Wahnsinn: Marvels Weltraumspaß „Guardians Of The Galaxy“ ist in Deutschland noch nicht mal angelaufen und hat trotzdem schon jetzt etwa 500 Millionen Dollar eingespielt. Auch das Feedback ist überwältigend: Bei der Review-Instanz Rotten Tomatoes hat der Film 92% positive Bewertungen (bei über 220 Reviews) – genau so viel wie Marvels Stallhengst „The Avengers“ oder „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit„. Man könnte quasi von einem Hype sprechen. Ist der gerechtfertigt?
Zuerst mal habe ich gerade auf der IMDB nachgeschaut: In den Staaten, in UK und etwa 30 weiteren Ländern ist „Guardians Of The Galaxy“ bereits vor vier Wochen angelaufen. In über 30 weiteren Nationen vor drei, zwei bzw. einer Woche. Wenn der Film nun also in Deutschland und Österreich in die Kinos kommt, ist das Thema also weltweit längst ein alter Hut. Selbst in Panama, Nepal oder Kuwait ist der Streifen längst durch. Komische Kinostartpolitik.
Doch zurück zur Hype-Frage: Ich finde schon, dass der Film insgesamt etwas überbewertet wird. Er ist kurzweilig, lustig und mit coolen Effekten ausgestattet, keine Frage. Doch an den epischen Bombast, die fantastisch gezeichneten Figuren und die spannende Story eines „Avengers“ kommt er meiner Meinung nach nicht ran.
Wer sind eigentlich diese ominösen „Guardians Of The Galaxy“? Der versierte Comic-Afficionado weiß natürlich: Erstmals tauchte dieses Team Ende der 1960er in Marvels Comics auf und erfuhr 2008 ein Reboot, auf dem nun auch der Kinofilm basiert.
Dreh- und Angelpunkt der Truppe ist Peter Quill (stark besetzt mit Chris Pratt, den man vielleicht aus „Moneyball“ oder „Der Lieferheld“ kennt), der als kleiner Junge von außerirdischen Schleppern entführt wird und ein paar Jährchen später unter dem Namen Star-Lord als gesetzloser Abenteurer durch den Weltraum düst. Als er auf einem verlassenen Planeten für einen unbekannten Auftraggeber eine sonderbare Kugel erbeutet, wird er zur Zielscheibe des Möchtegern-Imperators Ronan (Lee Pace, der Thranduil aus dem „Hobbit„), der dieses Artefakt braucht, um die Herrschaft über die Galaxie an sich zu reißen. Fortan wird Star-Lord sowohl von Ronans Killerin Gamora (diesmal nicht in „Avatar„-Blau, sondern in Grün: Zoe Saldana) als auch dem Kopfgeldjäger-Duo Rocket (einem genetisch manipulierten Waschbären) und Groot (einem Ent-artigen Baum, der ähnlich wie Kollege Hodor aus „Game Of Thrones“ nur ein Wort zustande bringt: „Groot“) gejagt. Als alle von ihnen im Weltraumknast landen, erkennen sie, dass sie einen gemeinsamen Feind haben und tun sich – verstärkt vom Häftling Drax (MMA-Fighter Dave Batista) – für den Ausbruch zusammen.
Anders als Marvel-Reihen wie „Iron Man“ oder „Thor“ steht bei „Guardians Of The Galaxy“ das lustige, selbstironische Element deutlich im Vordergrund. Dabei gelingt es der anarchischen Truppe um Star-Lord, die Handlung nie völlig ins Alberne abdriften zu lassen – stattdessen fackeln Pratt und Co. ein kurzweiliges Gag-Feuerwerk mit coolen Sprüchen ohne Ende ab, bei dem der Witz nie zum Selbstzweck verkommt.
Kritikpunkte, durch die ich die 92%-Quote letztlich etwas übertrieben finde, sind folgende: Zum einen ist die Handlung etwas fahrig zusammengestückelt – es geht hin und her und ein ums andere Mal fehlt es den Übergängen zwischen den einzelnen Szenen an… nun… an Eleganz irgendwie. Das ist man von Marvel-Kollegen wie eben „Avengers“ oder „Iron Man“ Besseres gewohnt – hier merkt man, finde ich, dass Regisseur James Gunn vorher erst zwei Indie-Filme gedreht hat: den Horror-Flick „Slither“ von 2006 und die 2010er Superhelden-Persiflage „Super“. Die Zeiten sind nun natürlich vorbei: 170 Millionen durfte Gunn für sein erfolgreiches Blockbuster-Debüt verbraten – eine Menge Holz.
Der zweite Knackpunkt ist für mich der schwache Bösewicht: Lee Pace ist als Ronan nie wirklich bedrohlich, sondern eher albern. Und selbst wenn der Antagonist in einem auf Comedy getrimmten Superheldenfilm vielleicht nicht ganz so wichtig ist wie in einem dramatischen Stoff, hätte „Guardians Of The Galaxy“ doch wirklich einen ernstzunehmenden, erinnerungswürdigen Fiesling verdient gehabt. Umso tragischer, da potenziell großartige Schauspieler in klitzekleinen Nebenrollen verheizt werden: Benicio Del Toro mimt einen intergalaktischen Artefaktsammler und hat vielleicht zwei Minuten Leinwandzeit, und auch der großen Glenn Close geht es als Vorsitzende des Friedenskorps nicht viel besser. Schade, dass diese genialen Darsteller mit ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung nicht mehr in die Handlung integriert wurden.
Aber genug genölt – insgesamt ist „Guardians Of The Galaxy“ ein großer Spaß für Comic- und Sci-Fi-Action-Freunde, den man sich definitiv im Kino angucken sollte. Er ist halt nur nicht der heilige Gral der Superheldenfilme, zu dem er gerade ein bisschen hochgehypt wird.
Ach ja, fast vergessen: Wer (er)kennt den hier?!
… na klar, das ist natürlich Michael Rooker, den die Oldschool-Fraktion vielleicht noch aus „Cliffhanger“ kennt. Und die Zombie-Freunde rufen natürlich sofort: Merle Dixon aus „The Walking Dead„->LINK!
So, jetzt aber genug getextet. Viel Spaß im Kino!
Hier noch der Trailer:
Ein Kommentar
Schreibe einen Kommentar →