Ein Besuch auf der Brigitte Bardot, einem Schiff der Flotte von Sea Shepherd mit den Rogers. Ein Gastbreitag von Artschi von den Rogers.
Ein schöner Tag bricht an im wunderbaren Hamburg. Es ist Hafengeburtstag und die Stadt platzt aus allen Nähten. Mittendrin wir, die Rogers. Im letzten Jahr waren wir schon einmal hier, allerdings war der Anlass unser eigenes Konzert auf der Astra Bühne und das Ende der Geschichte ein Frontmann/Gitarrist mit grippalem Infekt und eine Horde sturzbetrunkener Rogers, welche die Frustflammen mit gefühlten 100 Liter Alkohol versuchten zu löschen. Anders gesagt: Wir haben das Beste draus gemacht, uns in den Hamburger Hafengeburtstag verliebt und uns geschworen, diesem Spektakel jedes Jahr beizuwohnen. Ein konkreter Anlass durfte selbstverständlich auch dieses Jahr nicht fehlen.
Auf nach Hamburg!
So entschlossen wir uns dazu, gemeinsam mit unserem Kameramann Kay Özdemir die im Hamburger Hafen zu Besichtigung freigegebene Brigitte Bardot der Organisation Sea Shepherd zu besuchen, dessen Crew uns vorab freundlicher Weise persönlich dazu eingeladen hatte. Für alle, die nicht wissen, was diese Organisation macht: Sea Shepherd ist eine 1977 gegründete internationale, gemeinnützige Meeresschutzorganisation, die mit Hilfe von Spendengeldern und ehrenamtlich arbeitenden Hilfskräften versucht, die maritime Welt der Ozeane zu schützen und sich im wahrsten Sinne des Wortes „zwischen die Mörder und die Wale“ stellt. Bis jetzt mit großem Erfolg. Erst am 10.04.2015 beendeten sie mit Bravur ihre bis jetzt längste ununterbrochene Kampagne auf See: „Operation Icefish“ hatte das Ziel, gegen illegale, nicht regulierte und nicht dokumentierte (IUU) Fischerei in den Gewässern der Antarktis vorzugehen.
Da wir sie seit längerer Zeit unterstützen, jedoch niemals selber auf einem ihrer Schiffe gestanden haben, folgten wir der Einladung nur allzu gerne, packten fix unsere Koffer und haben die Reise nach Hamburg in Angriff genommen.
Freitag Hinfahrt, Hafengeburtstag feiern, Samstag Besichtigung Brigitte Bardot und Rückfahrt.
Guter Plan! Gesagt, getan. (Kleiner Applaus bitte für diesen unverhofften und unfassbar einfallsreichen Reim!)
Ein Besuch auf der Brigitte Bardot
Nach einer sehr ausgedehnten und durchzechten Nacht mit unserem dort ansässigen und unheimlich liebgewonnen Booker Nico Behr (Kingstar Music) sowie einigen seiner (und mittlerweile entsprechend auch unserer) besten Freunde aus Hamburg, in der nicht einmal der Besuch auf dem dort prachtvoll aufgestellten Riesenrad zu kurz kam, machen wir uns nach einem Frühstück in St. Pauli auf direktem Weg in Richtung Hafen. Richtung Brigitte Bardot. Ein „stabilisierter Einrumpf-Trimaran“, der schon 1998, damals noch unter dem Namen Gojira, in 72 Tagen die Welt umrundete. Mit seinen 28 Knoten die Stunde und einer erfahrenen Crew hatte er somit die Möglichkeiten, den damaligen Weltrekord von 84 Tagen zu knacken und einen neuen aufzustellen. (Mittlerweile liegt der aktuelle Rekord bei 60 Tagen und wurde von der Earthrace aufgestellt. Die Earthrace wurde von ihrem neuen Besitzer übrigens an Sea Shepherd gespendet und in Ady Gil umbenannt. Im Januar 2010 wurde sie leider bei einem Zusammenstoß mit einem Walfänger der japanischen Walfangflotte schwer beschädigt und sank. Als Ersatz kam die heutige Brigitte Bardot.)
Alkohol und Seegang, Freund oder Feind?
Mit leicht flauem Magen vom Genuss alkoholischer Getränke am Vortag und etwas Restschwindel bei einigen Spezialisten unter uns, betreten wir den Steg, an dem mindestens 20 andere Schiffe ihren Platz gefunden haben und suchen gespannt den Weg zur Brigitte Bardot. Natürlich ist es einer von den Stegen, der nicht fest im Grund verankert ist… Schön! Da bin ich ja mal gespannt, wer als erster zeigt, was er gefrühstückt hat. Zu meiner großen Enttäuschung bleibt jedem von uns diese Erfahrung zumindest an diesem Tag erspart. Nach einer kurzen Einführung in die Verhaltensordnung an Bord des Schiffes geht es auch schon los und Steffi empfängt uns mit einem herzlichen Handschlag.
Spätestens jetzt haben wir alle realisiert: Der Steg war gar nichts gegen die unbeugsame Wucht des Seegangs im Hafenbecken, der auf dem Trimaran ordentlich für Seegang sorgt!
Nein. Scherz beiseite. Aber deutlich unbequemer als der Steg ist es auf so einem „Schiffchen“ schon. Umso mehr Respekt an die, die sich ehrenamtlich und mit maximal 15 anderen Crewmitgliedern auf diesem „Schiffchen“ den Platz teilen, während sie waghalsige Manöver ausführen müssen, um riesigen Walfangschiffen wie der Nisshin Maru den Walfang zu erschweren und sie damit zum Abbruch ihrer Walfang-Mission zu treiben.
Wirklich gut lernen wir die Crew leider nicht kennen. Meiner Meinung nach aber zu Recht. Denn die gesamte Crew ist entweder damit beschäftigt, die nächsten Rundführungen zu leiten oder bei einigen Bauarbeiten an Deck Hilfe zu leisten. Immerhin ist man nicht alle Tage im Hafen und hat die richtigen Hilfskräfte für notwendige Reparaturen oder Ausbesserungen an Board. Ein ganz schön engagierter Haufen Menschen hier. Finde ich super!
Um es plump zu sagen: Das, was wir an Energie in unsere Band und somit unseren Lebenstraum stecken, investiert die Besatzung der Brigitte Bardot eben in ihren Traum: den Schutz der Meere. Da kommt man sich direkt ein wenig unnütz vor… Naja. Jeder sollte das tun, was er am besten kann. Immerhin können wir sie wenigstens unterstützen und den Menschen, die uns live sehen, diese Organisation etwas näher bringen. Wir selber spenden selbstverständlich auch privat, da wir uns nicht umsonst für eine Zusammenarbeit mit Sea Shepherd entschieden haben. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Nach einer interessanten Viertelstunde sowie diversen Fakten über das Schiff und die Besatzung neigt sich die Besichtigung schon dem Ende zu. Das war kurz und knackig. Dennoch sehr informativ und in Anbetracht der geschilderten Lage und dem Besucheransturm vollkommen ausreichend. Wir haben uns sogar extrem über den Zulauf gefreut. Denn was gibt es besseres für eine ehrenamtliche Organisation, als Aufmerksamkeit und ein bewusstes Ohr von Menschen, die bereit sind, wenigstens einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass unser Planet nicht immer weiter zerstört wird von Konzernen, die lediglich finanziellen Profit aus ihrem widerlichen Verhalten schlagen und die sich mehr Gedanken um den Aktienindex und ihre persönlichen Geldbörsen machen, als um unser aller Zukunft, die im Zweifel auch die ihrer Kinder ist. So. Entschuldigt. Abgeregt. Das musste kurz sein.
Um es hiermit abschließend auf den Punt zu bringen:
Tut was immer ihr wollt. Aber tut mehr, als einfach nur nichts zu tun und zuzugucken. Eine Millionen kleiner Taten können unfassbar viel bewegen.
Auf dem Rückweg zum Auto geht mir einiges durch den Kopf. War auch eine Menge Input.
Es wird noch einiges in Punkto Zusammenarbeit mit Sea Shepherd passieren. Was genau? Das verraten wir noch nicht. Wäre doch langweilig.
In diesem Sinne, da ich auf der Rückfahrt aufgrund massiven Schlafmangels ins Koma falle und somit nichts Spannendes zu berichten habe, wünsche ich euch einen hoffentlich sonnigen Tag und haltet die Fäuste oben – denn da werden sie gebraucht!
Euer Artschi von den Rogers