Die EMP Plattenkiste für den zweiten Freitag im September. Das Sommerloch können wir nun als beendet erklären. So langsam erscheinen wieder mehr Alben, was es für uns schwieriger macht. Unzählige Stunden müssen wir die Scheiben anhören um dann eine qualifizierte Aussage machen zu können, was uns bewegt hat. So auch für diese Woche! Schaut rein, lasst euch inspirieren und viel Spaß mit der EMP Plattenkiste für den 09. September 2016.
Of Mice & Men – Cold World
Of Mice & Men haben ihren Schlachtzug vorerst auf Eis gelegt. Wo man in der Vergangenheit noch mit brachialen Riffs und mächtig Lärm auf sich aufmerksam machte, kehrt nun Stille ein. „Cold World“ so der vielversprechende Titel des neuen Albums, welcher schon nachdenklich stimmen sollte. Genau dies hat sich wohl auch Austin Charlie gedacht und lässt beim Opener „Game Of War“ seine Stimme bedächtig klingen. Man ist kurz verdutzt, denn streckenweise klingt er wie Maynard James Keenean von Tool! Mit dieser Truppe hat die Band aber nun fast mehr zu tun als mit Attack Attack! wo sich Austin seine Sporen verdienen musste. „The Lie“ ist dominanter, könnte aber auch von einem aggressiveren Chester von Linkin Park stammen. Ich merke schon, ihr seid verwirrt. Um ehrlich zu sein war ich das auch! Wo sind Of Mice & Men hin wie man sie kannte? Nun, per se hat die Band mit ihrem alten Sound gebrochen. Man hat sich aufgemacht um neue musikalische Ufer zu suchen und diese anscheinend auch gefunden. Es ist ein Album mit vielen ruhigeren Momenten, aber dafür unheimlich viel Atmosphäre. Ein Album, was viele verwirren wird, die Band auf eine neue Linie bringt. Eine, die tiefgründiger ist. Of Mice & Men zeigen sich mutig und weichen von ihrem Erfolgskurs ab. Für mich ein wahrlich starkes Album einer Band, die ich nun zu schätzen weiß!
Devin Townsend Project – Transcendence
Devin Townsend ist ein Tausendsassa wie er schon oft gezeigt hat. Seit 2009 veröffentlicht er unter Devin Townsend Project regelmässig Alben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. „Erwarte nichts, dann wirst du überrascht“ scheint die Devise des Mannes zu sein. „Transcendence“ will hier keine Ausnahme sein. Der massive Unterschied zu den bisherigen Alben ist, dass sich die Songs der Alben in eine gewisse Schaffensphase einordnen ließen. Dies scheint Townsend nun auch nicht mehr wichtig, denn „Transcendence“ zerfetzt eine stets vorherrschende Homogenität in der Luft. Soll nun aber nicht bedeuten, dass wir bei diesem neuen Werk von einer wirren Zusammenstellung von Liedern sprechen, sondern vielmehr, dass man sich weit mehr in das Album einarbeiten muss. Wo der rote Faden einem den Einstieg erleichterte, muss man nun selbst Licht im Dunklen suchen. Gerade dies macht aber das Album so ungemein spannend und wird die hohen Erwartungen der Fans natürlich befriedigen. Darüber hinaus sind mit Anneke Van Giersbergen, Che Aimee Dorval und Katrina Natale die Damen auf den Album jeweils mit einem Song bedacht worden, mit denen das Devin Townsend Project schon zusammen gearbeitet hat. Et voila: Der rote Faden ist da!
Faith No More – King For A Day Fool For A Lifetime & Album Of The Year
Was habe ich „Album Of The Year“ geliebt. Wie oft habe ich „Collision“ mitgesungen? 1997 war es wohl das Album für mich! Eigentlich klar, denn zum einen ist der Name schon Programm, ferner sprechen wir von Faith No More. Eine Band, die ich immer vergöttert habe. Ja, zum einen da Mike Patton wohl der begnadetste Sänger auf dieser Welt ist, aber auch, da Faith No More alternative Musik geprägt haben. Sei es das bedächtige „Stripsearch“, das epische „Pristina“ oder der Übersong „Ashes To Ashes“. Faith No More wissen zu überzeugen. Zwei Jahre zuvor kam „King For A Day Fool For A Lifetime“ raus, was dagegen noch ein ungezügelter und ruppiger Zeitgenosse war. Der Wahnsinn von „The Gentle Art Of Making Enemies“, die Zerstörungswut bei „Cuckoo For Caca“ oder das rockige „Digging The Grave“, was auf keiner Party fehlen sollte. Alles Songs, die die Genialität der Band unterstreichen. Beide Alben kommen diese Woche in einer Neuauflage auf den Markt. Die Band hat sich persönlich hingesetzt um die Sachen mit Bonusmaterial zu bestücken. Neben Demo-Songs, Jam-Sessions, alternativen Versionen oder auch Remix-Versionen, kommt das eigentliche Werk immer auf der ersten CD. Der zweite Tonträger beinhaltet dann Bonus-Material, welches die Band noch ehrlicher und genialer macht. Unbedingt zugreifen!
Jennifer Rostock – Genau In Diesem Ton
Jennifer Rostock sind dafür bekannt, dass sie eben nicht die Klappe halten. Man kann nun von der Front-Frau denken was man will, aber oft spricht sie Dinge an, die andere meiden. Manchmal über das Ziel hinausschiessend, haut sie Männern gerne verbal in die Weichteile, wenn es um Sexismus geht. So wird das Thema auch thematisiert bei „Hengstin“, dem 6. Song des neuen Albums „Genau In Diesem Ton“. Was gibt es doch für starke Männer im Bereich Hip Hop. Was gibt esab er auch für Probleme in Europa. Jennifer Rostock suchen gezielt die Konfrontation und lassen sich hier auch nicht einschüchtern! Tut es dir schon weh, wenn sie loslegt? Dann macht sie noch verstärkt weiter! Kess, frech und ständig auf Krawall aus. Doch auch Frau Rostock kann etwas ruhiger, wie beispielsweise „Deiche“ oder „Jenga“ aufzeigt. Man zeigt sich verletzlich und zerbrechlich, lässt sich aber nicht brechen. Hut ab! Deine Ansagen auf der Bühne sind mir teilweise zu platt gewesen, jedoch ziehe ich den Hut vor dir. Solche heiße Eisen wie du fasst niemand an. Und wenn, dann verbrennt die Person sich die Finger dran. Du nicht, du tanzt dabei!
Evergrey – The Storm Within
Das zweite Album in der neuen Zeitrechnung von Evergrey liegt nun auch vor. „The Storm Within“ macht dort weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Pathos der Sonderklasse, großartige Melodien und die Vertonung von Schmerz und Trauer. Tom Englund sticht auf diesem Werk insbesondere durch seine schier nicht greifbar gute Stimme hervor. Anzuhören beispielsweise bei „The Lonely Monarch“, welches durch die schräge Zusammenkunft von Gitarre und besagter Stimme zu einem Hit wird. Ob man will oder nicht. Auch die Gattin von Englund darf sich auf dem Album verewigen. Insbesondere bei „The Orbit“ erinnert sie an Floor Jansen und läuft der Dame mal den Rang ab. „The Paradox Of The Flame“ ist ein weitere Beweis dafür, dass das Ehepaar Englund perfekt harmoniert. Nach 20 Jahren in der Bandhistorie der Schweden und mit dem insgesamt 10. Album im Rücken, muss man Evergrey eine Stärke attestieren, die sie bis dato noch nicht hatten!