Die EMP Plattenkiste in der Woche nach der Grammy-Verleihung. Wo Slipknot und Mastodon dann doch leer ausgehen mussten, freuten sich zwei schwergewichtige Jungs über den Gewinn in der Kategorie „Bester Metal Act“. Das Rennen machten in der Tat Tenacious D was letztendlich cool ist – die zwei Jungs muss man ja lieben – auf der anderen Seite die Frage aufkommt, ob sie überhaupt in der richtigen Kategorie nominiert waren. Tja, der Shitstorm war geradezu vorprogrammiert. Macht den Jungs aber nichts aus und sie haben enormen Spaß. Spaß hatten wir ebenfalls diese Woche beim Aufstellen der Auswahl für die Plattenkiste. Wir lassen euch jetzt mal teilhaben und starten mit der EMP Plattenkiste für den 13. Februar 2015.
Wenn es einen Gott gibt, ja wenn, dann hat er diese Woche seine Hände über uns ausgebreitet und gesagt „ich gebe euch Sündern“. „Redet der Typ nun wirres Zeug“ werdet ihr euch fragen? Nein, der Kerl ist einfach begeistert, dass The Ocean „Fluxion“ und „Aeolian“ wieder auf Vinyl rausgebracht haben. „Ja, mal wieder ein Vinyl“ höre ich da hinten aus der letzten Reihe. Ich sage „Maul, denn The Ocean machen nie halbe Sachen“. So fährt „Aeolian“ mit Doppel-Vinyl auf, „Fluxion“ sogar als 3-fach Rille. Die Neuauflage der ersten zwei Alben waren längst fällig. Noch rauer als die neueren Werke, sind sie dennoch Pflicht, wenn es um die Vollständigkeit geht. Man muss gerade die ersten Tage der Band verinnerlichen, um zu kapieren, was die Berliner heute machen. Damals war auch noch Nico Webers, Schreier bei War From A Harolds Mouth, am Mikrophon und das verpasst der Sache die notwendige Energie. Stellt euch ungeschliffene Diamanten vor, dann habt ihr wohl den besten Vergleich für die Sache, die hier nun wieder geboten wird.
Mit Blutengel und dem neuen Werk „Omen“ schreiten wir in ein Gefilde, was nun nicht wirklich zu meinen Steckpferden gehört. Dennoch – oder gerade deshalb? – muss man den Dark Pop mal genauer unter die Lupe nehmen. 1998 gegründet und von Mastermind Chris Pohl gelenkt, will man an diesem Freitag aufs Ganze gehen. Wir sprechen von 21 Songs plus Intro und dann noch 2 Remix-Versionen! Na was will man da noch mehr? Ja, Qualität, ich weiß. Wobei es eigentlich schon klar ist, dass diese hier vorliegt, da wir sonst das Album nicht in den Kreis der heiligen Fünf aufgenommen hätten. Mit „Wir sind was wir sind“ sticht bei der Masse der Songs direkt heraus. „Dein Gott“ legt direkt nach und unterstreicht, dass Pohl einfach ein Händchen für großartige Songs hat. Aber auch mit sanften Klängen weiß man zu überzeugen. „Der Regen fällt“ ist trotz seinem Dasein als Ballade eine Nummer, die unter die Haut geht. Da wird selbst der härteste Rocker doch wieder sanftmütig. Arrangement, Melodien und eine schicke Produktion runden die Sache ab und werden Blutengel auch dieses Mal wieder eine Chartplatzierung sichern.
Böse Zungen würden nun sagen, dass man die Kuh so lange melken muss, wie es eben geht. Andere sagen „hey, das ist schon das sechste Album und seither hat es euch auch nicht geschert was die Band macht. Die Rede ist von den Imagine Dragons, die sich letztes Jahr mit „Radioactive“ komplett ganz nach vorne gespielt haben. Nun wird es Zeit, dass man neue Weg beschreitet und den Sound nochmals überdenkt. So sehr man vielleicht den ein oder anderen Song kennt und mit „The Bet My Life“ schon einen Vorboten des Albums „Smoke + Mirrors“ vernommen hat, so sehr wird man sich wundern, wenn man sich die 13 Stücke anhört. Diese Band schafft ungewöhnliche Momente und ja, man nimmt ihnen ab, dass sie das lieben, was sie tun. Man schielt zum Pop spielt aber Rock, man setzt auf Eingängigkeit um dann doch einen Haken zu schlagen und auch ambitioniert muss man die Songs nennen. Der Erfolg war längst überfällig und die Imagine Dragons haben sich redlich den Hintern abgespielt. Wer nun Momentaufnahmen als Urteilsbegründung nimmt, hat Vorurteile. Ein wirkliches tolles Album was aufzeigt, dass es nicht immer voll auf die Fresse sein muss.
Thunder haben sich Zeit gelassen und hauen nun nach 6 Jahren Auszeit ein neues Album raus. „Wonder Days“ so der Titel und man wundert sich schon ein bisschen, dass man nach der Krebserkrankung von Ben Matthews wirklich wieder ein Album in den Händen halten kann und darf. Als ob nichts gewesen wäre, setzen Thunder auch da an, wo man damals aufgehört hat. Der Sound ist bekannt und gewohnt, was in keiner Weise negativ zu sehen ist. Vielmehr erfreut man sich, dass man das Organ von Bowes wieder vernehmen kann, die melodischen Refrains erschallen und leichte Folk-Elemente zu vernehmen sind. Dramatisch geht es bei „The Prophet“ und „I Love The Weekend“ – ich auch übrigens – zu. Zeilos und sauber aus dem Hardrock-Lehrbuch spielend, schaffen die andere Songs eine vertraute Stimmung aufzubauen. „Wonder Days“ liefert wirklich alle Facetten der Band und man kann nur hoffen, dass es nicht das letzte Werk der Amerikaner ist. Hier kann so mancher junge Musiker noch Nachhilfestunden nehmen.
Die Neal Morse Band hat mit „The Grand Experiment“ sein eigenes kleines Denkmal gebaut. Mit Mike Portnoy am Schlagzeug und Randy George am Bass wird es wohl zu einem großen. Mit „The Grand Experiment“ wird das Ganze nun auch noch in Beton gegossen. Im Gegensatz zu „Momentum“ aus dem Jahre 2012 kann sich Morse nun auf eine „stabile“ Band verlassen, wenn auch der Dreh- und Angelpunkt Neal Morse bleibt. „Follow The Call“ soll der Startschuss sein und macht gleich klar, wer hier am Schlagzeug sitzt. Dieser Portnoy ist einfach ein Teufelskerl! Es macht sich eine Queen-lastige Stimmung breit und sofort hat man „Fat Bottomed Girls“ im Ohr. Wohlklingende, mehrstimmige und anmutige Gesangseinlagen sollen sich auch durch das Prog-Album ziehen. Mit 5 Songs natürlich nun nicht unfassbar umfangreich und auch die Gesamtspielzeit von 53 Minuten ist für Morse geradezu ein Intermezzo. Aber der Song „Alive Again“ mit der Spielzeit von 26:42 Minuten entschädigt so über einiges hinweg. Ein wirklich gelungenes Ding und Morse spielt mal wieder ganz vorne mit beim modernen Prog!