Es tut mir leid, ich muss es schon wieder tun: einen Kinofilm trashen. Diesmal aber so richtig.
Wer zur Hölle drückt eigentlich M. Night Shyamalan immer noch Millionen-Budgets (in diesem Fall: 130) in die Hand, damit dieser daraus einen „Film“ machen kann? Allerspätestens seit dem cineastischen Desaster namens „Die Legende von Aang“ von 2010 (aber eigentlich schon seit dem 2008er „The Happening“) sollte doch klar sein, dass der Mann seinen Zenit vor zehn Jahren überschritten hat – und seither kontinuierlich auf Limes 0 zusteuert.
In Amerika wird ja gerade heiß über „After Earth“ mit Will Smith und Söhnchen Jaden (in den so gut wie einzigen Rollen) diskutiert: Nutzt Smith, der Kontakte zu Scientology haben soll, 2009 eine Privatschule gründete, die nach Methoden von Sekten-Obermotz L. Ron Hubbard lehrt, und seine Kinder dorthin schickte, den Film als Vehikel zur unterschwelligen Verbreitung der Scientology-Doktrin? Schließlich hat er die Story des Sci-Fi-Abenteuers selbst geschrieben (zusammen mit Co-Writer Gary Whitta, der das Religions-Manifest „The Book of Eli“ zu verantworten hat) und schön mit Motiven vollgestopft, die sich auch in Hubbards Werken wiederfinden: Die Überwindung der Angst, die Loslösung von Gefühlen, das Sein im Moment. Kann sein. Doch selbst wenn Smith hier Scientology-Propaganda in Blockbuster-Verkleidung anbietet, ist das letztlich ziemlich sternschnuppe: „After Earth“ ist als Film schließlich dermaßen schlecht bis lächerlich, dass er im Prinzip als perfekte Anti-Propaganda fungiert.
Nachdem der Mensch die Erde dermaßen ausgebeutet hat, dass sie nicht mehr bewohnbar ist, verzieht er sich ins All und siedelt auf einem fremden Planeten, der 1000 Jahre später von Aliens angegriffen wird. Diese haben eine Geheimwaffe mit dabei: Schlabbermonster namens Ursas, die menschliche Angst (bzw. die ausgedünsteten Pheromone) riechen können und nur von besonders mutigen und angstbefreiten Kämpfern besiegt werden können. Einer davon ist General Cypher Raige (Willi Schmidt), dessen Sohn Kitai (Jaden Schmidt) gerade die Ausbildung zum Ranger durchläuft. Bei einem Kadettenausflug zu einem Übungsplaneten gerät ihr (anscheinend einem Teufelsrochen nachempfundener) Raumgleiter in einen Asteroidensturm und muss nach einer Kollision auf einem anderen Planeten notlanden: der Erde, die inzwischen zur menschenfeindlichen Quarantänezone erklärt wurde. Nur Papa und Sohn überleben den Crash (klar), bei dem das anscheinend aus Bambus zusammengebastelte Fluggerät in zwei Teile zerbricht. Der Notsignalsender in ihrem Teil ist kaputt (klar), also muss Kitai den Rumpf des Schiffes finden, wo sich ein zweiter Sender befindet. Endlich darf er sich Papa beweisen, denn der kann die Mission wegen eines doppelten Beinbruchs (einer davon „richtig schlimm“) leider nicht selbst übernehmen. Immerhin: Er bekommt Papas Plastikbuschmesser („mit 22 Funktionen“).
Also tankt sich der nach Anerkennung dürstende Filius mit schlotternden Knien durch die feindliche Welt, wird von einer Horde Affen verfolgt, trifft Wildschweine, eine Spinne, ein paar böse Raubkatzen, einen gigantischen Adler und… einen Ursa. Den hatte das Raumschiff nämlich im Kofferraum, weil man damit die Angstunterdrückungsfähigkeit der Kadetten testen wollte.
Wenn es nicht absolute Geldverschwendung wäre, müsste man den Rest eigentlich selber sehen: Wie der bockige Kitai durch die Natur tölpelt und dabei unerwartete Hilfe von heldenhaft selbstlosen Bestien erhält. Wie ein „Herr der Ringe„-Motiv das andere jagt (Stichwörter: Adler, Shelob, Mount Doom). Wie eine Spezies, die so hochentwickelt ist, dass sie auf einen anderen Planeten auswandern kann, nur Raumfahrzeuge mit einer Ausstattung besitzt, gegen die Ryan Air Luxusklasse ist. Wie die stärkere Erdanziehungskraft nur einen Satz lang eine Rolle spielt, bevor Kitai wie ein Springfloh umherhüpft. Wie einbeinige Rangers aufstehen, um dem heldenhaften Papa zu salutieren. Und wie man schon nach zehn Minuten weiß, dass genau das gleiche Motiv am Ende noch mal aufgegriffen wird. Wie am Ende ein Schwarm Buckelwale in kompletter Desorientierung direkt auf ein Riff zusteuert. Wie einem das „Moby Dick“-Motiv wieder und wieder mit dem Plastikbuschmesser (Funktion: Holzhammer) aufgeprügelt wird. Wie die für kreative Filmemacher einmalige Gelegenheit einer 1000 Jahre lang unberührten Erde zum langweiligen Streichelzoo verkommt.
Ich hab doch gesagt, dass es Dresche gibt für diesen Witz von einem Science-Fiction-Film, der letzten Endes einfach nur unfreiwillig komisch ist. Wahrscheinlich sollte man es mit „After Earth“ halten wie mit Scientology selbst: ignorieren. Oder einfach nur drüber lachen.
Den Trailer sparen wir uns an dieser Stelle einfach mal.
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