Jetzt wird’s haarig: Das Sequel zum 2011er Reboot der „Planet der Affen“-Franchise, Rupert Wyatts „Planet der Affen – Prevolution„, steht in den Startlöchern und möchte von euch bitteschön im Kinosaal begutachtet werden. Warum man sich das gut zweistündige Science-Fiction-Abenteuer „Planet der Affen – Revolution“, bei dem dieses Mal „Cloverfield“-Regisseur Matt Reeves Regie führte, unbedingt im Kino reinschrauben sollte?
Ganz einfach: Weil es schlicht und ergreifend ein klasse Film ist. Klar, man muss natürlich eine gewisse Grundaffinität mitbringen (ich feier mich gerade selbst für dieses Wortspiel – und zwar zu Recht!), um dem ganzen Szenario etwas abgewinnen zu können. Ich muss aber auch sagen: Ich selbst konnte mit den „Planet der Affen“-Filmen aus den 60ern und 70ern (die übrigens seit kurzem auf Blu-ray und DVD in der gesammelten „Legacy Collection“ erhältlich sind – just saying) nie etwas anfangen. War mir irgendwie immer zu… affig. Doch mit „Prevolution“ und der großartigen Erfindung der Performance Capture, die schon Gollum in „Der Herr der Ringe“ so grandios zum Leben erweckt hat, hat sich diese Aversion (ich konnte mir gerade noch das Doppel-F verkneifen) schnell in Luft aufgelöst – anders als der eher mittelmäßige Reboot-Versuch von Tim Burton aus 2001 hat mich Wyatts Film vor drei Jahren richtig be(n)geistert.
Kommen wir zum neuen Film: Wer den ersten gesehen hat (und man sollte den ersten gesehen haben, sonst fehlt einem die Grundlage), weiß, dass an dessen Ende die Affen durch freundliche Mithilfe von James Franco, der eigentlich ein Anti-Alzheimer-Medikament herstellen wollte, einen intellektuellen Turboboost bekommen haben und in ihr natürliches Habitat, den Wald, abgedampft sind. Die Menschheit hingegen wurde von einem gefährlichen Virus überrollt.
Am Anfang von „Revolution“ werden die verheerenden Folgen des grassierenden Virus gezeigt: Ein Großteil der Erdbevölkerung ist ausgerottet, die wenigen resistenten Überlebenden haben sich in den Trümmern der Zivilisation zusammengetan und versuchen, wieder so etwas wie Normalität aufzubauen. So auch in San Francisco, wo die Misere ihren Anfang nahm. Hier leben unter Führung von Dreyfus (Gary Oldman) ein paar Tausend in den Ruinen der Stadt – doch die Treibstoffvorräte gehen zur Neige und damit auch der Strom. Einzige Chance: Sie müssen das Wasserkraftwerk im benachbarten Waldgebiet wieder in Gang setzen. Also begibt sich eine von Dreyfus zweiter Hand Malcolm (Jason Clarke) angeführte Gruppe auf Erkundungstrip und findet im Schatten der gigantischen Küstenmammutbäume… Affen, Affen, AFFEN!
Der clevere Malcolm – durch und durch Humanist – kann eine Eskalation verhindern, und die Menschen verziehen sich wieder in die Stadt, wo die Lage allerdings nach wie vor kritisch ist. Notfalls will Dreyfus mit Waffengewalt den Zugang zum Kraftwerk erzwingen und einen Krieg riskieren. Drei Tage hat Malcolm Zeit, um die Affen und ihren weisen Führer Caesar, mit dem der Aufstieg der Primaten im ersten Teil seinen Anfang genommen hat, davon zu überzeugen, dass für eine friedliche Koexistenz das Kraftwerk repariert werden muss. Doch in beiden Lagern gibt es Vorurteile und Misstrauen. Und Arschlöcher, die alles kaputtmachen.
Reife Leistung meinerseits: Die absolute Schlüsselszene des Films… habe ich verpasst, weil ich da gerade mal für kleine Feuchtnasenprimaten musste. Es können nur zwei Minuten gewesen sein, doch als ich wieder in meinem Sessel saß, meinte mein Sitznachbar Meister Schröck „Hast du jetzt gerade tatsächlich verpasst, wie…“. Ja, ich habe gerade tatsächlich verpasst, wie. Egal, guter Grund, um den Streifen einfach noch mal zu gucken. Ha, als wenn man den bräuchte!
Das artet hier ja schon wieder in einem epischen Lobgesang aus. Große Kritikpunkte findet man aber bei diesem enorm spannenden, emotional involvierenden und technisch wie gesagt anbetungswürdig umgesetzten Sci-Fi-Abenteuer nicht (170 Mille durfte Reeves hier „verprassen“). Wenn der Cast des ersten „Planet der Affen“-Films von 1968 sehen könnte, was heute möglich ist, würde er bestimmt kollektiv in Ohnmacht fallen, so genial sehen die von Performance-Capture-Großmeister Andy Serkis, der wie im ersten Teil den Caesar spielt, angeführten Affen aus. Kumpel Wolf von den SexCripples bemängelte zwar, dass die Affen so weinerlich wären und in jeder zweiten Szene ein Tränchen im Auge hätten, aber der Mann neigt per se zu Übertreibungen. Ich fand es gerade noch im Rahmen. Lass sie doch auch mal Gefühle zeigen – mit dem Intellekt wächst schließlich auch die Emotionalität (deswegen bin ich auch so nah am Wasser gebaut)!
Gen Ende driftet der Film dann zwar tatsächlich etwas ins Pathetische ab (und der bis dahin starke Score schwurbelt sich in schwülstig-sakrale Höhen), doch das schmälert das Erlebnis nicht sonderlich. Ist und bleibt halt ein Hollywoodfilm – da braucht es einfach Heldenpathos. Auch wenn hier weniger wie so oft mehr gewesen wäre.
Fazit: Affengeile Science Fiction. Kann ich reinen Gewissens weiterempfehlen, was bei aktuellen Blockbustern auch nicht alle Tage der Fall ist.
Hier der Trailer:
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