Die EMP Plattenkiste in politisch schwierigen Zeiten. Meine werten Herrschaften, es ist Wahlwochenende. Ihr wisst was zu tun ist und bitte, macht das Kreuz an der richtigen Stelle. Wir wollen hier nun sicher nicht die Moral-Keule schwingen, aber es sollte sich von selbst verstehen, dass extreme Kräfte wahrlich der falsche Weg sind. Sei es radikal Links, oder eben auch radikal Rechts. Ihr solltet eure Bürgerpflicht wahrnehmen, an der Wahl teilnehmen und hierbei sinnvoll eure Stimme setzen. Aber nun genug mit Politik. Schaut euch die EMP Plattenkiste zum 22. September an.
Satyricon – Deep Calleth Upon Deep
Satyricon sind eine Legende. Und wenn man über diese Geschichte spricht, dann muss man der Band zusprechen, dass diese nicht gerade kurz ist. Die Norweger treiben schon lange ihr Unwesen. Zugegeben, ich war gespannt wie Bolle, was die Ausrichtung des neuen Albums betrifft. Denn das selbstbetitelte Album zuvor weckte einfach wieder diese Diskussion hinsichtlich „ich ja doch viel mehr Black Metal als du und zahle somit zur Elite“. Fuck off boys! Braucht kein Mensch, was die Norweger hier erneut klarstellen. „Deep Calleth Upon Deep“ startet aggressiv ins Rennen, hat mit dem Titelsong ein absolutes Highlight neben so einigen zu bieten und zeigt unter dem Strich, dass diese Band einfach fern ab von Erwartungen und dieser Trve-ness sich so dermaßen entfaltet, dass jegliche Diskussion obsolet wird. Satyricon waren schon immer anders und sind es nun erneut wieder. Herrlich ungezwungen und doch so herrlich geil!
Nasty – Realigion
Fresse voll gefällig? Na dann haben wir mit Nasty geradezu eine todsichere Nummer für euch. Als ob diese Band jemals feine Nuancen in ihrem Sound eine Überlebenschance geben würde. Für was auch? Breakdowns sind geil und Breakdowns machen Laune. Im Jahre 2017 sind Nasty mit „Realigion“ zurück und stellen klar, dass Mathi und Co immer noch genügend Wut im Bauch haben, von dem andere 10 Alben schreiben würden. In 12 Songs manifestiert sich diese musikalische Hassbotschaft, dass selbst ein Hassprediger den Schwanz einziehen sollte. Songtitel wie „At Love With War“ sind nicht im übertragenen Sinne zu verstehen. „At Night“ ist sicherlich keine Liebesschnulze über die Hochzeitsnacht, nein! Nasty predigen die Schlacht und ihr wolltet es ja so. Hardcore? Nein, Beatdown und dies in schönster Manier. Was Nasty hier wieder eindrucksvoll zeigen und sie sicherlich zu einer der geilsten Truppen aus Deutschland macht. Und nun lasst die kolossalen Breaks regieren.
Sons Of Texas – Forged By Fortitude
Es gibt solche Bands, denen man durch Zufall über den Weg läuft. Bands, die man bis dahin nicht beachtet hat und sie dann so dermaßen lieben und schätzen gelernt hat. Sons Of Texas sind eine dieser Bands. Ein Freund sah sie zufällig auf seinem US-Urlaub und schleppte die Platte „Baptized In The Rio Grande“ mit. Im Freundeskreis wurde das Album insbesondere deshalb abgefeiert, dass die Herren sich wie Sevendust in alten Tagen anhören. Schmissige Grooves und dazu eine unfassbar begnadete Stimme. Mit dem neuen Album „Forged By Fortitude“ verhält es sich ähnlich. Hier wird geballert, gemosht und dabei immer Wert darauf gelegt, dass die Songs in sich stimmig sind. Sei es bei „Feed The Need“, was mit einem Riff daher kommt, welches Zack Wylde nicht besser hätte schreiben können. „Cast In Stone“, „Jaded Eyes“ oder wie die Songs des 11 Track-Albums auch heißen. Stark von Vorne bis Hinten.
Enter Shikari – The Spark
Man kann sich ja auch mal irren. Enter Shikari habe ich eine Halbwertszeit einer Tagesfliege damals zugeschrieben. Mittlerweile hat die Band aber schon einige Alben veröffentlicht und ihr lest hier die Rezension zum 5. Studioalbum. Wohlgemerkt sind die Rand-Veröffentlichungen hier noch nicht mitgezählt. Sei es drum, denn der Fokus soll auf „The Spark“ liegen. Ein Album, dass rund 2 Jahre nach dem Überalbum „The Mindsweep“ daher kommt. Nun waren die Briten schon immer sehr experimentierfreudig und ließen musikalisch keinen Stein auf dem anderen. Bedeutet, dass manche Platten vielleicht nicht so geradlinig waren, wie man es sich wünschte. Mit „The Spark“ ändert sich das nun ein bisschen. Geradliniger und auch mit mehr Pop ausgestattet, sind die Jungs immer noch 150% Enter Shikari, aber eben zugänglicher. Aber gerade diese Eingängigkeit spricht von einer Entwicklung, die die Band vom sogenannten Core wegbringt und wahrlich reifen lässt. Ein gute Entwicklung.
Kaipa – Children Of The Sounds
Mit Kaipa haben wir eine Band hier vertreten, die schon länger auf dem Markt ist, als so mancher Leser. Seit 1973 treiben die Schweden sich nun im Prog-Gewässer und dies nicht nur mit mäßigem Erfolg. Mastermind Hans Lundin hat wohl selbst nie damit gerechnet, dass man dermaßen lange mit von der Partie ist. Umso erfreulicher, dass die gealterte Band nun „Children Of The Sounds“ veröffentlicht und zeigen kann, dass sie sicherlich noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Mit ihrem 70er Retro-Rock-Flair werden sie Erinnerungen an die Band Yes hervorrufen, aber dabei stets eigenständig sein. Mit Streichern, Flöten und teilweise Folk-lastigen Passagen, sind Kaipa sicherlich nicht die Speerspitze des modernen Sounds, jedoch eben ihrem Reto-Prog-Rock so dermaßen treu, dass es nur jede Menge Spaß macht. Mit Melodien für die Ewigkeit ausgestattet, wirkt das Album lange nach. Gut gemacht Kaipa.