Das war wieder ein Woche und hey, wir haben Rock Am Ring was voraus. Während die Macher sich nun nach einem neuen Gelände umschauen müssen, könnt ihr sicher sein, dass die EMP Plattenkiste auch nächstes Jahr noch hierzu finden ist. Aber nun mal ernsthaft: Schon komisch, dass der eine Veranstalter solche Auflagen bekommt und sich zurück zieht, ein paar Tage später aber verkündet wird, dass auf dem selben Areal bald ein neues Festival am gleichen Wochenende wie Rock Am Ring stattfinden wird. Klingt komisch, wird aber nun so wohl umgesetzt. Für euch könnte es die Chance sein, dass ihr nächstes Jahr am Pfingstwochenende noch mehr Auswahl habt hinsichtlich eines Festivals. Auswahl habt ihr aber auch hier bei der EMP Plattenkiste für den 06. Juni 2014! Los geht es!
Tag der Abrechnung im Hause Anathema. Nachdem man mit dem Werke „Weather Systems“ wirklich Alle überzeugen konnte, Lorbeeren eimheimste und letztendlich nach den alten „Judgement“-Tagen wieder zur alten Höchstform auftauchte, muss man sich nun mit „Distant Satellites“ erneut den Kritikern stellen. Anathema wären aber nicht Anathema, wenn das neue Werk nicht wieder eine neue Seite zeigen würde. So werden Vergleiche zu Radiohead in der „Kid A“-Phase laut. Minimalistischer und purer hält man die 10 Songs. Begriffe wie „simpel“, „anmutend“ und „wunderschön“ schießen einem durch den Kopf, wenn man sich das Album genauer zu Gemüte führt. Die Briten konzentrieren sich bewusst auf Stimmungen und die Vocals. Schnickschnack kann jeder, pure Musik die wenigsten Bands. Aber Anathema gehören zum Glück zu den Könnern.
Kawum! Angela raus, die neue Sängerin namens Alissa rein und schon steht das Album in den Startlöchern. Klar ist von Arch Enemy die Rede. Nun können sicherlich einige alte Fans nichts mit der jungen Dame und ihren blauen Haaren anfangen, aber bitte meine Herren, hört euch erst mal „War Eternal“ an, bevor Kritik kommt. Diese wird nämlich direkt verstummen. So geil die Band mit Angela Gossow auch war und so fette Alben sie auch abgeliefert haben als Band, so steif ist die Briese, die diesem Album innewohnt. Da knallt es wie in den alten Tagen. Slayer-Riffs hier, erbarmungslos und harte Fills dort und auch Alissa zeigt, dass sie nur auf dem Papier jung ist. Von einem Zögling kann hier nicht die Rede sein. „War Eternal“ haucht Arch Enemy den Wind ein, welchen die Band vielleicht benötigt hat, um eine glorreiche Zukunft zu haben. Arch Enemy sind aber immer noch Arch Enemy geblieben. Und solche Meisterleistungen schaffen kaum Bands, wenn der Posten am Mikrofon neu besetzt wird. Für mich eines der Alben 2014.
„Abra Kadavar“ ist schon ein paar Tage alt und dennoch diese Woche in der Plattenkiste! Wie geht das? Nun, die Berliner haben das Ding einfach neu veröffentlicht. Allen Unkenrufen zum Trotz, kann aber auch das Re-Release überzeugen. Denn aus den ursprünglichen 9 Songs wurden ein paar mehr. Kadavar haben das Ding mit einer Live-CD aufgepeppt und zeigen so eindrucksvoll, dass der Retro-Sound auch live umgesetzt werden kann. Zum Album muss man vielleicht noch ein paar Worte verlieren. Wer auf Retro steht ist hier richtig. Und wem Retro zu kauzig ist, der ist hier ebenfalls richtig. Denn Kadavar haben hier den Sound ihres Debüts überdacht, perfektioniert und etwas glatter gestrichen – was aber nicht negativ zu verstehen ist. Man hat vielmehr hier das Gefühl, dass die Produktion mehr im Fokus stand und man sich bewusst im Studio die Zeit genommen hat, die nötig ist um ein fettes Retro – oder doch nicht Retro – Album zu machen. Wer das Album bis heute noch nicht hat, muss sich nun eine neue Ausrede einfallen lassen. Preis und Umfang zählen nicht mehr als Ausrede.
Deutlich aktueller hinsichtlich des Sounds geht es bei The Amity Affliction zu. Die Australier werfen ihr viertes Album „Let The Ocean Take Me“ auf den Markt und die 10 Songs setzen einem direkt zu. Der Einstieg ist schnell gemacht, denn The Amity Affliction sind eine der Bands, die den Hörer vom ersten bis zum letzten Songs faszinieren können. Selten schaffen es Bands Härte und (Pop-) Melodien so zu vereinen. Dabei ist das Album durch die Band karthagisch und aggressiv und dunkel. Ja, hier wird gezeigt, dass man zur Speerspitze des sogenannten Post-Hardcores gehört, wo man die Band aus Brisbane gerne einstuft. Von der Seelenreinigung spricht die Band wenn es um das Songwriting geht und ja, auch die positive Seite des Lebens will man mit diesem Album dem Hörer wieder vor Augen führen. Das sollte auch mit „Let The Ocean Take Me“ gelingen. Bleibt zu hoffen, dass The Amity Affliction hierzulande bald die Hallen zum Beben bringen.
Cattle Decapitation sind nicht jedermanns Sache. Mit dem Nachfolger von „Humanure“ was schon wegen des Covers für viel Aufsehen sorgte, ist man mit „Karma.Bloody.Karma“ zumindest an der Behörde, die Zensuren unter sich hat, vorbei gekommen. OK, aber einen Preis gewinnt man nun mit diesem Cover auch nicht. Da sitzt doch die heilige und meditierende Voodoo-Kuh im Schlachthaus! Noch Fragen? Weniger! Aber zum Glück kann man sich nun anhand dieser Vinyl-Ausgabe endlich das Meisterwerk genauer anschauen. Doch die meisten wird der Inhalt des Rillenformates interessieren. Deathgrind der perfiden Art und Weise. Dem einen zu anstrengend, zu zerrissen und zu vertrackt, schreit der andere „Zugabe“ und jubelt mega-hart ab. Messerscharfe Riffs, brachiales Geshoute und fieseste Drum-Attacken machen das Ding zu einem kleinen Meisterwerk. Da stört sich auch keiner dran, dass das Teil schon ein paar Jahre alt ist. Musik kann so herrlich zeitlos sein!