Die EMP Plattenkiste für den 21. November steht an. Während wir zielsicher Richtung Weihnachten uns vorarbeiten, haben wir hier geradezu Ausnahmezustand. Zwischen der Verlockung der Glühweinbuden und Dienst nach Vorschrift, schauen wir natürlich, dass wir euch wieder die fetten Platten der Wochen servieren können. Alles nicht so einfach, wenn man sich die Pläne der Neuheiten anschaut. Da wollen wir unsere Meinung kurz kundtun, aber auch darauf hinweisen, dass der Shop hier noch viel mehr tolle Sachen im Angebot hat. Starten wir doch mit der EMP Plattenkiste für den 21. November 2014. Prost!
Primordial sind wohl die Band, welche Irland so richtig eine Daseinsberechtigung im Metal verschafft. Große Taten waren die letzten Alben und geradezu Meisterwerke. Natürlich freudig für uns, wenn auch im Umkehrschluss eine Anforderung an die Herren, als es um das neue Werk „Where Greater Men Have Fallen“ ging. Kann man mithalten? Im Zeichen des düsteren und epischen Metal, mit erhabenen und gediegenen Melodien und Passagen, sind Primordial aber immer noch eine Ausnahmeband. Der Einblick in die spirituelle Welt mit den eigenen Stilmitteln zeichnet sich bei Songs wie „Come The Flood“ beispielsweise ab. Sänger Alan Averil baut eigene Welten auf und lässt in die Dichterkunst einblicken. So geschehen beim Opener und Titelsong, wie der britische Dichter William Blake zitiert wird. Ob nun schwermütig („Ghost Of The Channel“) oder beißend wie bei „The Seed Of Tyrants“, Primordial schaffen ein authentisches, fesselndes und wahnsinnig anmutiges Album, welches Gänsehaut von der ersten bis zur letzten Minute beschert. Fett!
Cripper steigen in große Fußstapfen. Vor allem in Deutschland ist das Feld des Thrash Metals dicht geknüpft und einen Flickenteppich findet man hier wahrlich nicht. Umso beeindruckender ist es, wenn eine deutsche Band sich an alten hiesigen Bands orientiert, anstatt den neuen Aufguss einer x-beliebigen US-Band dem Hörer servieren zu wollen. Krass wird es geradezu, wenn wie bei Cripper auch eine Frontfrau am Mikro steht. Britta Görtz versteht ihr Handwerk und der Rest der Band ebenfalls. Midtempo und massive Riffs sind das Steckenpferd, welche bei Songs wie „Tourniquet“ oder „Animal Flesh“ aufgefahren werden. „The Origin“ oder auch „The Jackhammer“ entwickeln sich zu den Highlights des Albums, wenn man ihm mehr als einen Durchlauf gewährt. Und das sollte man auch tunlichst, denn der Schlusssong „Pure“ besticht durch eine krasse Abwechslung im Gesang und einem mehr als überragenden Refrain. Summa summarum muss gesagt werden, dass Cripper mit „Hyena“ ihren Vorgänger „Agonist“ blass aussehen lassen. Die Weiterentwicklung ist geglückt.
„Bloodbath ohne Mikael Åkerfeldt?“ „Kann das gehen?“ „Muss man das haben?“ Ähnliche Gedanken hatten zig andere Musikfreunde auch, als bekannt wurde, man wolle mit „Grand Morbid Funeral“ ein neues Album an den Mann bringen. Mit Nick Holmes von Paradise Lost hat man einen perfekten Herren für sich gewinnen können. Wenn man dann noch betrachtet, dass Mikael Åkerfeldt sich seit geraumer Zeit im progressiven Umfeld aufhält und Paradise Lost härter als in den letzten 10 Jahren wirken, so macht die Rechnung zumindest auf dem Papier Sinn. Ein düsteres Album ist es geworden. Es ist auch nicht auf Kommerz oder Gefälligkeit geschrieben und produziert worden. Nein, es ist hässlich, dreckig und ein Spiel mit dem Tode. Groovend hier, hetzend da und brutal unter dem Strich, schaffen Bloodbath mehr als ein „OK, das klingt gut“. Nein, Bloodbath schaffen wirklich ein Death Metal Album aus dem Hut zu zaubern, was locker in die Top 3 der Death Metal Alben des Jahres 2015 kommt.
So irreführend der Bandname Rise Of The Northstar sein mag, so zerstörend könnte auch die Meinung über die französische Band sein. Aber hey, was kümmert es die Herren, denn mit „Welcame“ ist ihnen die Überraschung 2015 gelungen. Scheiss auf Erwartungen hinsichtlich des Namens, scheiss auf „ihr müsst doch so klingen“ und scheiss auf „Samurais haben in Europa nichts zu suchen“. Die „What The Fuck“-Attitüde wird hier konsequent durchgezogen und ja, das macht richtig Bock. Nun muss man aber Rise Of The Northstar eine Ehrlichkeit und auch musikalische Belesenheit einräumen. Wir sprechen unter keinen Umständen von einem Kasperltheater sondern vielmehr von „Slayer meets Run DMC“ oder „Suicidal Tendencies werden von der Beastie Boys abgeholt und im Hinterhof vermöbelt“. Mit 11 Songs, einer fetten Produktion und ja, jede Menge Spaß und „Fuck You All“ schaffen es Rise Of The Northstar mich abzuholen. Wo die Reise hingeht, ist im Moment völlig unklar, der Antritt macht aber schon derbe viel Laune und ist für mich der Arschtritt jeden Morgen, wenn ich mit Kopfhörern zu unchristlichen Zeiten vor die Tür muss.
Weihnachten steht bekanntlich vor der Tür und ja, es ist auch immer wieder die Zeit der aufgewärmten Sachen. Muss aber nicht immer sein, wie nun Soundgarden mit „Echo Of Miles: Scattered Tracks Across The Path“ zeigen. Vielleicht auch schon deshalb der Grund das Ding im November zu veröffentlichen, denn lieblos ist die Sache sicherlich nicht, wenn man sich die 3-CD-Box anschaut. Doch was gibt es für das schmale Geld. Wir sprechen von einer wirklichen Raritäten-Kollektion und musikalische Schmankerl, die haben Soundgarden nach 26 Jahren Musik auf jeden Fall. CD 1 kommt mit B-Seiten ums Eck, die man sich wirklich mühsam zusammen suchen müsste. Sei es „HIV Baby“ oder „Cold Bitch“. Die Songs auf den jeweiligen Singles überhaupt noch zu finden, grenzt schon an ein kleines Wunder. Mit „Kristi“ und „Storm“ kommen auch noch zwei ganz neue Tracks auf euch zu. Tonträger zwei ist ausnahmslos mit Cover-Songs bestückt. Seien es die Beatles oder die Rolling Stones, welche gewürdigt werden. Aber auch The Doors, The Stooges, Devo, oder die Ramones. Teilweise in den legendären BBC Studios aufgenommen, wirklich eine feine Sache. Tonträger 3 macht den Sack zu: Remixes, Demos und instrumentale Songs aus der ganzen Schaffensphase werden serviert und mit „Twin Towers“ und „The Telephantasm (Steve Fisk 2014 Remix)“ kommen noch weitere unveröffentlichte Sachen zum Vorschein. Wirklich gelungen und wirklich empfehlenswert.