Mantar haben mit ihrem Erstling „Death By Burning“ Alles geregelt. Kaum eine andere Band zeigte sich bissig, wie dieses Duo. Mit dem Nachfolger „Ode To The Flame“ gelingt den Herren nun das Album der Woche bei EMP. Respekt!
Zugegeben, ich halte nicht viel von Duos. Wenn das Wort „musikalisches Duo“ fällt, habe ich direkt die White Stripes im Kopf und sehe Meg White vor meinem geistigen Auge. Wie sie in Trance ihr Schlagzeug bespielt und ich mir ihren Pfleger herbei sehne, der die Dame stützt. Zugegeben, ich habe auch nicht „Juchu“ gerufen, als ich 2014 das Album „Death By Burning“ in die Finger bekommen habe mit dem Hinweis „die zerlegen einfach alles“. Ja und ich gebe es auch zu, dass das Album einige Tage vor, statt in, dem Player lag. Letztendlich ist es nur der Tatsache geschuldet, dass der Sänger – wenn man ihn überhaupt so bezeichnen kann – ein alter Bekannter war, was mich dazu bewegte, die Band überhaupt zu hören. Hanno Klärhardt hat sich eine zeitlang seine Brötchen in einer renommierten Promoagentur verdient und dieser Umstand brachte ihm schon im Vorfeld ein paar Bonuspunkte ein. Nach der Engstirnigkeit meinerseits kam der „leck mich am Arsch, was läuft denn bei den Jungs im Leben falsch“-Effekt. Eine Ausgeburt der Boshaftigkeit sollte sich mir zeigen und 45 Minuten blanker Hass schlugen mir ins Gesicht. Heute zählt das Debüt der Bremer Band zu den meist gehörten Alben in meinem Schrank!
Nach unzähligen Konzerten nun doch schon ein neues Album
Die Tatsache, dass man nun „Ode To The Flame“ überhaupt in den Händen halten kann, gleicht einem Wunder. Nach gefühlten 5000 Konzerten innerhalb von zwei Jahren – böse Zungen würden sagen, dass Mantar überall dort spielten, wo eine Steckdose zu finden war – zieht man schon vor dem ersten Durchlauf den Hut vor den Jungs. Ob With Full Force als Opener, das Reload Festival, aber eben auch die kleinen und verschwitzen Konzerten, das Duo fühlt sich anscheinend überall zu Hause. Nun könnte man denken, dass Mantar die Energie ihrer Musik nicht auf zu großen Bühnen entladen könnten, aber dem ist definitiv nicht so. Hass regelt anscheinend alles!
Mantar hassen – und dies mit ganzem Herzen
Das Schlagwort Hass, welches auch ein Bestandteil des zweiten Werkes „Ode To The Flame“ ist. „Carnal Rising“ startet wie man es von der Band gewohnt ist. Feedback der Gitarre, der Duft von Verrohung als Hanno die ersten Töne anstimmt und der Moment, als das Schlagzeug von Erinç einsetzt, muss man mit den Worten „sie sind wieder da“ quittieren. Nach rund 90 Sekunden ist die Sache eigentlich schon klar, denn Mantar machen das, was sie am besten können: Frust, Aggressionen und enormen Energien punktgenau von der Band zum Hörer transportieren. Ohne Wenn und Aber, wird hier nicht die Band zelebriert, sondern die Musik! „Praise The Plaque“ schmiegt sich an den Opener an, wenn auch man auch bei vielen Bands von harmonischen Empfindungen sprechen kann, aber sicher nicht bei Mantar. Es ist kein Platz für Harmonie, Gefühlsduselei oder die großen Emotionen, die jeder Frau gefallen würden. Es herrscht Rotz, der Mittelfinger zu allem und jedem, sowie der Wunsch, bei einem Konzert zig Gitarren, ihrer Besaitung und das Drumset zu Kleinholz zu verarbeiten. Bei „Era Borealis“ dominiert der Groove und eine erschreckende Eingängigkeit macht sich breit. Aber Halt, diese war ja ebenfalls ein ständiger Begleiter der Nordlichter, die mit einer Leichtigkeit von der Hand ging.
Altbewährt und doch irgendwie neu
„The Hint“ liebäugelt hier und da mit Black Metal-lastigen Parts, was einmal erneut unterstreicht, dass man Mantar nicht genau klassifizieren kann. Für den Punk sind sie definitiv zu spielfreudig, Black Metal wird der Sache ebenfalls nicht gerecht und ein schnödes „Metal“ würde die Band in eine Schublade stecken, welche doch viel zu klein erscheint. Mit „DIY“ kann man sicherlich nichts falsch machen, hat aber für den Laien kein musikalisches Symbolbild gefunden. Und genau das ist – meiner Meinung nach – die Absicht der Herren! Was soll man sich in Beschreibungen verzetteln, Vergleiche suchen, die eh nur halbgar erscheinen oder dem Schubladendenken eine Plattform geben, wenn Mantar doch den Thron innehaben und mit lärmenden Wänden, schmerzerfülltem Gesang sowie gnadenlosem Groove regieren. „Ode To the Flame“ ist dem Vorgänger ebenbürtig und zeigt hier und da sogar eine neue Seite auf. Beispielsweise hat „Schwanenstein“ eine Epik, die bis dato zu kurz kam und Mantar eine Offenheit attestiert, die beim Erstling eventuell noch nicht zu erreichen war. Bedeutet somit aber auch, dass diese Band noch lange nicht am Ziel ihrer Kreativität ist!
Wer die Band bis dato nicht auf dem Schirm hatte, dem sei sie wärmstens empfohlen. Wer das Debüt kennt, wird „Ode To The Flame“ sich eh zulegen. Und wer die Chance hat, die Band bei einem der anstehenden Konzerte zu sehen, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.