
Ganz allein muss sich der Präsident durch die Wildnis kämpfen. Ganz allein? Mitnichten! Im Wald trifft er auf den 13-jährigen Oskari (Onni Tommila), der ganz nach der Tradition seiner Ahnen in den Wald geschickt wurde, um dort eigenhändig ein wildes Tier zu erlegen und dadurch zum Manne zu werden. Gemeinsam flieht das ungleiche Gespann durch die harsche finnische Natur.
Liebevolle 80s-Hommage
Gelegentlich hat mich „Big Game“ ein wenig an den nach wie vor grandiosen „Cliffhanger“ erinnert, in dem Sylvester Stallone mit ein paar bösen Buben Katz und Maus in den Bergen spielt. Allerdings war Renny Harlins Action-Klassiker von 1993 seinerzeit ein echter Blockbuster – wohingegen „Big Game“ mit nicht mal zehn Millionen Dollar Produktionsbudget ein klares B-Movie ist. Und das sieht man dem Film auch an: Der Wald mutet ziemlich kulissenhaft an, und die Effekte sind natürlich auch nicht gerade überwältigend.
Aber: Der Film macht richtig Laune! Als Hommage an das trashige Action-Kino der 80er und 90er funktioniert er blendend und erzählt nebenbei auch noch eine rührende Geschichte: Vom unterschätzten jungen Burschen, der im Angesicht der Gefahr über sich hinauswächst.
Manchmal ist weniger mehr
Wenn man irgendwas an „Big Game“ kritisieren müsste, dann ist es seine vergleichsweise kurze Laufzeit von anderthalb Stunden. Klar, früher waren Actionfilme nun mal so lang, doch irgendwie hätte man hier gern noch ein paar weitere der kuriosen Actionszenen gesehen. Doch auch so ist das zweite Werk von Jalmari Helander ein absolut empfehlenswerter Survival-Action-Spaß mit einem gut harmonierenden Hauptdarsteller-Duo.
Natürlich ist „Big Game“ nicht mit Kaventsmännern wie „Mission Impossible: Rogue Nation“ und „Mad Max: Fury Road“, Vollgas-Action der Marke „Fast & Furious“ oder Marvel-Spektakeln à la „Avengers“ und „Ant-Man“ vergleichbar, doch den schmalen Geldbeutel gleicht er mit ganz viel Charme aus. Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ein Low-Budget-Film manchmal sogar mehr Spaß machen kann als ein 200 Millionen Dollar teurer, überproduzierter Hollywood-Hochglanzblockbuster (womit natürlich nicht die eben genannten gemeint sind – die sind nämlich Hammer!).
Der Trailer