Nine Inch Nails sind eigentlich eine One-Man-Show. Frontmann und kreativer Kopf Trent Reznor ist die einzige Konstante, wenn man die Band seit ihrer Gründung betrachtet. Nun will eben genau dieser Reznor für Apple einen Streaming-Dienst aufbauen. Aber die Geschichte ist noch viel witziger!
Trent Reznor ist ein Perfektionist und darüber hinaus ein Mensch der klaren Worte. So hat man jedem Album geradezu als Spiegelbild seines Gemütszustandes ansehen können. Sei es das verzweifelte „The Downward Spiral“ und Songs wie „Mr Self Destruct“ oder dem anstößigen „Closer“, aber eben auch mit eher friedlichen Alben wie „Year Zero“ oder „With Teeth“. Letztendlich egal, denn der Output ist geradezu meisterlich und akribisch geplant. Virales Marketing hier, unfassbare Live-Performances, die alles Bisherige in den Schatten stellen, aber eben auch die Präsenz des Mannes, der anscheinend greifbar ist.
Gegriffen hat ihn vor geraumer Zeit schon der Kopfhörer-Hersteller Beats. Die farbenfrohen Dinger erfreuen sich in den letzten Jahren größter Beliebtheit und es war nur eine Frage der Zeit, bis ein großes Unternehmen die Sache aufkauft. Apple hat es kurzerhand getan und die Bude übernommen. Nun war eben exakt bei dieser Firma Beats der gesagte Trent Reznor als Chief Creative Officer tätig und geriet auch direkt mit Apple aneinander. Diese haben nämlich die App zu „The Downward Spiral“ von Nine Inch Nails aus ihrem Store entfernt, da diese die Texte zum gleichnamigen Album enthielt, was den Richtlinien von Apple nicht entsprach: Zu anstößige und gewalttätige Texte! Reznor konnte sich dann einen Kommentar zu der Sachlage nicht verkneifen.
„Ihr könnt mein Album „The Downward Spiral“ bei iTunes kaufen, doch es ist euch nicht erlaubt, die gleichnamige iPhone-App zu erwerben, weil sie Lyrics mit ein paar unmoralischen Worten enthält. ..Hey Apple, ich schicke euch ab sofort Spam mit unglaublich heißen asiatischen Teenagern und werde mir gleich Analsex von zwei Typen während meiner Reise auf dem iPhone anschauen. Um ehrlich zu sein, Apple, überdenkt euren Grundsatz und stellt um Gottes Willen diese App wieder in euren Store.“
Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet und Reznor fungiert wieder im Umfeld von Apple. Dort will er unter der Regie von Beats einen Streaming-Dienst aufbauen, welcher dem Kunden dann zugänglich sein wird. Im Gegensatz zu Spotify aber nicht kostenlos in seinem Grundangebot. Vielmehr sprechen eben die Tatsachen dafür, dass der Dienst mit 8 bis 10 Dollar pro Monat das Kundenkonto belasten wird. Problem an der Sache ist, dass diese Kosten für die Musikindustrie – als Bereitsteller der Musik – zu wenig ist. Man argumentiert, dass bei einem solchen Betrag zu wenig Geld für ein Label abgeworfen wird und macht Reznor einen Vorwurf, dass er als Musiker ein Interesse an einer gerechten Vergütung haben müsste. Doch Reznor ist eben neben seiner Brillanz als Musiker auch dafür bekannt, dass er gewisse Alben dem Hörer gratis zur Verfügung gestellt hat. So wurde „The Slip“ und „Ghosts I-IV“ unter einer Creative Commons-Lizenz ins Netz gestellt. Apple war mi iTunes in der Vergangenheit Vorreiter im Bereich Online-Vermarktung von Musik und es wird damit gerechnet, dass das Unternehmen eine große Summe Geld investiert, um den eingebüßten Vorsprung wieder auszubauen. Im Sommer soll nun der Dienst vorgestellt werden und man kann gespannt sein, welche Funktion zu welchem Preis angeboten werden.