Die EMP Plattenkiste am vorletzten Freitag des Monats Oktober. Das Jahr neigt sich mit erschreckender Geschwindigkeit dem Ende entgegen und die ersten Menschen werden schon sentimental. Wo ist das Jahr geblieben? Tja, Fragen, die uns weniger tangieren – zumindest aktuell noch nicht! Wir konzentrieren uns lieber auf die wöchentlichen Veröffentlichungen, die wir für euch anhören. Auch diese Woche gibt es wieder eine schöne Zusammenstellung an Platten, die unser Herz erobert haben. Wollen wir euch nicht vorenthalten und hier nun die EMP Plattenkiste für den 23. Oktober 2015!
Ja feiert denn jede Band dieses Jahr ein Jubiläum? Man kann von allen Seiten vernehmen, dass Geburtstage anstehen, die rund sind. Auch Mogwai feiern und mit „Central Belters“ gibt es auch „neues Material“. In Anführungsstrichen, da es eine Zusammenstellung ist, welche aber mehr als amtlich daher kommt. Die Post-Rock Band persönlich hat sich zusammen gesetzt um in den Bandarchiven zu wälzen. Das Resultat sind 3-CDs bzw. 6-LPs, was eine rundum saubere Sache ist und ein „Sorglos-Paket“ darstellt. So findet man auf der ersten CD 10 Stücke, welche den Fokus auf die Anfangstage der schottischen Band legt. CD 2 gewährt einen Einblick auf die Jahre 2006 bis zur EP „Music Industry 3: Fitness Industry 1“, während die dritte CD mit B-Sides, EP-Songs und Outtakes auffährt. Die Band hat in den 20 Jahren eine steile Karriere hingelegt, welche 8 Platten, diverse Soundtracks und etliche EPs zum Vorschein brachte. „Central Belters“ ist quasi ein Abriss im Schnelldurchlauf und verschafft direkt einen Einblick in das kreative Schaffen. Wer bis dato keine Platte von Mogwai sein Eigen nennen kann, der muss sich dieses Paket zulegen. Wer vollständige Diskografien schätzt, ebenso. Dem Rest der Leser sei es selbst überlassen, wobei man hier sicher nichts falsch machen kann.
Musik ist bekanntermassen Geschmacksache und Shining aus Norwegen stellen viele Hörer auf eine Bewährungsprobe. Von „kranker Scheiss“ bis hin zu „unhörbar“ konnte man schon vernehmen im Freundeskreis! Doch Shining sind genial und wir wollen euch dies mal vorführen. Man stelle sich Jazz-Musik vor und mische dies mit Metal. Die eigenwillige und anscheinend nicht umsetzbare Kombination wird aber von den Norwegern meisterhaft umgesetzt. Selbst die New York Times lobte einen Vorgänger, was nun mit „International Blackjazz Society“ sicher wieder der Fall sein wird. Mit Saxophon und einer fetten Stimme bewaffnet, schiesst Jørgen Munkeby direkt in der ersten Minute aus allen Rohren. Wer den Einstand unbeschadet überlebt, kann sich auf eine 37-minütige Irrfahrt einstellen, welche an musikalischer Genialität kaum zu übertreffen ist. Im Gegensatz zu früheren Stücken, können Shining auch rockige Nummern zum Besten geben, wie „The Last Stand“ beweisen dürfte. Assoziationen zu Nine Inch Nails oder Marilyn Manson könnte man ziehen, wenn die Free-Jazz-Attacken nicht wären, welche aber der Dreh- und Angelpunkt bei dieser Band sind.Technisch versierter Wahnsinn“ wäre eine passende Beschreibung für die 8 Stücke von Shining.
Alle guten Dinge sind bekanntlich drei! Solche Gedanken müssen auch in den Köpfen von Killing Joke vorhanden gewesen sein, als sie 2010 „Absolute Dissent“ veröffentlichten. Es stellte den Auftakt zu einem Triptychons dar, welches mit „MMXII“ den zweiten Teil verpasst bekam. Nun kommt mit „Pylon“ der Albschluss. Während „Absolute Dissent“ ein wahres Brett war und mit schmutzigen Industrial-Klängen verzückte, sollte „MMXII“ das saubere Kind dazu aussehen. Nun war es im Hause Killing Joke eigentlich immer so, dass man nicht ahnen konnte, was ein neues Album der Briten offenbart. Hier nun die Ausnahme nach 37 Jahren: Mit wiederkehrenden Motiven und der gesunden Mischung aus den beiden Vorgängern ist „Pylon“ geradezu berechenbar. Wer aus dieser Formulierung nicht schließen möchte, dass Killing Joke langweilig geworden sind, dem sei gesagt, dass dies keinesfalls der Fall ist. Im Gegenteil: Killing Joke zaubern durch charismatische Momente einen Album, welches fasziniert. Ein Album, welches Ohrwürmer beinhaltet und dennoch Platz für Brecher lässt. Rundum muss gesagt werden, dass dieses Album ein grandioser Abschluss der dreifaltigen Heiligkeit ist und man der Band attestieren muss, auch nach 15 Alben immer noch ganz großes Tennis zu spielen.
5 Seconds Of Summer kommen vielleicht etwas zu spät mit ihrem neuen Album „Sounds Good Feels Good“, denn der Sommer hat sich nun endgültig verabschiedet. Doch bei der Band aus Australien ist quasi das ganze Jahr Sonnenschein. So auch bei den ingesamt 17 Songs, die wieder eine bunte Mischung aus Punk und Pop darstellen. So geht „Money“ als Opener mit dem Slogan „Take My Money“ direkt ins Ohr, strahlt mit zuckersüßen Melodien und mehrstimmigen Gesang. Keine Frage, für einen gestandenen Metal-Fan sicher kein Album, aber wer Blink182, Fall Out Boy und Co schätzt, der kann sich hier getrost die Sonne auf die Nase scheinen lassen. „She’s Kinda Hot“, „Hey Everybody!“ oder „Permanent Vacation“ lassen keinen anderen Schluss zu. Tolles Album, was den Herbst – und den angehenden Winter – entschieden erträglicher macht. Muss man leider so anstandslos zugeben.
Man kann sich darüber streiten, aber es gibt immer wieder Bands, die dermaßen wegweisend für ein ganzes Genres werden, dass man um sie nicht herum kommt. Manche Bands sind so universell in ihrem Dasein, dass sie wie die Faust aufs Auge passen. Wenn man nun den Metalcore betrachtet, gibt es sicher viele Bands, die in den letzten Jahren mitgemischt haben, oder es zumindest versuchen wollten. Like Moths To Flames gehören ebenfalls dazu, wenn auch hier der Unterschied darin besteht, dass die Band mit einer EP und zwei gefeierten Alben sich zu einem Urgestein, einem Wegweiser und einem Dinosaurier im Metalcore entwickelt hat. Mit „The Dying Things We Live For“ wird man die Ausnahmestellung geradezu fortführen und hat sich ein eigenes Denkmal gesetzt. Noch brachialer sind Breakdowns, noch schärfer die Riffs und noch catchiger der Gesang und die Chorus. Man vereint die Extreme der beiden Vorgänger um noch gezielter ans Werk gehen zu können. Dieses Album ist noch konzentrierter und stellt klar, dass Like Moths To Flames sich sowohl technisch, als auch musikalisch weiterentwickelt haben. Ein wahrlich großartiges Brett und ein Biest von Album!