Auch diese Woche gibt es wieder eine EMP Plattenkiste. Die letzte August-Woche ist angebrochen und man wird ein kleines bisschen wehmütig. Da tummelten wir uns gerade noch auf Festivals rum, waren mit unserem Backstage Club auf dem Summer Breeze und dem Wacken und nun ist das Alles schon wieder Geschichte? Scheint so, was uns aber nicht davon abhalten soll, dass wir uns ganz herzlich bei euch bedanken wollen. Danke für die schönen Momente, danke für das ein oder andere Bier mit euch und danke, dass ihr unseren Backstage Club VIP-Bereich so derbe gerockt habt. Für alle, die nicht zu diesem Vergnügen kamen, wollen wir unseren Backstage Club nochmals ans Herz legen. Nächstes Jahr gehen wir in die nächste Runde, aber nun zu der EMP Plattenkiste für den 28. August 2015!
Ahab hatten bei mir schon immer einen Stein im Brett. Die süddeutsche Combo ließ sich nie von Mainstream beirren und verfolgt seit Jahren ihren Weg. So eben auch wieder bei „The Boats Of The Glen Carrig“, das Album, welches wieder mit feinstem Doom auffährt. Es zieht sich, man schleppt sich und ja, streckenweise ist man auch verstört, was die Heidelberger da zelebrieren. Dies fängt bei Sänger Droste an, der sowohl die klassischen Growls meisterlich beherrscht, wie die cleanen Parts, die streckenweise mehrstimmig zu vernehmen sind. Aber auch die restlichen Musiker stellen sich in Sachen Können nicht hinten an. So wirkt „To Mourn Job“ orientalisch und exotisch, während „Red Foam…“ episch leuchtet. „The Weedmen“ dagegen wirkt tieftraurig und unterstreicht, dass Ahab alle Facetten des Doom beherrschen. Eine wirklich begnadete Band aus heimischen Gefilden, welche im internationalen Vergleich locker mithalten kann!
Comeback-Alben sind meist so ne halb-gare Sache. Oft wünscht man sich, dass die Band doch in der Versenkung geblieben wäre, als nun noch den letzten Fans die Knete aus der Tasche zu ziehen. Ehrlicherweise muss ich anbringen, dass mich beim neuen Album der Backyard Babies ein ungutes Gefühl im Vorfeld überkam. Dann lag „Four By Four“ vor und mit „Th1rt3en Or Nothing“ sollte der erste Durchlauf starten. Ja herrlich, was geht denn bei den Schweden auf einmal. Hat die Auszeit und das Kinderkriegen etwa Früchte getragen? Konnte man die Zeit sinnvoll nutzen, in sich gehen und den alten Drogen-Dämonen endliche Lebewohl sagen? Es scheint so, denn alleine der Opener rockt schon wie seinerzeit die ersten Alben der Backyard Babies. „I’m On My Way To Save Your Rock ‘n Roll“ setzt neue Massstäbe und den Titel des Songs darf man in der Tat wörtlich nehmen. Eine schmissige Nummer, die live sicherlich phänomenal funktionieren wird. Selbst vor einer Ballade schrecken Dregen und Co nicht mehr zurück, wie die Nummer „Bloody Tears“ beweist. Insgesamt 9 Songs, die zeigen, dass ein Comeback-Album doch nicht immer in die Hose gehen muss!
Während es bei den Backyard Babies noch locker und luftig zur Sache ging, betreten wir nun die ganz dunkle Seite des Lebens. Vertont durch Defeater wollen wir das Album „Abandoned“ unter die Lupe nehmen, was definitiv in die Kategorie „extrem traurig“ gehört. Defeater spielen Post-Hardcore, der sich thematisch einem Konzept widmet. Es geht um eine US-Familie in der Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges. Jedes Album beschreibt das Leben der Protagonisten, ihren alltäglichen Kämpfen, ihrer Zerrissenheit, der schier grenzenlosen Orientierungslosigkeit, sowie den Momenten, in denen die Rasierklinge quasi schon seinen Weg durch die Hauptschlagader sucht. Defeater sind sicherlich nicht lebens-bejahend, im Gegenteil, denn diese Band zeigt die Extreme des Lebens auf und dies ohne auch nur einen Bruchteil zu beschönigen. Dabei gibt es mit „Unanswered“ und „Spared In Hell“ zwar Songs, die man für Defeater- Verhältnisse schon als „Kracher“ und „Hits“ deklarieren muss, aber die dunkle Seite überwiegt doch die 11 Songs, welche mit „Vice & Regret“ quasi einen finalen Dolchstoss erleben. Für mich aktuell das Album des Jahres 2015 und ein wirklich famoses Stück Musik. Wer Post-Hardcore schätzt und die Band noch nicht auf dem Schirm hatte, der sollte Defeater unbedingt anchecken.
Freunde des gepflegten Vinyl dürfen nun etwas näher treten. Wir haben wieder was Schickes im Angebot, was man sich nicht entgehen lassen sollte. JJ Peters hat mit seinen Jungs von Deez Nuts die Hardcore-Welt in den letzten Jahren quasi von hinten aufgezäumt. Ehemals bei I Killed The Prom Queen als Drummer fungierend, hat sich der Australier auf die Fahne geschrieben, als Shouter und Frontmann noch mehr Krawall zu machen. Gesagt, getan und das Debütalbum „Stay True“ zeigt, dass der Mann sicher nicht zum Kirschenessen vorbei gekommen ist. Genau dieses Bollwerk gibt es nun wieder auf Vinyl und ja, man feiert direkt mit dem Opener „Stay True“ die Kiste derbe ab. Hardcore ohne Kompromisse und mit Krachern wie „Move Back“, „Your Mother Should’ve Swallowed You“ oder „Like There’s No Tomorrow“, der Song, bei dem Joel Birch The Amity Affliction mitwirkt, haben schon damals im Jahre 2008 gezeigt, dass man Deez Nuts auf dem Schirm behalten sollte. Einige Jahre später hat sich die Band in die Herzen der Fans gespielt und uns bleibt zu sagen „I Hustle Everyday“ Na denn!
Fällt der Name Soilwork, denkt man automatisch an Göteborg und den damit assoziierten Death Metal. Während Bands wie In Flames sich von ihren ursprünglichen Wurzeln entfernt haben, machen Soilwok auch 2015 mit „The Ride Majestic“ dort weiter, was den Fans entgegen kommen sollte. Musikalisch stets beständig und mit der gesunden Grundhärte, lassen sich die Herren sicher nicht groß auf Experimente ein. Der Spagat zwischen cleanem Gesang und den härteren Passagen wird auch dieses Mal wieder meisterlich vollzogen und mit großartigen Riffs, überzeugt man die letzten Zweifler. Geradezu zeitlos ist die Platte geworden und man muss Soilwork attestieren, dass sie sich immer wieder neu erfinden, ohne dabei sich zu wiederholen. Eine Platte mit Drive, Tiefgang und maximaler Frische!