Der Blick über den großen Teich muss überdacht werden! Sicher sind Alben von Mastodon, Baroness oder Crowbar wegweisend, die man nicht von der Hand weisen kann und darf, aber Earthship ziehen mindestens gleich. Die – mittlerweile zum Trio geschrumpfte – Band wirft dem Hörer mit „Iron Chest“ ein Bollwerk vor die Füsse, welches im ersten Moment sperrig, unzugänglich und nicht von dieser Welt stammend erscheint. Zu brachial drückt der Bass, zu disharmonisch erscheint der Gesang und zu komplex der allgemeine Aufbau der Songs. Aber weit gefehlt, denn Earthship faszinieren und das bevor die 10 Songs durchgelaufen sind.
Spätestens nach 3 Songs ist man im Fahrwasser, welches Gegenpaddeln sinnlos macht und man sich nur noch von den Songs treiben lassen kann. Sludge? Stoner? Doom? Von allem ein bisschen? „Von allem ein bisschen und noch viel mehr!“, so muss man „Iron Chest“ beschreiben! Mit „Old Widow‘s Gloom“ wird die musikalische Irrfahrt mit einer Mischung aus „Remission“ und „Leviathan“ von Mastodon eingeläutet, welche sich über „Iron Chest“ bis hin zum Schlusssong „Teal Trail“ konsequent durchsetzt. Earthship klauen aber nicht primitiv, nein, sie schaffen es eigene Elemente und Harmonien zu finden und integrieren. Was das Ehepaar Oberg mit dem Drummer Böttcher hier praktizieren, ist beeindruckend, anmutend und zeigt eindrucksvoll, dass auch der Wegfall des The Ocean- Kopfes Robin Staps, der Band in keiner Weise geschadet hat. Es stellt sich die Frage, wieso diese Band mit ihren Songs zum prophezeiten Weltuntergang 2012 nicht schon weit aus mehr Beachtung bekommen haben, als das Debüt „Exit Eden“ letztes Jahr erschien. Doch zu wenig eingängig? Kann sein, was „Iron Chest“ aber in keiner Weise schmälert, sondern vielmehr zeigt, welchen Ideenreichtum diese Band aufbringt und mit welcher Leidenschaft hier Musik geschrieben wird.
Hier müssen sich auch US-Bands ehrfürchtig verneigen beziehungsweise werden sie das Fürchten lernen. Definitiv eines der Top 5- Alben des Jahres 2012.