Die EMP Plattenkiste für den 30. Juni ist da. Wo man vor Jahren noch vom Sommerloch sprach, also der Zeit, in der so gar keine Highlights erschienen, sind wir nun weit entfernt. Durch den Hype um Vinyl haben die Labels nun diese Zeit zu nutzen gelernt, fehlende Vinyl-Veröffentlichungen raus zu bringen. Somit kann man sich auch diesen Freitag wieder geile Sachen anschaffen. Schaut aber selbst rein, was die EMP Plattenkiste zu bieten hat.
Wirtz – Akustik Voodoo
Wirtz ist mittlerweile den meisten Menschen ein Begriff. Sicherlich hat eine Sendung auf dem Kanal VOX zur Bekanntheit des Mannes beigetragen, aber letztendlich nützt die ganze Promo nichts, wenn das Resultat nicht passt. Dies ist bei dem Frankurter Daniel Wirtz anders. Mit „11 Zeugen“ und „Erdling“ hat er fette Alben abgeliefert. Das Non-plus-Ultra ist und bleibt aber „Akustik Voodoo“, welches dem Fan aber das Leben schwer macht. Ein dichtes und sperriges Album, welches durch seine Düsterheit ein völliges Kontrastprogramm darstellt. Ein Album, welches erneut persönlich und emotional ist, wohl aber an die Grenze der deutschen Textkunst geht, was man quasi noch ertragen kann. Denn Wirtz ist hier sperrig, besingt menschliche Abgründe, leidet und ist dabei doch so herrlich ehrlich. Hier verneigt sich Wirtz streckenweise vor all den Grunge-Ikonen wie Alice In Chains oder Soundgarden, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Das geile Ding gibt es endlich auf Vinyl.
Tuesday The Sky – Drift
Jim Matheos hat sich neben Fates Warning und OSI eine weitere Herzensangelegenheit angeschafft. Mit Tuesday The Sky und „Drift“ kommt der Gitarrist mit einer neuen Band und dem zugehörigen Debüt-Album daher. Und wie so oft begann die Sache aus Zufall. Eigentlich sollten Bonus-Songs zum Fates Warning Album „Theories Of Flight“ geschrieben werden, die aber letztendlich nicht so richtig passen wollten. Bevor man aber die Songs auf den Müll wirft, dachte sich der Mann „Hey, neue Band und erstes Material“ habe ich auch direkt. Es war die bestechende Atmosphäre, dieses Grenzenlose und der heftige Prog-Einschlag, der Metheos faszinierte. Wer nun griffige Riffs sucht, der wird diese hier schon finden. Aber um ehrlich zu sein, ist es eher ein Album, welches durch die bedächtigen Momente lebt. Diese orientieren sich an den ruhigen Songs von OSI, wenn man nun nach direkten Vergleichen sucht. Aber spannend bleibt die Sache permanent!
Bruce Springsteen – Hammersmith Odeon – London ’75
Freut euch Freunde, denn das 4-LP-starke Paket von Bruce Springsteen mit „Hammersmith Odeon – London ’75“ gibt es nun regulär. Am höchsten Feiertag der Vinylsammler – dem Record Store Day – stand man sich die Beine in den Bauch und hat das Teil dennoch nicht bekommen. Nun also ganz offiziell und quasi für jeden Fan erhältlich. Das Konzert ist legendär, den dieses war eines von insgesamt vier Shows, welche „The Boss“ mit seiner E Street Band damals in Europa absolvierten. Mit Songs wie „Born To Run“ oder „Jungleland“ hat Springsteen schon 1975 bewiesen, dass er ein wahnsinnig guter Songwriter und Entertainer ist. Rückblickend ist das vierte Live-Album des Mannes aber deshalb so stark, da es grobschlächtiger, ruppiger und ehrlicher daher kommt, als man es von späteren Live-Alben kennt. Mit der über 17-minütigen Version von „Kitty’s Back“ zeigt der Mann aber auch, dass er damals schon so spielfreudig war.
Helmet – Meantime
Wir schreiben das Jahr 1992. Als junger Mann stand ich damals auf Musik der härteren Gangart. Ein Kollege kam dann mit einem Album namens „Meantime“ daher, welches er von seinem älteren Bruder bekommen hatte. Es sollte mein Leben nachhaltig verändern, denn Helmet waren so dermaßen geil tight und groovy, dass sämtliche Grunge-Bands einpacken konnten. Page Hamilton zockte mit seinen Jungs kurzerhand 10 Songs runter und man hatte Hits wie „In The Meantime“ und „Unsung“ im Ohr auf Lebzeiten. Noch heute erinnere ich mich an diesen Moment und „Meantime“ gehört nach wie vor zu den wichtigsten Alben meines Lebens. Doch heutzutage zahlt man Unsummen für die erste Auflage des Albums, wenn der heimische Plattenspieler damit bestückt werden soll. Das hat nun ein Ende, denn Helmet konnten zu einer Neuauflage von „Meantime“ bewegt werden. Dieses markante Album, welches in die Musikgeschichte einging, sollte in keinem Plattenschrank fehlen.
Brutality – Sea Of Ignorance
Vor rund 20 Jahren erschien „In Mourning“. Ein gnadenlos gutes Death Metal Album, welches nach wie vor eine ungeheure Durchschlagskraft hat. Es war das erste Werk der Florida-Typen von Brutality, deren Name irgendwie Programm ist. Mit „Sea Of Ignorance“ hauen die Herren nun ihr Comeback-Werk raus. Und seit euch sicher, dass die Typen nichts von ihrer rohen Gewalt verlernt haben. Dies wird einem direkt bei Opener „Sea Of Ignorance“ vor die Augen beziehungsweise ins Ohr geführt. Wer auf neumodische Musik steht, sollte die Band und dieses Album meiden. Wer auf angepasste Produktion, glatte Songs und ein laues Lüftchen steht, der wird hier nicht happy. Viel mehr sprechen wir hier von einer tosenden Naturgewalt, welche gnadenlos gut wirkt. Mit dem Coer-Song von Bathory und „Shores In Flames“ zeigt man außerdem, dass auch solche Klassiker sehr gut gespielt werden können. Klassischer Death Metal, wie er sein muss.